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Totgesagte leben länger
er Lehar-Steg in Bad Ischl wurde mit Herz und Hirn für Schloss Parz repariert.
21. Dezember 2013 - Lorenz Potocnik
Aufgrund des jahrzehntelangen exzessiven Einsatzes von Streusalz und mangelnder Pflege war das Bauwerk am Ende. Ein Schrotthaufen, der lebensgefährlich ist und schnell weg muss. Gefahr in Verzug. Es geht um Sicherheit. Dagegen kann niemand etwas haben!
Zwar steht die Brücke selbstverständlich unter Denkmalschutz, aber das hat nichts zu bedeuten, wenn Sicherheit und Wirtschaftlichkeit oberstes Gebot sind. Gegenstimmen, auch von Fachleuten zählen nicht. Es zählt der Blick nach vorne. Über vergossene Milch sollte man nicht jammern, stattdessen aber tatkräftig in die Zukunft blicken.
Wir befinden uns aber nicht in Linz, sondern in Bad Ischl, der Kaiserstadt zwischen Tradition und Moderne, wie die Werbung verspricht. Bei der Brücke handelt es sich um den 114 Jahre alten „Lehar-Steg“, 52 Meter lang, 2,5 Meter breit, 2,7 Meter hoch und nur 30 Tonnen Material. Der Abriss der filigranen, genieteten Stahlfachwerkkonstruktion erfolgte 2012.
Nachdem der Denkmalschutz (um-)gefallen war und den Weg für die Demontage freigemacht hat, wurde an gleicher Stelle ein Neubau geplant. Dieser wurde in formaler Anlehnung und mit Verwendung der historischen Geländer (Hurra, ein Detail gerettet!) errichtet. Von Weitem sieht die rekonstruierte Brücke wie die alte aus, aus der Nähe aber offenbart sich der Schwindel. Die Form und Tragwerksart aus dem 19. Jahrhundert in aktueller Fertigungstechnik (Schweißen) herzustellen ist nicht stimmig, zeigt aber auch die Mutlosigkeit für eine Neugestaltung. Bei einem „Entwerfen“ an der Universität gäbe es dafür ein glattes „nicht Genügend“. Ohne Diskussion und zu Recht.
Schlosser trifft Schlossherr
Ab da nimmt die Geschichte einen originellen Lauf. Anstatt die Brücke einfach irgendwie zu zerstückeln und als Stahlschrott zu verwerten, wird sie auf Anraten von Metallrestaurator Christian Reisinger vorausschauend gezielt durchtrennt und zwischengelagert. Und zufällig, also gar nicht zufällig, trifft Herrn Reisinger auf die richtige Person, nämlich Georg Spiegelfeld, der gerade einen neuen Steg für sein Wasserschloss Parz (Grieskirchen) plant. Spiegelfeld lässt den „Schrott“ von Fachleuten untersuchen, schweißtechnisch prüfen und statisch rechnen, um ihn dann für 5000 Euro zu kaufen.
2000 Stunden Arbeit
Anschließend wird das gute Stück von der Metallwerkstatt Pöttinger aus Taufkirchen mit fünf Mitarbeitern in 2000 Stunden Arbeit repariert, händisch entrostet, gebürstet, geschliffen, neu grundiert, Hohlräume ausgespritzt und neu lackiert. Kosten der Stahlarbeiten inkl. Stützen, Geländer und Boden: 160.000 Euro.
Gesamtkosten des neuen barreriefreien Zugangs zum Schloss inklusive der Fundamente, Zufahrt und Transport: 210.000 Euro. Kosten des Neubaus in Bad Ischl: 320.000 Euro.
Die reparierte Brücke ist vergleichbar mit einer neuen und zumindest 20 Jahre wartungsfrei. Bei der Instandsetzung wurden nur zehn Prozent des Originalmaterials ausgetauscht. Die Wertschöpfung ist dabei zu 100 Prozent in der Region erfolgt.
Da Arbeitskosten 80 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, geht ein Großteil davon (in Form von Sozialabgaben) zurück an die öffentliche Hand. Im Fall eines industriell gefertigten Bauwerks verhält es sich genau gegenteilig.
Auch die CO2 Bilanz der reparierten Brücke ist unvergleichlich besser als die des Neubaus.
Angenommen, die Eisenbahnbrücke in Linz würde 100 mal so viel Arbeit machen (die unbedingt in situ passieren müsste) dann sprechen wir von 200.000 Arbeitsstunden und Kosten für den Stahlbau in Höhe von elf Millionen Euro. Dazu kommen Hebezeug, die Ertüchtigung der Pfeiler, Konsulenten und die Beläge.
Und die Eisenbahnbrücke?
