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Spiel mit Massstäben
Neue Zürcher Zeitung

Designobjekte und Architekturentwürfe der Gruppe Oï

7. April 2000 - Irene Meier
An der Grenze zwischen der deutsch- und der französischsprachigen Schweiz, im malerischen Kleinstädtchen La Neuveville am Bielersee, hat die Gruppe Oï in einer alten Kleinfabrik ihr Atelier. Aurel Aebi, Armand Louis und Patrick Reymond sehen sich als Grenzgänger zwischen den beiden Landesteilen, aber auch zwischen Design, Innenarchitektur und Architektur. Sie planen für die Landesausstellung 2002 die Arteplage Neuenburg. Gleichzeitig arbeiten sie für die Swatch Group, für die sie Büros umbauen und Messestände und Displays konzipieren. Sie entwerfen zudem Möbel und Accessoires für Ikea und Wogg sowie Leuchten für Belux. Sie bauen Einfamilienhäuser und Fischerhäuschen; und für die Neugestaltung des öffentlichen Raumes in Biels Innenstadt entwarfen sie Parkbänke und Lampen.

Kleine Objekte tragen ebenso den Stempel der Gruppe Oï wie grosse Architekturentwürfe. Bewusst wollen sich die drei Gestalter, die seit 1991 zusammenarbeiten, nicht auf bestimmte Spezialgebiete festlegen, sondern mit der Massstäblichkeit ihrer Werke spielen. Ihr erstes gemeinsames Projekt war ihre Abschlussarbeit als Innenarchitekten. Damals kreierten sie eine multifunktionale Hygienesäule, die das herkömmliche Badezimmer ersetzt. Seither betrachten sie die Arbeit in der Gruppe als grossen Vorteil, da jeder eigene Facetten in die Arbeit mit einbringt. Vieles entwickle sich bei ihnen in Gesprächen, bei denen jeder Partner für ein Projekt seine Assoziationen formuliere und bebildere, erzählt Aebi. Ihr Studio soll eine relativ kleine kreative Zelle bleiben. Für grosse Projekte wie die Landesausstellung oder die Gestaltung der Bieler Innenstadt arbeitet Oï mit auswärtigen Spezialisten zusammen.

Spielerisch nähern sie sich ihren Projekten an: Die Idee zur Ellipsenform beispielsweise, die sie der Arteplage zum Thema «Natur und Künstlichkeit» geben, entstand bei einem Experiment, bei dem sie Öl ins Wasser tröpfeln liessen und die dabei entstehenden Figuren studierten. Die künstlichen Schilfhalme, die die Arteplage umgeben, verdanken ihre Form einer Handvoll Spaghetti. Sich sanft im Wind wiegend, werden sie dereinst die Ausstellungsbesucher empfangen. Abends werden sie - von Solarstrom gespeist - aufleuchten.

Auch für eine Parkbank für die Bieler Innenstadt (1998) wurde eine aussergewöhnliche Form gewählt. Holz verformt sich mit der Zeit automatisch. Die Gestalter von Oï wollten dieser Entwicklung zuvorkommen: Sie verformten die Holzlatten selber, indem sie sie in die Bankstruktur einspannten und dadurch zum stabilen Element machten. Dasselbe Prinzip wenden sie nun auch für eine Brücke über die Thielle an. Diese führt quasi über den «Röstigraben», was durch die vertikal an die Brückengeländer gesetzten Holzelemente mit Inschriften in Deutsch und Französisch unterstrichen wird. Die Struktur der Brücke erinnert an eine Handorgel. Verkleinert findet man diese Form dann bei einer Hängeleuchte aus Polycarbonat wieder. Das Erproben derselben Idee in verschiedenen Massstäben für ganz unterschiedliche Objekte empfinden Aebi, Louis und Reymond als besonders reizvoll. Spannung als ein Leitmotiv findet man auch beim Wanddiener aus rezyklierten Petflaschen, der sich - an die Wand montiert - entfaltet, «entspannt» und so seine Dienste anbietet. Traditionelle wie innovative Materialien auch auf unübliche Anwendungsmöglichkeiten zu erproben, ist ihnen ein wichtiger Arbeitsanreiz. Dieses kreative Vorgehen führt immer wieder zu überraschenden Resultaten.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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