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„Ziehen Sie aufs Land, dann haben Sie es weiter in die Stadt!“
Was Raumplanung mit Gratis-Parken am Urfahraner Jahrmarktgelände zu tun hat.
8. März 2014 - Lorenz Potocnik
LINZ. Mit dem Slogan im Titel warb vor rund 15 Jahren ein deutscher Automobilhersteller für sein neues Coupé. Um den Fahrspaß länger und am besten zweimal täglich genießen zu können, forderte die Werbung auf, weit vom Arbeitsplatz entfernt den Wohnort zu wählen.
Das klingt absurd – ist aber von der Realität nicht weit entfernt. Zwar ist es in erster Linie nicht der Fahrspaß, aber eine große Mehrheit träumt immer noch vom Wohnen in grüner, ländlich-ruhiger Umgebung. Natürlich sollen dafür eine leistungsfähige Straße in die Stadt und dort viel Parkplätze vorhanden sein. Diese individuelle Entscheidung finanziert jedoch die öffentliche Hand.
Stadt, Land und Bund fördern diese Zersiedelung in vielfältiger Art, nach Kräften, trotz besseren Wissens um die hohen Kosten für die Allgemeinheit, die Schäden an der Umwelt und die sozialen Nachteile. Täglich pendeln rund 260.000 Kraftfahrzeuge nach Linz ein und wieder aus. Dazu kommen 165.000 innerstädtische Fahrten durch Linzer selbst. Die Folgen zeigen sich nicht nur in Abgasen und Lärm, sondern vor allem in einem gigantischen Platzverbrauch. Wir sprechen hier allein in Linz von vielen Millionen Quadratmetern. In innerstädtischen Lagen werden 80 Prozent des Straßenraums von fahrendem und ruhendem Verkehr beansprucht. Das ist Verschwendung von wertvollem urbanen Raum und das Gegenteil von hoher Flächenproduktivität.
Zersiedelung ist teuer
Der Skandal im Fall des Urfahraner Parkplatzes ist nicht, dass in Zukunft bezahlt werden soll, sondern dass das Parken hier bisher gratis war. Gebühren von ein bis drei Euro sind aber nicht die Lösung, es braucht ein Gesamt(verkehrs)konzept und effizientere Formen der Kooperation zwischen Stadt und Land.
Nur über gemeinsame raumplanerische Anstrengungen können die über Jahrzehnte entstandenen Fehlentwicklungen behoben werden. Darüber hinaus gehört der öffentliche Verkehr mit mutigen Investitionen konkurrenzfähig gemacht. Integraler Bestandteil ist es dabei, die für den öffentlichen Verkehr nötige Dichte der Besiedelungen anzustreben.
Unter Experten brennt dieses Thema schon seit Jahrzehnten. Mantraartig werden Entscheidungsträger und Bevölkerung darauf hingewiesen, dass die Zersiedelung mit gigantischem Flächenverbrauch (22,5 Hektar täglich in Österreich) und enormen Kosten für die Allgemeinheit einhergeht. Direkte und indirekte Förderungen in Milliardenhöhe (Straßenbau, Pendlerpauschale, kontraproduktive Wohnbauförderungen, Anschlusskosten, soziale Infrastruktur) schaffen Anreize für eine Lebensform, die vermeintlich ruhig, grün und ländlich, in Wirklichkeit aber laut, gefährlich, zeitintensiv, grau und langfristig teuer (auch für den Einzelnen) ist.
Das Auto ergänzt nur noch
Jeder kann so wohnen, wie er will, aber nicht auf Kosten der Allgemeinheit. Dazu braucht es ein neues Planungsparadigma: Unterlassen kontraproduktiver Förderungen kombiniert mit einer Aufholjagd bei den notwendigen Investitionen in die stadt- und umweltfreundlichen Verkehrsarten (Umweltverbund). Das Auto ist in diesem neuen Planungsparadigma nur noch ergänzend, also für besondere Zwecke gedacht.
Statt weiterer Autofixierung und trendverlängernden Scheinlösungen (Straßenausbau, Tunnels, Tiefgaragen, E-Mobilität, Park & ride) bedarf es dringend einer modernen stadt- und umweltverträglichen Mobilität mit wenig Autos. Ernsthaft betrieben, könnte der Zentralraum Oberösterreich Pionier eines neuen Verkehrszeitalters werden. Städte würden in ihrer Lebensqualität verbessert und der innerstädtische Außen- und Straßenraum wieder zum größten Teil den Bewohnern und dem Umweltverbund (EcoMobility) zur Verfügung gestellt werden. Die Luft wäre viel besser, Kinder könnten sich in Sicherheit überall bewegen, und die Stadt – schon jetzt der zukunftsfähigste Ort des Zusammenlebens – würde in ihrer Lebensqualität nicht mehr zu toppen sein. Auch nicht durch ein Haus im „Grünen“.
