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Von Cäcilia, Fritz und Franz
Der Stand der Dinge zum Wohnprojekt Turm 20 am Pöstlingberg in Linz. Cäcilia – Turm 20 ist einer von ursprünglich 32 Befestigungstürmen rund um das Linz von 1838. Viele dieser Türme wurden bis 1945 zerstört, die restlichen – mit Ausnahme weniger – umgenutz
10. November 2012 - Lorenz Potocnik
Cäcilia ist seit jeher dem Verfall preisgegeben. Mitte der 1970er-Jahre wurde deswegen der gesamte einsturzgefährdete Kern von der Eigentümerin, der Diözese, abgebrochen. Der äußere Ring wurde bis vor einigen Jahren zum Wohnen genutzt. Heute ist der Turm in einem elenden Zustand: durchnässte Decken, wuchernder Bewuchs, aufsteigende Feuchtigkeit, Frostschäden. Nicht zugänglich, bedürfte das Denkmal dringender Schutzmaßnahmen.
Seit Frühjahr 2011 plant Architekt Fritz Matzinger mit einer Baugruppe darin ein soziales Wohnprojekt (13 Einheiten). Inspiriert vom Leben in afrikanischen Dörfern beschäftigt er sich seit 40 Jahren mit gemeinschaftlichen Wohnprojekten. Kollektiv genutzte Atrien dienen dabei als räumliche Mittelpunkte und bilden den Unterschied zum individuellen Wohnen bzw. dem Konzept der Kleinfamilie. Der Erfolg seiner Dutzenden Projekte über Österreich hinaus (u. a. Les Palétuviers in Leonding und Gugl Mugl in Linz) bzw. andere gemeinschaftliche Beispiele in Berlin, Tübingen oder Wien geben ihm recht. Durchwegs selbstbewusst, scheinen diese Baugruppen das „versorgende“, paternalistische (Wohnungs-)System zu provozieren. Dementsprechend erfahren diese selbstorganisierten, innovativen Gruppen meist wenig politische Unterstützung. Die Vorgehensweise der Turm-20-Gruppe ist vorbildhaft, die Rechtslage – sprich Widmung für „Wohn- und Kulturnutzung“ – eindeutig. Die Diözese vergibt einen 99-jährigen Pachtvertrag.
Positive Vorgespräche mit allen Interessensvertretern, auch der Stadt, haben stattgefunden. Der Denkmalschutz begrüßt das Projekt, weil die Nutzung endlich eine Revitalisierung der Ruine bedeutet. Förderungen vom Landesrat wurden zugesagt. Untersuchungen und die Vermessung des Objekts haben stattgefunden.
Das Projekt wurde öffentlich unter Beisein der Presse am 27. Juni präsentiert. Die Reaktionen waren durchwegs zustimmend. Ab Juli wendet sich das Blatt. Auf die positiven Meldungen entwickelt sich eine negative Dynamik, die von der Politik aufgenommen wird.
Bürgermeister Franz Dobusch kann sich plötzlich „Wohnen dort nicht vorstellen“. Das Argument des „wachsenden Drucks für weitere Bauten am Pöstlingberg nach so einer Genehmigung“ ist nicht nachvollziehbar, da der Turm 20 seit 180 Jahren Bestand ist, die Widmung ebenfalls seit Jahrzehnten besteht und die Stadt selbst die Planungshoheit besitzt.
Es folgt ein Gemeinderatsbeschluss, der die Widmung trotz laufenden Verfahrens und Einreichung revidiert; das „Neuplanungsgebiet“ bedeutet nun praktisch eine Bausperre. Die neue „Widmung“ ist kurios: Kultur und Wohnen null Prozent. Darüber hinaus ist sie aber vor allem unrealistisch, weil dort von niemandem eine rein kulturelle Nutzung geplant ist und diese sehr kostspielig wäre. Der Schutz des Denkmals ist damit erneut gefährdet. Eine kulturelle Nutzung würde auch mehr Verkehr schaffen als 13 Pkw der Bewohner.
