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reform der zu reformierenden
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Anmerkungen zur Entwicklung der Studienrichtung Landschaftsplanung und Landschaftspflege an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien.

1. April 2000 - Beatrice Bednar
An der BOKU hat sich viel verändert in den letzten Jahren, wird immer wieder behauptet. Und es gibt auch Zeichen dafür. Anfang der achtziger Jahre wurde der Studienversuch Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung gestartet. Ausgangspunkt war die hohe Einreichquote des gleichnamigen Studium irregulare. Vor allem die Ökologiebewegung hat das Interesse am umfassenden Umwelt- und Naturschutz entfacht. Der Lehrplan umfaßte daher ein breites Spektrum an der BOKU und an anderen Wiener Universitäten angebotener, vor allem naturwissenschaftlicher und technischer Lehrveranstaltungen. Die StudentInnenzahlen stiegen rasch an. Ende der achtziger Jahre inskribierten rund 350 StudienanfängerInnen den Studienversuch. Die Landschaftsökologie boomte.

Dennoch gab es nach zehnjähriger Probezeit 1991 ein hartes Ringen um die Einführung einer regulären Studienrichtung. Die Aufregung war groß. Die BOKU bekannte sich zwar zum Studienversuch, das Ja vom Ministerium fehlte jedoch noch. Am Tag einer mit viel Engagement vorbereiteten Studentendemonstration war es dann doch soweit. Die neue Studienrichtung hieß nun Landschaftsplanung und Landschaftspflege. Der inhaltliche Schwerpunkt sollte stärker in der Planung situiert werden, auch um die Ausbildung von dem ebenfalls neu eingerichteten Studienzweig Ökologie an der Universität Wien zu differenzieren. Damit orientierte sich die Lehre in Österreich auch stärker an jener in Deutschland und den Niederlanden, wo die Disziplin der Landschaftsplanung bereits eine längere Tradition hat.

Studium regulare

Mit der Etablierung als reguläre Studienrichtung wurden vier Ordinariate für die Kernfächer Landschaftsplanung, Freiraumgestaltung, Naturschutz und Landschaftspflege sowie Landschaftsbau und Ingenieurbiologie eingerichtet und drei neue ProfessorInnen berufen. Trotz der hohen HörerInnenzahlen wurden jedoch anstatt der vier versprochenen nur zwei neue Institute eingerichtet. Auch im Zuge der Umstrukturierung der BOKU auf Basis des UOG 932 erhielt die Landschaftsplanung keinen eigenen Studiendekan und wird daher bis heute nicht mit den anderen Studienrichtungen gleichgestellt.

Mit der Einführung der regulären Studienrichtung mußte auch der Studienplan an die neuen Schwerpunkten angepaßt werden. Die Stundenanzahl wurde reduziert, die Übungen schwerpunktmäßig in den Bereich der Kernfächer verlagert und in den Wahlfächkatalog vermehrt planungsrelevante Fächern aufgenommen. Federführend bei dieser Reform waren vor allem engagierte StudentInnen sowie die Lehrenden des Studienversuchs, die großteils aus naturwissenschaftlichen Disziplinen stammten.

Mit der Umwandlung des Simonyhauses zum „Haus der Landschaft“erhielt die Studienrichtung auch ein eigenes Lehrgebäude. Basierend auf dem neuen Hochschulstudiengesetz von 1997 sollte diese nun neu organisiert, der Lehrplan der Studienrichtung grundlegend reformiert werden.

Kleine Schritte – vor und zurück

Mit den neuen Ordinarien sind nun Lehrende aus dem Kernbereich vorhanden, die der Studienrichtung mehr Profil geben und die Eigenständigkeit der Disziplin bereits in der Ausbildung stärken können. Die interne inhaltliche Diskussion in den Arbeitskreisen der Studienkommission schritt voran. Wesentliche inhaltliche und methodische Mängel in der Ausbildung wurden angesprochen und Reformvorschläge in bezug auf Inhalte (Stärkung der soziologischen, wirtschaftlichen, gestalterischen, technisch-handwerklichen und planerischen Fächer) und Lehrmethoden (weniger klassische Vorlesungen, mehr Projekte und Übungen) ausgearbeitet. Doch bald wurde klar, daß es schließlich auch um die Neuverteilung eines Kuchens geht, von dem jedes Fach ein Stück bekommen wollte. Und solange in der Studienkommission nicht die Lehrenden aus den Kernbereichen stärker vertreten sind, wird die Reform durch die zu Reformierenden (auf-)gehalten werden.