Angebote um 24 Millionen Euro gibt es. Vorausgesetzt der politische Wille ist vorhanden, stellt die Reparatur zu diesen Kosten, das bestätigen vielfache Aussagen von Experten, kein Problem dar. Gerade in Oberösterreich und in der Stahl- und Kulturstadt Linz.
Zwar steht die Brücke selbstverständlich unter Denkmalschutz, aber das hat nichts zu bedeuten, wenn Sicherheit und Wirtschaftlichkeit oberstes Gebot sind. Gegenstimmen, auch von Fachleuten zählen nicht. Es zählt der Blick nach vorne. Über vergossene Milch sollte man nicht jammern, stattdessen aber tatkräftig in die Zukunft blicken.
Wir befinden uns aber nicht in Linz, sondern in Bad Ischl, der Kaiserstadt zwischen Tradition und Moderne, wie die Werbung verspricht. Bei der Brücke handelt es sich um den 114 Jahre alten „Lehar-Steg“, 52 Meter lang, 2,5 Meter breit, 2,7 Meter hoch und nur 30 Tonnen Material. Der Abriss der filigranen, genieteten Stahlfachwerkkonstruktion erfolgte 2012.
Nachdem der Denkmalschutz (um-)gefallen war und den Weg für die Demontage freigemacht hat, wurde an gleicher Stelle ein Neubau geplant. Dieser wurde in formaler Anlehnung und mit Verwendung der historischen Geländer (Hurra, ein Detail gerettet!) errichtet. Von Weitem sieht die rekonstruierte Brücke wie die alte aus, aus der Nähe aber offenbart sich der Schwindel. Die Form und Tragwerksart aus dem 19. Jahrhundert in aktueller Fertigungstechnik (Schweißen) herzustellen ist nicht stimmig, zeigt aber auch die Mutlosigkeit für eine Neugestaltung. Bei einem „Entwerfen“ an der Universität gäbe es dafür ein glattes „nicht Genügend“. Ohne Diskussion und zu Recht.
Schlosser trifft Schlossherr
Ab da nimmt die Geschichte einen originellen Lauf. Anstatt die Brücke einfach irgendwie zu zerstückeln und als Stahlschrott zu verwerten, wird sie auf Anraten von Metallrestaurator Christian Reisinger vorausschauend gezielt durchtrennt und zwischengelagert. Und zufällig, also gar nicht zufällig, trifft Herrn Reisinger auf die richtige Person, nämlich Georg Spiegelfeld, der gerade einen neuen Steg für sein Wasserschloss Parz (Grieskirchen) plant. Spiegelfeld lässt den „Schrott“ von Fachleuten untersuchen, schweißtechnisch prüfen und statisch rechnen, um ihn dann für 5000 Euro zu kaufen.
2000 Stunden Arbeit
Anschließend wird das gute Stück von der Metallwerkstatt Pöttinger aus Taufkirchen mit fünf Mitarbeitern in 2000 Stunden Arbeit repariert, händisch entrostet, gebürstet, geschliffen, neu grundiert, Hohlräume ausgespritzt und neu lackiert. Kosten der Stahlarbeiten inkl. Stützen, Geländer und Boden: 160.000 Euro.
Gesamtkosten des neuen barreriefreien Zugangs zum Schloss inklusive der Fundamente, Zufahrt und Transport: 210.000 Euro. Kosten des Neubaus in Bad Ischl: 320.000 Euro.
Die reparierte Brücke ist vergleichbar mit einer neuen und zumindest 20 Jahre wartungsfrei. Bei der Instandsetzung wurden nur zehn Prozent des Originalmaterials ausgetauscht. Die Wertschöpfung ist dabei zu 100 Prozent in der Region erfolgt.
Da Arbeitskosten 80 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, geht ein Großteil davon (in Form von Sozialabgaben) zurück an die öffentliche Hand. Im Fall eines industriell gefertigten Bauwerks verhält es sich genau gegenteilig.
Auch die CO2 Bilanz der reparierten Brücke ist unvergleichlich besser als die des Neubaus.
Angenommen, die Eisenbahnbrücke in Linz würde 100 mal so viel Arbeit machen (die unbedingt in situ passieren müsste) dann sprechen wir von 200.000 Arbeitsstunden und Kosten für den Stahlbau in Höhe von elf Millionen Euro. Dazu kommen Hebezeug, die Ertüchtigung der Pfeiler, Konsulenten und die Beläge.
Und die Eisenbahnbrücke?
Angebote um 24 Millionen Euro gibt es. Vorausgesetzt der politische Wille ist vorhanden, stellt die Reparatur zu diesen Kosten, das bestätigen vielfache Aussagen von Experten, kein Problem dar. Gerade in Oberösterreich und in der Stahl- und Kulturstadt Linz.
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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