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Architektur und Stau in Urfahr
Oberösterreichische Nachrichten

Die Architekten der zukünftigen Bruckneruni stellen ausgefallenes Stadthaus fertig.

7. April 2012 - Lorenz Potocnik
Urfahr ist ein bisschen anders. Noch heterogener und noch weniger geplant als das restliche Linz. Kleine, alte Häuschen neben Hochhäuser aus den 1970ern oder Siedlungen aus der NS-Zeit neben Gewerbegebieten ergeben – kombiniert mit viel Freiräumen – eine lose zusammenhängende, lockere Struktur, die eine überraschend gute Lebensqualität aufweist.

Exemplarisch für die gewachsene Art von Urfahr steht die prägnante Ecke zwischen Friedhof, angrenzendem Steinmetz, Gründerzeithäusern und dem Bezirksgericht. Nachdem sich hier vor ein paar Jahren eine Lücke aufgetan hat, wurde das ehemalige Rechberger-Areal nun mit einem ausgefallenen Stadthaus ergänzt.

Architekturbuero 1 haben hier in besonderer Weise die Unterschiedlichkeit Urfahrs in den Entwurf integriert und eigentlich verschiedene Häuser zu einem großen verschmolzen. Dabei haben sie auch gezeigt, wie sorgsam sie auf jede Seite des Grundstücks reagieren und mit Bestand und einem Neubau in engem urbanen Umfeld verfahren.

Wie eine Einlegearbeit wurde das Haus in den Kontext eingepasst und besitzt je nach Seite und erlaubten Bauhöhen unterschiedliche Ausbildungen. Das Stadthaus ist komplex. Zuallererst ging es schlicht und einfach darum, das maximale Volumen im Rahmen des Bebauungsplans herauszuholen. Dies sollte aber offensiv und nicht zulasten der Architektur geschehen. Unterstützung fanden die Planer hier vonseiten des Gestaltungsbeirats unter der Leitung von Rolo Fütterer. Über insgesamt drei Runden wurden die Auftraggeber praktisch vonseiten der öffentlichen Hand ermutigt, etwas Außerordentliches zu bauen.

Auf Wunsch der Bauträger wurde die Fassade in Stein ausgeführt. Der gewählte Vratza Donaukalkstein ist in seiner Helligkeit tonangebend für das ganze Bauwerk. Der Farbigkeit des Steins wurden die sogenannten Monocover Eternitplatten am Dach angepasst, um den gewünschten monolithischen Charakter zu erreichen.

Das schafft eine Landmark für die von Osten kommenden Autofahrer. „Hier ist immer Stau“, sagt Matthias Seyfert, Projektleiter und ein Gründer von Architekturbuero 1, und erklärt dabei, dass die Sicht aus dem Auto ganz wesentlich in den Entwurf eingeflossen sei. Die klassische Dachform des angrenzenden Bestands auf der Nordseite wurde aufgenommen und bis an die Stirnseite weitergeführt. Erst auf der Südseite entschieden sich die Architekten für eine terrassierte Bauform. Weil das Projekt vor der Krise 2008 begonnen wurde, gab es einen Eigentümerwechsel und mit diesem massive Strategieänderungen. Ursprünglich große, luxuriöse Eigentumswohnungen mussten nun in kleinere Mietwohnungen umgewandelt werden, ohne die fertig geplante äußere Erscheinung anzutasten.

Eigene Welt im Inneren

Das ergibt zum Teil kleine Wohnungen zu den im Verhältnis beinahe skurril großen Terrassen, wie zum Beispiel die zur Friedrichstraße orientierte 60 Quadratmeter große Einheit. Dank großzügigem Außenraum und Blick auf die Donau sorgte diese bei einer jungen Mieterin für „Liebe auf den ersten Blick“. Das Stadthaus lebt von der Dialektik aus Außen- und Innenfassade. Vom Straßenraum betrachtet wirkt das Gebäude recht geschlossen. Im Inneren eröffnet sich dafür eine eigene kleine Welt aus Terrassen, offenen Erschließungsflächen und ruhigem Hof.

Neben Geschäftslokalen im Erdgeschoß und Büros im ersten Obergeschoß befinden sich hier 20 Wohnungen. Die Enge ist gewagt und erfordert ein lebendiges und entspanntes Miteinander: In seiner Gesamtheit also eine überraschende Lösung, an einem reizvollen Ort in Urfahr, ein sehr urbanes Lebensgefühl versprechend. Wenn sie also das nächste Mal dort im Stau stehen, nutzen sie die Gelegenheit, das Gebäude genauer anzusehen.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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