Die Diskussion wurde daher mehr von dem unausgesprochenen Ziel der Erhaltung des Einflußbereiches der bisher an der Lehre beteiligten Disziplinen dominiert. Dafür sind dann auch alle bereit, die Inhalte ihrer Lehrveranstaltungen zu überarbeiten. Beispielsweise sollen Mathematik, Statistik und Chemie (endlich) anwendungsorientiert gelesen werden, und – unabhängig davon, ob sie für die Arbeit und Forschung der Landschaftsplanung wichtig sind – als Pflichtfächer erhalten bleiben. Wesentliche Veränderungen bringt der Entwurf zum neuen Lehrplan, der nun bald in die Begutachtungsphase gehen wird, daher wieder nicht. Das Stundenausmaß wurde etwas reduziert, einige Vorlesungsnamen geändert und neue Lehrveranstaltungsformen wie beispielsweise Vorlesungen mit Übungscharakter (VU) eingeführt. Weiters wurde die zeitliche Abfolge der Lehrveranstaltungen im Lehrplan geändert, an die sich aber so oder so viele Studierende nicht halten. Korrigiert wurde auch die Größe der Kuchenstücke: die Kernfächer haben wieder ein bißchen mehr bekommen.
Als wichtigste Neuerung kann die Studieneingangsphase genannt werden, in der ein Einblick in alle Kernfächer, aber auch in die Breite der Disziplin geboten wird, .

Der Wille zählt

Was hat der jahrelange Diskussionsprozess also gebracht. Eine Auseinandersetzung mit den Lehrinhalten durch die am Prozeß Beteiligten auf jeden Fall. Viel Zeit und Mühe wurde von den in den Kernbereichen der Landschaftsplanung Lehrenden, von externen BeraterInnen aus der Praxis und vor allem von den Studierenden investiert, um die Inhalte, Ziele und Kompetenzen dieser Disziplin auch alten „BOKUhasen“ näherzubringen. Fächerübergreifende Projektübungen in der Studieneingangsphase und interdisziplinäre Vertiefungsprojekte sind ein Resultat dieser Bemühungen ebenso wie die Bereitschaft vieler an der Lehre beteiligten Fachdisziplinen zu einer verstärkten Zusammenarbeit mit den Kernbereichen und einer Auseinandersetzung mit den Inhalten der Disziplin.

Teamfähigkeit, interdisziplinäres Arbeiten und kritisches, vernetztes Denken

Das sind einige der Fähigkeiten, die Studierende der Landschaftsplanung in ihrer Ausbildung, dem erstellten Qualifikationsprofil entsprechend, erwerben sollen. Lernen basiert auf Vermittlung von anderen und/oder auf der eigenständigen Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen. Die erwünschten Fähigkeiten müssen daher einerseits von den Lehrenden transportiert und andererseits den Lernenden zuerkannt werden.

Im Zuge der Studienplanerstellung wurde aber immer wieder darauf hingewiesen, daß die Studierenden strenge Vorgaben brauchen, da sie sich ansonten nur „durchwursteln“. Und es soll doch keine AbsolventInnen geben, die nichts können. 200 Prüfungsstunden sind im neuen Studienplan zu absolvieren. Wer das schafft und dennoch nichts kann, ist nicht nur selber schuld. Hier müssen sich auch die Lehrenden an der eigenen Nase nehmen, und nicht von den Studierenden etwas verlangen, was sie selbst nicht zuwege bringen. Teamfähigkeit, interdisziplinäres Arbeiten und (selbst-)kritisches, vernetztes Denken muß von den Lehrenden nicht nur beherrscht, sondern auch vermittelt werden. Die Erfahrungen mit dem im neuen Lehrplan nicht mehr enthaltenen, interdisziplinären Freilandpraktikum haben gezeigt, daß hier vor allem auf Seite der Lehrenden noch großer Lernbedarf in Organisation, Methodik sowie auf inhaltlicher Ebene besteht. Schließlich geht es aber auch darum, sich an jenen Studierenden zu orientieren, die mit Interesse und Engagement an ihrer Ausbildung arbeiten. Eine Evaluierung der Lehrveranstaltungen durch die Studierenden, wie sie beispielsweise in den USA bereits seit Jahren praktiziert wird, würde nicht nur auf Mängel in der Lehre hinweisen, sondern auch zeigen, daß die Studierenden ernst genommen und gleichberechtigt behandelt werden.

