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Greg Lynn hat im vergangenen Jahr die Nachfolge Hans Holleins an der Universität für angewandte Kunst angetreten. Er begreift Architektur als ständige Forschungsarbeit.
10. September 2003 - Elke Krasny
Neueste Technologien in ihrem Funktionieren, in ihrem Wesen begreifen lernen und begreifen lehren, das ist Herausforderung und Anreiz für Lynns architektonisches Denken. Ob im Design oder in der Mode, in der Autoindustrie oder im Filmdesign, ob in Computeranimationsprogrammen oder in der Flugzeugindustrie, immer gilt es, mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten und ihr Potenzial für die Architektur auszuloten.
Im Industriedesign kommen immer mehr freiachsig gekrümmte Flächen zum Einsatz, die herkömmliche Architekturpraxis hinkt da noch weit hinterher. So wird Architektur zur Forschungsarbeit, die sich methodisch das Experiment als Auffrischungskur verordnet.
Das Potato-Problem
Ökologie, Natur, Genetik sind für Lynn die neuen Leitworte, die Architektur zu repräsentieren hat. In Lynns Analyse und Architekturbegreifen spielen organischen Formen eine eminente Rolle. Die erste Aufgabe, die Greg Lynn seinen Wiener Studierenden stellte, lautete schlicht „potato problem“. Und genau aus dieser Aufgabenstellung lässt sich die Logik eines Architekturansatzes und seines Begreifens von Oberflächen und ihren Komplexitäten nachvollziehen.
So einfach die Kartoffel auf den ersten Blick erscheinen mag, so schwierig ist es, die Logik ihrer Form zu erfassen, ihre Eigenschaften in den Blick und in den Griff zu bekommen und mit den neusten technologischen Möglichkeiten zu bearbeiten. Die Logik der Form und die Logik des Computers verstehen und verwenden zu lernen, sind die zwei Kehrseiten der Medaille, die die Herangehensweise an das Architekturlehren bestimmen.
Da kann nicht einfach auf bestehende Systeme zurückgegriffen werden, der sichere Haltegriff konventioneller Formen wie rechte Winkel oder Kreise ist abmontiert, und das Formverstehen selbst wird zur architektonischen Herausforderung. Die technische Ausstattung, die für diese Entwurfs- und Experimentierpraxis vonnöten ist, wird an der Universität für angewandte Kunst nun Schritt um Schritt aufgebaut.
Die Natur des Computers
Greg Lynn versteht den Computer als neue Art von Haustier und setzt auf die Lernfähigkeit des Menschen, dessen konnektive Qualitäten auszuloten. Seine Räume sind temporal, flüssig, dynamisch. Er spürt als Theoretiker und Praktiker den durch die Computerisierung veränderten Produktions- und Wahrnehmungsbedingungen architektonischer Formen nach. Ihm geht es nicht nur um computergenerierte Formveränderung, sondern um die Hervorbringung neuer Strukturen, neuer Ornamente mittels Computer.
Sein Architekturwollen beschreibt Lynn mit dem Wort „intricacy“, Kompliziertheit, in der immer auch die Feinheiten und Nuancen der Differenzierung und des Verwobenseins mitschwingen. Organisches, Lebewesen stehen Pate für technische Modelle, für räumliche Entwicklungen. Doch anders als im gegenüberstellenden Begegnungsraum historischer Wunderkammern werden die Überschneidungen und Begegnungsmöglichkeiten zwischen Natur, Technik und Kultur, nun computerisiert und finden sich in dynamisierte Form gegossen im Raum der Architektur wieder.
Im Industriedesign kommen immer mehr freiachsig gekrümmte Flächen zum Einsatz, die herkömmliche Architekturpraxis hinkt da noch weit hinterher. So wird Architektur zur Forschungsarbeit, die sich methodisch das Experiment als Auffrischungskur verordnet.
Das Potato-Problem
Ökologie, Natur, Genetik sind für Lynn die neuen Leitworte, die Architektur zu repräsentieren hat. In Lynns Analyse und Architekturbegreifen spielen organischen Formen eine eminente Rolle. Die erste Aufgabe, die Greg Lynn seinen Wiener Studierenden stellte, lautete schlicht „potato problem“. Und genau aus dieser Aufgabenstellung lässt sich die Logik eines Architekturansatzes und seines Begreifens von Oberflächen und ihren Komplexitäten nachvollziehen.
So einfach die Kartoffel auf den ersten Blick erscheinen mag, so schwierig ist es, die Logik ihrer Form zu erfassen, ihre Eigenschaften in den Blick und in den Griff zu bekommen und mit den neusten technologischen Möglichkeiten zu bearbeiten. Die Logik der Form und die Logik des Computers verstehen und verwenden zu lernen, sind die zwei Kehrseiten der Medaille, die die Herangehensweise an das Architekturlehren bestimmen.
Da kann nicht einfach auf bestehende Systeme zurückgegriffen werden, der sichere Haltegriff konventioneller Formen wie rechte Winkel oder Kreise ist abmontiert, und das Formverstehen selbst wird zur architektonischen Herausforderung. Die technische Ausstattung, die für diese Entwurfs- und Experimentierpraxis vonnöten ist, wird an der Universität für angewandte Kunst nun Schritt um Schritt aufgebaut.
Die Natur des Computers
Greg Lynn versteht den Computer als neue Art von Haustier und setzt auf die Lernfähigkeit des Menschen, dessen konnektive Qualitäten auszuloten. Seine Räume sind temporal, flüssig, dynamisch. Er spürt als Theoretiker und Praktiker den durch die Computerisierung veränderten Produktions- und Wahrnehmungsbedingungen architektonischer Formen nach. Ihm geht es nicht nur um computergenerierte Formveränderung, sondern um die Hervorbringung neuer Strukturen, neuer Ornamente mittels Computer.
Sein Architekturwollen beschreibt Lynn mit dem Wort „intricacy“, Kompliziertheit, in der immer auch die Feinheiten und Nuancen der Differenzierung und des Verwobenseins mitschwingen. Organisches, Lebewesen stehen Pate für technische Modelle, für räumliche Entwicklungen. Doch anders als im gegenüberstellenden Begegnungsraum historischer Wunderkammern werden die Überschneidungen und Begegnungsmöglichkeiten zwischen Natur, Technik und Kultur, nun computerisiert und finden sich in dynamisierte Form gegossen im Raum der Architektur wieder.
Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at
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