Das klingt absurd – ist aber von der Realität nicht weit entfernt. Zwar ist es in erster Linie nicht der Fahrspaß, aber eine große Mehrheit träumt immer noch vom Wohnen in grüner, ländlich-ruhiger Umgebung. Natürlich sollen dafür eine leistungsfähige Straße in die Stadt und dort viel Parkplätze vorhanden sein. Diese individuelle Entscheidung finanziert jedoch die öffentliche Hand.
Stadt, Land und Bund fördern diese Zersiedelung in vielfältiger Art, nach Kräften, trotz besseren Wissens um die hohen Kosten für die Allgemeinheit, die Schäden an der Umwelt und die sozialen Nachteile. Täglich pendeln rund 260.000 Kraftfahrzeuge nach Linz ein und wieder aus. Dazu kommen 165.000 innerstädtische Fahrten durch Linzer selbst. Die Folgen zeigen sich nicht nur in Abgasen und Lärm, sondern vor allem in einem gigantischen Platzverbrauch. Wir sprechen hier allein in Linz von vielen Millionen Quadratmetern. In innerstädtischen Lagen werden 80 Prozent des Straßenraums von fahrendem und ruhendem Verkehr beansprucht. Das ist Verschwendung von wertvollem urbanen Raum und das Gegenteil von hoher Flächenproduktivität.
Zersiedelung ist teuer
Der Skandal im Fall des Urfahraner Parkplatzes ist nicht, dass in Zukunft bezahlt werden soll, sondern dass das Parken hier bisher gratis war. Gebühren von ein bis drei Euro sind aber nicht die Lösung, es braucht ein Gesamt(verkehrs)konzept und effizientere Formen der Kooperation zwischen Stadt und Land.
Nur über gemeinsame raumplanerische Anstrengungen können die über Jahrzehnte entstandenen Fehlentwicklungen behoben werden. Darüber hinaus gehört der öffentliche Verkehr mit mutigen Investitionen konkurrenzfähig gemacht. Integraler Bestandteil ist es dabei, die für den öffentlichen Verkehr nötige Dichte der Besiedelungen anzustreben.
Unter Experten brennt dieses Thema schon seit Jahrzehnten. Mantraartig werden Entscheidungsträger und Bevölkerung darauf hingewiesen, dass die Zersiedelung mit gigantischem Flächenverbrauch (22,5 Hektar täglich in Österreich) und enormen Kosten für die Allgemeinheit einhergeht. Direkte und indirekte Förderungen in Milliardenhöhe (Straßenbau, Pendlerpauschale, kontraproduktive Wohnbauförderungen, Anschlusskosten, soziale Infrastruktur) schaffen Anreize für eine Lebensform, die vermeintlich ruhig, grün und ländlich, in Wirklichkeit aber laut, gefährlich, zeitintensiv, grau und langfristig teuer (auch für den Einzelnen) ist.
Das Auto ergänzt nur noch
Jeder kann so wohnen, wie er will, aber nicht auf Kosten der Allgemeinheit. Dazu braucht es ein neues Planungsparadigma: Unterlassen kontraproduktiver Förderungen kombiniert mit einer Aufholjagd bei den notwendigen Investitionen in die stadt- und umweltfreundlichen Verkehrsarten (Umweltverbund). Das Auto ist in diesem neuen Planungsparadigma nur noch ergänzend, also für besondere Zwecke gedacht.
Statt weiterer Autofixierung und trendverlängernden Scheinlösungen (Straßenausbau, Tunnels, Tiefgaragen, E-Mobilität, Park & ride) bedarf es dringend einer modernen stadt- und umweltverträglichen Mobilität mit wenig Autos. Ernsthaft betrieben, könnte der Zentralraum Oberösterreich Pionier eines neuen Verkehrszeitalters werden. Städte würden in ihrer Lebensqualität verbessert und der innerstädtische Außen- und Straßenraum wieder zum größten Teil den Bewohnern und dem Umweltverbund (EcoMobility) zur Verfügung gestellt werden. Die Luft wäre viel besser, Kinder könnten sich in Sicherheit überall bewegen, und die Stadt – schon jetzt der zukunftsfähigste Ort des Zusammenlebens – würde in ihrer Lebensqualität nicht mehr zu toppen sein. Auch nicht durch ein Haus im „Grünen“.
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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