Lehrinhalte

Nach der Begutachtungs- und Bewilligungsphase des neuen (alten) Studienplans wird es daher vor allem darum gehen, die Inhalte der Lehrveranstaltungen gemäß den Zielen der Ausbildung zu gestalten und die Veränderungen in den Lehrformen (VU etc.) nicht als leere Worthülsen stehen zu lassen. Wünschenswert ist einerseits eine stärkere Integration in der Praxis arbeitender LandschaftsplanerInnen in die Lehre und andererseits eine stärkere inhaltliche Abstimmung der Lehrveranstaltungen auf die Aufgaben, Arbeits- und Forschungsfelder der Landschaftsplanung.

Viele für die Disziplin wichtige Fächer fehlen weiterhin im Pflichtbereich des Studienplans. Als Beispiele seien hier einerseits Theorie- und Methodenlehre, andererseits Projektmanagement, Ausführungsplanung und Bauleitung genannt.
Zumindest teilweise sind diese Lehrinhalte im Wahlfachkatalog enthalten, der in mehreren Töpfen ein breites Spektrum an Lehrveranstaltungen beinhaltet. Positiv zu bewerten ist hier vor allem auch das erweiterte Angebot in den Bereichen EDV, Darstellungsmethoden und Feministische Planung. Aufgrund der knappen finanziellen Ressourcen und der geringeren StudentInnenzahlen ist jedoch zu befürchten, daß einige Wahlfächer schließlich nicht abgehalten werden, da eine MindesthörerInnenzahl von 15 erreicht werden muß. Gerade aus diesem Grund ist die drastische Reduktion der Anrechnungs- und Austauschmöglichkeiten von Pflicht- und Wahlfächern (bisher waren es bis zu 50 % im 2. Studienabschnitt) mit an anderen Universitäten angebotenen Lehrveranstaltung negativ zu bewerten. Im neuen Studienplan sind nur mehr 20 Wochenstunden frei wählbar. Dieses Stundenausmaß ist bei Absolvierung eines Studienaufenthaltes im Ausland bald erschöpft. Die Regelung ist nicht nur aus ökonomischen Gründen in Frage zu stellen, sondern auch in bezug auf die Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeit ein Rückschritt.

Aus der Sicht der AbsolventInnen ist schließlich auch das kaum vorhandene Weiterbildungsangebot (3) für LandschaftsplanerInnen an der Universität für Bodenkultur zu bemängeln. Letztlich ist Bildung ein fortlaufender Prozeß, der weder mit dem Abschluß eines Studiums noch mit der Einführung eines neuen Studienplanes als beendet verstanden werden sollte. Die nächste „Reform“ kommt bestimmt.


DI Beatrice Bednar studierte Landschaftsplanung und Landschaftspflege an der Universität für Bodenkultur und arbeitet derzeit freiberuflich in Wien und Kärnten.

1 Dieser Artikel wurde von DI Beatrice Bednar mit Unterstützung von DI Heide Studer verfaßt. Beide haben als Studierende sowie als AbsolventInnen am Prozeß der Studienplanerstellung mitgewirkt.
2 1993 neu eingeführtes Universitätsorganisationsgesetz
3 Informationen zum Weiterbildungsangebot der Universität für Bodenkultur finden Sie in der Broschüre „An der Bodenkultur zu Gast“, die vom Vizerektor herausgegeben wird. Informationen unter: Vizerektorat für Weiterbildung und Personalentwicklung, Universität für Bodenkultur Wien, Gregor-Mendl-Str. 33, A-1180 Wien, Tel: 01/47654-2608. Siehe auch www.boku.ac.at/weiterbildung/


1990 1990 endet die zweite Verländerung des Studienversuches Landschaftsökologie – das Aus für die junge Studienrichung scheint nahe. Etliche Studierende demonstrieren gegen dir „Totsagung“ der Landschaftsplanung – mit Erfolg.

der türkenwirt – kurz TÜWI genannt – war und ist ein wichtiger Treffpunkt und Ort der Auseinandersetzung an der BOKU. Im Garten des TÜWI demonstrieren Studierende der Landschaftsplanung die Umsetzung ihrer Planung sowie ihre Vorstellungen von Lehre – Lernen am Beispiel.

lehrende und studierende der Landschaftsplanung waren lange Zeit an Provisorien wie den Lehrplan des Studienversuchts oder das Arbeien in Baracken gebunden.
Mit der Umwandlung des Simonyhauses zum „Haus der Landschaft“ und der Studienplanreform erhält die Landschaftsplanung ein eigenes „Lehrgebäude“ , das es zu nun zu füllen und zu pflegen gilt.

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