Artikel
Ein überdimensionales Spiegelkabinett
Kulturhauptstadt Graz
Soeben enthüllt: „Die gespiegelte Stadt“ von Alexander Kada auf dem Freiheitsplatz in Graz
2. August 2003 - Thomas Trenkler
Der Titel rührt zwar noch aus einer Zeit, als alles möglich schien in der Kulturhauptstadt, so auch eine Gespiegelte Stadt. Doch dann kürzte der Bund seine Zuwendung um 20 Prozent, sprich 3,6 Millionen Euro, und der Europäischen Union war Graz 2003 nur mehr die Hälfte der erwarteten Summe wert. Ein herber Schlag für die Kulturhauptstadtmacher, die einige Projekte absagen, andere zusammenstutzen mussten, darunter auch die Intervention im öffentlichen Raum von Alexander und Klaus Kada: Eigentlich müsste sie jetzt „Der gespiegelte Platz“ heißen.
Eindrucksvoll ist das Ergebnis aber alleweil: Der international erfolgreiche Designer, Buchgestalter und Bühnenbildner Alexander Kada (sein Vater, der Architekt, stellte die Infrastruktur zur Verfügung) verwandelte den Freiheitsplatz in ein überdimensioniertes Spiegelkabinett, in dem man allerlei Überraschungen erleben kann - mit sich selbst als Hauptdarsteller eines Bilderkontinuums. Denn die um rund eine Million Euro errichtete Installation (64 Spiegelelemente mit insgesamt 1300 Quadratmetern Fläche) ermöglicht ungeahnte Sichtweisen, verbindet Details wie Fassaden und Dachlandschaften zu einer dreidimensionalen Collage und hebt die Grenzen zwischen realer und imaginärer Architektur auf.
Der besondere Gag liegt darin, dass der Platz leicht abschüssig ist, die Spiegelwände aber die gleiche Oberkante haben. Zudem ist die 3,20 bis 4,60 Meter hohe Installation mit ihrer betont klaren Struktur kein Labyrinth: Je nach Standpunkt kann sie monumental erscheinen - oder auch völlig unscheinbar. Und nicht nur die Statue von Kaiser Franz I. inmitten des Platzes wird mannigfaltig in die Unendlichkeit gespiegelt: Um noch weitere illusionistische Effekte zu ermöglichen, ließ Kada eine zehn Meter lange „Wand“ aus Bambuspflanzen errichten. Das Meer allerdings, das mittels Standleitung von Triest auf einen 15 Quadratmeter großen LED-Bildschirm übertragen wird, war ausdrücklicher Wunsch von Intendant Wolfgang Lorenz. Für ihn spiegelt es die Sehnsucht wider.
Alexander Kada kann mit dieser zusätzlichen Videoinstallation, die es wohl nicht unbedingt gebraucht hätte, (inzwischen) gut leben. Und enthält sich vornehm jedweden Kommentars. Er ließ hingegen die blau-weißen Parkplatzmarkierungen erneuern, da sie, wie sich herausstellte, faszinierende grafische Muster erzeugen. Dass der Platz den Autos gehören solle, wollte Kada damit aber nicht ausdrücken: Ihm wäre sehr daran gelegen, wenn die Gespiegelte Stadt nicht, wie geplant, nach dem 31. Oktober abgebaut würde, sondern längerfristig bestehen bliebe. Zumal die Spiegelwände winterfest seien und die Stadt beabsichtige, den Freiheitsplatz künftig freizuhalten von Fahrzeugen, da ohnedies in nächster Nähe eine neue Tiefgarage in Betrieb genommen wird.