Noch ist der Zug nicht abgefahren. Der Flächenwidmungsplan befindet sich bis Ende des Jahres in Arbeit, um im Frühjahr 2013 in Kraft zu treten. Ein Wiederherstellen der sinnvollen Widmung ist also möglich. Das Wohnprojekt wiederum ist aufgrund der Widerstände besser geworden: Die Zufahrt erfolgt nun über eine eigene, zum größten Teil bestehende, private Straße durch den Wald; die Garage wurde optimiert. Für die architektonischen Details gibt’s bei Bedarf im nächsten Schritt den gut funktionierenden Gestaltungsbeirat.
Seit Frühjahr 2011 plant Architekt Fritz Matzinger mit einer Baugruppe darin ein soziales Wohnprojekt (13 Einheiten). Inspiriert vom Leben in afrikanischen Dörfern beschäftigt er sich seit 40 Jahren mit gemeinschaftlichen Wohnprojekten. Kollektiv genutzte Atrien dienen dabei als räumliche Mittelpunkte und bilden den Unterschied zum individuellen Wohnen bzw. dem Konzept der Kleinfamilie. Der Erfolg seiner Dutzenden Projekte über Österreich hinaus (u. a. Les Palétuviers in Leonding und Gugl Mugl in Linz) bzw. andere gemeinschaftliche Beispiele in Berlin, Tübingen oder Wien geben ihm recht. Durchwegs selbstbewusst, scheinen diese Baugruppen das „versorgende“, paternalistische (Wohnungs-)System zu provozieren. Dementsprechend erfahren diese selbstorganisierten, innovativen Gruppen meist wenig politische Unterstützung. Die Vorgehensweise der Turm-20-Gruppe ist vorbildhaft, die Rechtslage – sprich Widmung für „Wohn- und Kulturnutzung“ – eindeutig. Die Diözese vergibt einen 99-jährigen Pachtvertrag.
Positive Vorgespräche mit allen Interessensvertretern, auch der Stadt, haben stattgefunden. Der Denkmalschutz begrüßt das Projekt, weil die Nutzung endlich eine Revitalisierung der Ruine bedeutet. Förderungen vom Landesrat wurden zugesagt. Untersuchungen und die Vermessung des Objekts haben stattgefunden.
Das Projekt wurde öffentlich unter Beisein der Presse am 27. Juni präsentiert. Die Reaktionen waren durchwegs zustimmend. Ab Juli wendet sich das Blatt. Auf die positiven Meldungen entwickelt sich eine negative Dynamik, die von der Politik aufgenommen wird.
Bürgermeister Franz Dobusch kann sich plötzlich „Wohnen dort nicht vorstellen“. Das Argument des „wachsenden Drucks für weitere Bauten am Pöstlingberg nach so einer Genehmigung“ ist nicht nachvollziehbar, da der Turm 20 seit 180 Jahren Bestand ist, die Widmung ebenfalls seit Jahrzehnten besteht und die Stadt selbst die Planungshoheit besitzt.
Es folgt ein Gemeinderatsbeschluss, der die Widmung trotz laufenden Verfahrens und Einreichung revidiert; das „Neuplanungsgebiet“ bedeutet nun praktisch eine Bausperre. Die neue „Widmung“ ist kurios: Kultur und Wohnen null Prozent. Darüber hinaus ist sie aber vor allem unrealistisch, weil dort von niemandem eine rein kulturelle Nutzung geplant ist und diese sehr kostspielig wäre. Der Schutz des Denkmals ist damit erneut gefährdet. Eine kulturelle Nutzung würde auch mehr Verkehr schaffen als 13 Pkw der Bewohner.
Noch ist der Zug nicht abgefahren. Der Flächenwidmungsplan befindet sich bis Ende des Jahres in Arbeit, um im Frühjahr 2013 in Kraft zu treten. Ein Wiederherstellen der sinnvollen Widmung ist also möglich. Das Wohnprojekt wiederum ist aufgrund der Widerstände besser geworden: Die Zufahrt erfolgt nun über eine eigene, zum größten Teil bestehende, private Straße durch den Wald; die Garage wurde optimiert. Für die architektonischen Details gibt’s bei Bedarf im nächsten Schritt den gut funktionierenden Gestaltungsbeirat.
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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