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Junger Salon vorm Theater
Kultur und Party in Krakau: der „Garten der Künste“, ein Neubau des Juliusz-Slowacki-Theaters. Nahe der Altstadt, fungiert er als Magnet für studentisches Publikum.
24. August 2013 - Iris Meder
Wichtige Komponenten sind das einstige jüdische Viertel Kazimierz, das mittlerweile, ähnlich wie etwa in Budapest, zum romantisch-abgeschabten angesagten Ausgehquartier wurde, und, in Verbindung hiermit, die durch Steven Spielbergs Film bekannt gewordene frühere Schindler-Fabrik, auf deren Gelände in den letzten Jahren neben einem Dokumentationszentrum in den alten Gebäuden der Neubau eines Museums für moderne Kunst entstanden ist. Trotz aller touristischerAttraktivität ist das historische Zentrum in Krakau aber auch ein beliebter Ausgeh-Ort für Einheimische, die abends die zahlreichen Gastgärten, Kellerlokale und Musikklubs bevölkern.
Um dem neben Party- und Populärkultur bestehenden Kulturhunger zu begegnen, hat jüngst das lokale Juliusz-Slowacki-Theater mit dem „Garten der Künste“ den Neubau einer zusätzlichen Spielstätte fertiggestellt. Wie das pompöse historistische Haupthaus liegt auch die neue Bühne nahe der Altstadt und dem Glacis. Der L-förmige Baugrund mit relativ schmalen Zugängen von zwei Straßen ist in einer dicht bebauten Gegend situiert, mit der Haupterschließung von einer engen Gasse gegenüber einer ehemaligen Kaserne aus dem 19. Jahrhundert, die heute die Universitätsbibliothek beherbergt. Das bringt viel studentisches Publikum und damit auch den Bedarf nach öffentlichen Freiräumen ohne Konsumationszwang mit sich.
Der aus einem 2005 ausgeschriebenen Wettbewerb hervorgegangene Entwurf des ortsansässigen Architekturbüros Ingarden & Ewý Architects, der nun realisiert wurde, setzt auf das Grundstück, dessen heterogener Zuschnitt keinen dominanten Solitär erlaubte, einen strukturellen Einbauvon Raumfolgen auf innerstädtischen Reststücken, der gleichzeitig als Verbindung zwischen zwei Straßen fungiert und im Sinne urbaner Nachverdichtung durch Abriss entstandene Lücken „auffüllt“, nach außen aber kaum als gebautes Volumen in Erscheinung tritt.
Der Hauptzugang tritt Passanten überhaupt nicht als gebaute Konstruktion, sondern als Freiraum entgegen: mit einem zeitgenössischen Beserlpark mit üppig begrünten Beeten und vom Architekten Krzysztof Ingarden entworfenen Betonbänken mit Holzsitzflächen und integrierter indirekter Beleuchtung. Der von den Landschaftsarchitektinnen Karolina Bober und Malgorzata Tujko vom Büro Land Arch geplante Freiraum fungiert als öffentlicher städtischer Salon wie auch als Pausenfoyer und Entrée zum dahinter liegenden Theater. Der umbaute und trotzdem offene Raum reagiert auf die umgebende gebaute Struktur – der Freibereich ist von einem offenen Metallgerüst gefasst und schattenspendend überdacht, das in abstrahierter Form eine nicht mehr bestehende Bebauung nachzeichnet. Teil der Geschichte des Ortes, und damit auch des Konzeptes des Neubaus am historischen Ort, ist schon der Name der Zugangsstraße Rajska, Paradiesstraße, der sich auf die einst in der Nähe bestehenden „Paradiesgärten“ Krakaus bezieht.
Der gesamte Theaterkomplex gibt sich, für die Bauaufgabe nicht unbedingt typisch, als Gitterkonstruktion aus terracottarotenvertikalen Keramikstäben, im Bereich des Vorgartens offen, in den gebauten Bereichen verglast. Beim Betreten des Foyers sieht man sich einer Ziegelwand gegenüber – der Rekonstruktion der Wand einer Reithalle, die hier einmal stand. Die schlichte, schmucklose Wand wurde abgetragen und anschließend im Zuge des Neubaus aus deneingelagerten Ziegeln akribisch wiederaufgebaut. Nun steht sie als einigermaßen aus dem Zusammenhang gerissenes und in seiner Bedeutung damit recht überfrachtetes Element etwas verloren im Neubau. Diese postmoderne Geste muss man allerdings wohl auch im Zusammenhang mit derGeschichte des von Zerstörungen immerwieder besonders stark mitgenommenen Polen sehen. Letztlich ist das rekonstruierte „historische“ Element aber das einzige im Neubau und funktioniert auch im Zusammenhang der neuen architektonischen Konzeption.
Hinter dem Foyer tut sich ein – über ein strukturell ebenfalls auf die historische Reithalle Bezug nehmendes Dachfenster – belichteter Raum auf, den man über die Empore betritt, und der als Pausenraum ebenso wie als Veranstaltungssaal fungieren kann, gefolgt vom gleichfalls über ein verdunkelbares Glasdach belichteten großen Theaterraum mit einem Fassungsvermögen von 300 Zuschauern. Ein völlig opakes Inneres bietet in der transparenten Hülle zusätzlich der Kinoraum im Untergeschoß, in dem das Theater künstlerische Filmreihen präsentiert. Im rückwärtigen Teil des Komplexes liegen die Büros der Theatermitarbeiter, während der rechtwinklig zur benachbarten Straße abgewinkelte Trakt eine Mediathek mit Lese- und Konferenzräumen und ein eingetieftes Café mit kleinem Gastgarten aufnimmt, das seinerseits für kleinere Musik-Acts genutzt werden kann.
