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Architekturstudenten bereiten sich auf Zukunft vor
Der Berliner Matthias Böttger übernimmt die neue Stiftungsprofessur für Nachhaltige Architektur an der Kunstuni Linz.
29. Dezember 2012 - Lorenz Potocnik
Was ist nachhaltige Architektur? Was ist zukunftsfähiger Städtebau? Welche räumlichen und raumplanerischen Strategien gilt es anzuwenden, um uns für das Jahr 2050 oder gar 2100 zu rüsten? Antworten auf diese Fragen erfordern die Zusammenarbeit vieler Disziplinen und ganzheitlicher Denk- und Handlungsansätze. Antworten sind nur möglich mit einer anderen Art der Planung, über traditionelle Instrumente von Architektur und Städtebau hinaus. Deswegen gibt es ab Jänner 2013 an der Kunstuniversität Linz, Studienrichtung Architektur, eine neugeschaffene Stiftungsprofessur. Stadtforscher und Architekt Matthias Böttger aus Berlin wird diese für fünf Jahre besetzen.
Spannende Antrittsvorlesung
Kürzlich gab Böttger bei seiner Antrittsvorlesung Einblick in seine Pläne. Als typischer Vertreter einer jungen, international anerkannten Berliner Szene (Brandlhuber+, Urban Catalyst, Raumlabor und eben raumtaktik) beschäftigt er sich seit Jahren mit Stadtentwicklung und Architektur, ohne selbst unmittelbar zu bauen.
Stattdessen wird – entsprechend den Transformationsprozessen unserer Städte und unserer Gesellschaft – an neuen Formen der Wissensbildung und Planung gearbeitet. In Form von Ausstellungen, Publikationen, Interventionen und Konferenzen wird den zeitgenössischen urbanen Problemstellungen zu Leibe gerückt. Dabei geht es nicht zuletzt um künftige Formen der gesellschaftlichen Partizipation, das heißt das Erfinden kleinteilig wirksamer, politischer Strukturen.
Die Studienrichtung Architektur an der Kunstuniversität Linz umfasst rund 90 Studenten. Hier werden seit den 1970er-Jahren (Fritz Goffitzer) Architekten ausgebildet. Unter der Leitung von Roland Gnaiger aus Vorarlberg wurde die Ausbildung in Richtung Alltagsarchitektur, Holzbau und Bauen in Schwellenländern (BASEhabitat, seit 2005) entwickelt. Die Wahl von Matthias Böttger stärkt das bisherige Profil. Dieser „Import“ macht die Studienrichtung international und erweitert den wichtigen Begriff der Nachhaltigkeit (Sustainability) um den strategischen, städtebaulichen Faktor. Damit wird für zukunftsweisende Architektur vor allem die dringend zu erweiternde Systemgrenze des einzelnen Gebäudes gesprengt.
Als Einstiegsprojekt kündigt Böttger ein Nachdenken über das Verlanden der Linzer Hafenbecken an. Mit lokalen Partnern soll diese städtebaulich kurzsichtige Entscheidung zum Thema gemacht werden. Die neue Professur „Sustainable Architecture + Spatial Tactics“ wird von der Elena Kuzinets Privatstiftung finanziert. Elena und Boris Kuzinets gehören mit RGI International zu den größten Immobilienentwicklern in Moskau. Das ausgerechnet eine Oligarchin an der Linzer Kunstuni Förderin für Nachhaltigkeit ist, bleibt skurril.
Es ist zu prüfen, ob das mittlerweile mehrjährige Engagement über eine lokale Ablasshandlung hinaus Mehrwert für die milliardenschweren Bauaktivitäten der eigenen Firma in Moskau und Umgebung mit sich bringt.
Spannende Antrittsvorlesung
Kürzlich gab Böttger bei seiner Antrittsvorlesung Einblick in seine Pläne. Als typischer Vertreter einer jungen, international anerkannten Berliner Szene (Brandlhuber+, Urban Catalyst, Raumlabor und eben raumtaktik) beschäftigt er sich seit Jahren mit Stadtentwicklung und Architektur, ohne selbst unmittelbar zu bauen.
Stattdessen wird – entsprechend den Transformationsprozessen unserer Städte und unserer Gesellschaft – an neuen Formen der Wissensbildung und Planung gearbeitet. In Form von Ausstellungen, Publikationen, Interventionen und Konferenzen wird den zeitgenössischen urbanen Problemstellungen zu Leibe gerückt. Dabei geht es nicht zuletzt um künftige Formen der gesellschaftlichen Partizipation, das heißt das Erfinden kleinteilig wirksamer, politischer Strukturen.
Die Studienrichtung Architektur an der Kunstuniversität Linz umfasst rund 90 Studenten. Hier werden seit den 1970er-Jahren (Fritz Goffitzer) Architekten ausgebildet. Unter der Leitung von Roland Gnaiger aus Vorarlberg wurde die Ausbildung in Richtung Alltagsarchitektur, Holzbau und Bauen in Schwellenländern (BASEhabitat, seit 2005) entwickelt. Die Wahl von Matthias Böttger stärkt das bisherige Profil. Dieser „Import“ macht die Studienrichtung international und erweitert den wichtigen Begriff der Nachhaltigkeit (Sustainability) um den strategischen, städtebaulichen Faktor. Damit wird für zukunftsweisende Architektur vor allem die dringend zu erweiternde Systemgrenze des einzelnen Gebäudes gesprengt.
Als Einstiegsprojekt kündigt Böttger ein Nachdenken über das Verlanden der Linzer Hafenbecken an. Mit lokalen Partnern soll diese städtebaulich kurzsichtige Entscheidung zum Thema gemacht werden. Die neue Professur „Sustainable Architecture + Spatial Tactics“ wird von der Elena Kuzinets Privatstiftung finanziert. Elena und Boris Kuzinets gehören mit RGI International zu den größten Immobilienentwicklern in Moskau. Das ausgerechnet eine Oligarchin an der Linzer Kunstuni Förderin für Nachhaltigkeit ist, bleibt skurril.
Es ist zu prüfen, ob das mittlerweile mehrjährige Engagement über eine lokale Ablasshandlung hinaus Mehrwert für die milliardenschweren Bauaktivitäten der eigenen Firma in Moskau und Umgebung mit sich bringt.
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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