Der Unterstützung durch Graz 2003 darf sich Alexander Kada gewiss sein: Finanzchef Manfred Gaulhofer betont zwar, dass die Gespiegelte Stadt als temporäres Projekt angelegt wurde, kann dem Nachhaltigkeitsgedanken aber durchaus etwas abgewinnen. Nicht nur in Bezug auf diese Intervention: Auch der Marienlift von Richard Kriesche könnte theoretisch über 2003 in Betrieb gehalten werden. Für den Uhrturmschatten von Markus Wilfling am Schlossberg auf Dauer bräuchte es allerdings Genehmigungen vom Denkmalamt wie der Naturschutzbehörde. Und damit Vito Aconcis Murinsel weiter wie ein Blob im Wasser liegen kann, sei ein Gemeinderatsbeschluss notwendig.
Eindrucksvoll ist das Ergebnis aber alleweil: Der international erfolgreiche Designer, Buchgestalter und Bühnenbildner Alexander Kada (sein Vater, der Architekt, stellte die Infrastruktur zur Verfügung) verwandelte den Freiheitsplatz in ein überdimensioniertes Spiegelkabinett, in dem man allerlei Überraschungen erleben kann - mit sich selbst als Hauptdarsteller eines Bilderkontinuums. Denn die um rund eine Million Euro errichtete Installation (64 Spiegelelemente mit insgesamt 1300 Quadratmetern Fläche) ermöglicht ungeahnte Sichtweisen, verbindet Details wie Fassaden und Dachlandschaften zu einer dreidimensionalen Collage und hebt die Grenzen zwischen realer und imaginärer Architektur auf.
Der besondere Gag liegt darin, dass der Platz leicht abschüssig ist, die Spiegelwände aber die gleiche Oberkante haben. Zudem ist die 3,20 bis 4,60 Meter hohe Installation mit ihrer betont klaren Struktur kein Labyrinth: Je nach Standpunkt kann sie monumental erscheinen - oder auch völlig unscheinbar. Und nicht nur die Statue von Kaiser Franz I. inmitten des Platzes wird mannigfaltig in die Unendlichkeit gespiegelt: Um noch weitere illusionistische Effekte zu ermöglichen, ließ Kada eine zehn Meter lange „Wand“ aus Bambuspflanzen errichten. Das Meer allerdings, das mittels Standleitung von Triest auf einen 15 Quadratmeter großen LED-Bildschirm übertragen wird, war ausdrücklicher Wunsch von Intendant Wolfgang Lorenz. Für ihn spiegelt es die Sehnsucht wider.
Alexander Kada kann mit dieser zusätzlichen Videoinstallation, die es wohl nicht unbedingt gebraucht hätte, (inzwischen) gut leben. Und enthält sich vornehm jedweden Kommentars. Er ließ hingegen die blau-weißen Parkplatzmarkierungen erneuern, da sie, wie sich herausstellte, faszinierende grafische Muster erzeugen. Dass der Platz den Autos gehören solle, wollte Kada damit aber nicht ausdrücken: Ihm wäre sehr daran gelegen, wenn die Gespiegelte Stadt nicht, wie geplant, nach dem 31. Oktober abgebaut würde, sondern längerfristig bestehen bliebe. Zumal die Spiegelwände winterfest seien und die Stadt beabsichtige, den Freiheitsplatz künftig freizuhalten von Fahrzeugen, da ohnedies in nächster Nähe eine neue Tiefgarage in Betrieb genommen wird.
Der Unterstützung durch Graz 2003 darf sich Alexander Kada gewiss sein: Finanzchef Manfred Gaulhofer betont zwar, dass die Gespiegelte Stadt als temporäres Projekt angelegt wurde, kann dem Nachhaltigkeitsgedanken aber durchaus etwas abgewinnen. Nicht nur in Bezug auf diese Intervention: Auch der Marienlift von Richard Kriesche könnte theoretisch über 2003 in Betrieb gehalten werden. Für den Uhrturmschatten von Markus Wilfling am Schlossberg auf Dauer bräuchte es allerdings Genehmigungen vom Denkmalamt wie der Naturschutzbehörde. Und damit Vito Aconcis Murinsel weiter wie ein Blob im Wasser liegen kann, sei ein Gemeinderatsbeschluss notwendig.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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