Von hier führt der Weg schließlich über eine Rampe wieder nach oben auf das Straßenniveau, wo dem schmalen Neubautrakt ein zweiter Freibereich mit Beeten und Sitzbänken vorgeschaltet ist. Transparent, zugänglich, zeitgenössisch, nimmt der Komplex auf die Umgebung Bezug, ohne sich anzubiedern.
Um dem neben Party- und Populärkultur bestehenden Kulturhunger zu begegnen, hat jüngst das lokale Juliusz-Slowacki-Theater mit dem „Garten der Künste“ den Neubau einer zusätzlichen Spielstätte fertiggestellt. Wie das pompöse historistische Haupthaus liegt auch die neue Bühne nahe der Altstadt und dem Glacis. Der L-förmige Baugrund mit relativ schmalen Zugängen von zwei Straßen ist in einer dicht bebauten Gegend situiert, mit der Haupterschließung von einer engen Gasse gegenüber einer ehemaligen Kaserne aus dem 19. Jahrhundert, die heute die Universitätsbibliothek beherbergt. Das bringt viel studentisches Publikum und damit auch den Bedarf nach öffentlichen Freiräumen ohne Konsumationszwang mit sich.
Der aus einem 2005 ausgeschriebenen Wettbewerb hervorgegangene Entwurf des ortsansässigen Architekturbüros Ingarden & Ewý Architects, der nun realisiert wurde, setzt auf das Grundstück, dessen heterogener Zuschnitt keinen dominanten Solitär erlaubte, einen strukturellen Einbauvon Raumfolgen auf innerstädtischen Reststücken, der gleichzeitig als Verbindung zwischen zwei Straßen fungiert und im Sinne urbaner Nachverdichtung durch Abriss entstandene Lücken „auffüllt“, nach außen aber kaum als gebautes Volumen in Erscheinung tritt.
Der Hauptzugang tritt Passanten überhaupt nicht als gebaute Konstruktion, sondern als Freiraum entgegen: mit einem zeitgenössischen Beserlpark mit üppig begrünten Beeten und vom Architekten Krzysztof Ingarden entworfenen Betonbänken mit Holzsitzflächen und integrierter indirekter Beleuchtung. Der von den Landschaftsarchitektinnen Karolina Bober und Malgorzata Tujko vom Büro Land Arch geplante Freiraum fungiert als öffentlicher städtischer Salon wie auch als Pausenfoyer und Entrée zum dahinter liegenden Theater. Der umbaute und trotzdem offene Raum reagiert auf die umgebende gebaute Struktur – der Freibereich ist von einem offenen Metallgerüst gefasst und schattenspendend überdacht, das in abstrahierter Form eine nicht mehr bestehende Bebauung nachzeichnet. Teil der Geschichte des Ortes, und damit auch des Konzeptes des Neubaus am historischen Ort, ist schon der Name der Zugangsstraße Rajska, Paradiesstraße, der sich auf die einst in der Nähe bestehenden „Paradiesgärten“ Krakaus bezieht.
Der gesamte Theaterkomplex gibt sich, für die Bauaufgabe nicht unbedingt typisch, als Gitterkonstruktion aus terracottarotenvertikalen Keramikstäben, im Bereich des Vorgartens offen, in den gebauten Bereichen verglast. Beim Betreten des Foyers sieht man sich einer Ziegelwand gegenüber – der Rekonstruktion der Wand einer Reithalle, die hier einmal stand. Die schlichte, schmucklose Wand wurde abgetragen und anschließend im Zuge des Neubaus aus deneingelagerten Ziegeln akribisch wiederaufgebaut. Nun steht sie als einigermaßen aus dem Zusammenhang gerissenes und in seiner Bedeutung damit recht überfrachtetes Element etwas verloren im Neubau. Diese postmoderne Geste muss man allerdings wohl auch im Zusammenhang mit derGeschichte des von Zerstörungen immerwieder besonders stark mitgenommenen Polen sehen. Letztlich ist das rekonstruierte „historische“ Element aber das einzige im Neubau und funktioniert auch im Zusammenhang der neuen architektonischen Konzeption.
Hinter dem Foyer tut sich ein – über ein strukturell ebenfalls auf die historische Reithalle Bezug nehmendes Dachfenster – belichteter Raum auf, den man über die Empore betritt, und der als Pausenraum ebenso wie als Veranstaltungssaal fungieren kann, gefolgt vom gleichfalls über ein verdunkelbares Glasdach belichteten großen Theaterraum mit einem Fassungsvermögen von 300 Zuschauern. Ein völlig opakes Inneres bietet in der transparenten Hülle zusätzlich der Kinoraum im Untergeschoß, in dem das Theater künstlerische Filmreihen präsentiert. Im rückwärtigen Teil des Komplexes liegen die Büros der Theatermitarbeiter, während der rechtwinklig zur benachbarten Straße abgewinkelte Trakt eine Mediathek mit Lese- und Konferenzräumen und ein eingetieftes Café mit kleinem Gastgarten aufnimmt, das seinerseits für kleinere Musik-Acts genutzt werden kann.
Von hier führt der Weg schließlich über eine Rampe wieder nach oben auf das Straßenniveau, wo dem schmalen Neubautrakt ein zweiter Freibereich mit Beeten und Sitzbänken vorgeschaltet ist. Transparent, zugänglich, zeitgenössisch, nimmt der Komplex auf die Umgebung Bezug, ohne sich anzubiedern.
Für den Beitrag verantwortlich: Spectrum
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