Artikel
Leeren Schulen neuen Sinn geben
Die vierte Leerstandskonferenz widmete sich dem Thema Leerstand in Schulen in all seinen Aspekten: Selbst wenn eine Schule in Betrieb ist, stehen viele Flächen leer. Moderne Schulen sind daher in Cluster organisiert, haben keine Gänge - und flexible Wände.
24. Januar 2015 - Franziska Zoidl
Kinder, die auf bunten Sitzmöbeln herumturnen, flink Schränke als Raumtrenner ausklappen und in einer unter die Stiege eingepassten Spielecke konzentriert lesen: Wände sucht man in der seit Herbst des Vorjahres eröffneten neuen Volksschule Feldkirchen in Oberösterreich ziemlich lange, Gänge sucht man gar vergeblich, berichtet Hemma Fasch vom Architekturbüro fasch&fuchs. Die Räume der Clusterschule sind mittels Möbeln oder Glasschiebewänden unterteilbar, „aber es gibt keinen Quadratmeter unnutzbare Fläche“. Sie vergleicht die Schule mit einem Marktplatz: „Klassen sind kein lärmisolierter Raum mehr.“ Das Konzept ist so modern, dass es regelmäßig Experten zum Lokalaugenschein in die Landgemeinde verschlägt.
Dass die Zukunft von Bildung nicht in Gebäuden mit endlos langen Gängen und daran aufgefädelten Klassenzimmern liegt, darüber ist man sich heute weitgehend einig. In traditionellen Gebäuden werden zudem Ressourcen verschenkt: Bis zu 50 Prozent der Flächen werden von Gängen beansprucht. Teilweise werden Schulen nur zu 25 Prozent der Zeit genutzt; nachmittags, abends und am Wochenende steht vieles leer.
Der sehr breiten Thematik Leerstand und Bildung nahm sich die vierte Leerstandskonferenz an, die vor wenigen Tagen in Leoben über die Bühne ging. Zum Thema „Auslastung: Nicht genügend. Schulen und ihre ungenutzten räumlichen Potenziale“ kamen Profis aus Politik, Bildung, Architektur und Raumplanung zusammen und diskutierten - unter Leitung von STANDARD-Architekturkritiker Wojciech Czaja - Schulkonzepte der Zukunft.
Der Konferenzstandort Leoben wurde nicht zufällig gewählt, berichtet Roland Gruber vom Architekturbüro „nonconform architektur vor ort“ (siehe Interview), das die Konferenz organisiert hatte. Themen wie Leerstand und Schrumpfung seien in der Kleinstadt dank Strukturwandel in der Industrie omnipräsent. Das zeigt auch ein Blick auf die Zahlen: Der Bezirk Leoben schrumpft - die Geburtenzahlen, die in den 1960er-Jahren noch bei rund 700 Geburten jährlich lagen, stehen heute bei stabilen 180 pro Jahr. Darauf musste sich auch die kommunale Schullandschaft erst einstellen: Die Volksschulen wurden bereits von acht auf fünf reduziert. Doch in Leoben schlummert Potenzial, ist sich Gruber sicher - etwa, was Zentrumsentwicklung und die Positionierung als Bildungsstandort angeht. „Man sieht hier viel neue Architektur“, meint er - z. B. das Leoben City Shopping, das aus einem ehemaligen Dominikanerkloster entstanden ist.
Gemeinsames Planen
Auch von Nachnutzungen ehemaliger Schulen als Hotels wurde auf der Konferenz berichtet. Unorthodoxe Ideen für Zwischennutzungen gibt es ebenfalls: In Deutschland wohnen etwa temporäre „Hauswächter“ gegen geringe Miete in leerstehenden Gebäuden, halten diese in Schuss - und schützen sie vor unerwünschten Gästen. Auch das Schulhaus der Gemeinde Warth am Arlberg steht aufgrund fehlender Schüler leer: Es wurde Ende der 1980er von Architekt Roland Gnaiger samt eigenem Schulmodell ersonnen. 50 Schüler der Volks- und Hauptschule wurden gemeinsam unterrichtet, wie der einstige Direktor Markus Schatzmann berichtete. „Wir sind aber dabei, der Schule neuen Sinn zu geben.“
Was bei der Konferenz klar wurde: Die Zukunft liegt in Kooperationen - zwischen Gemeinden, aber auch unterschiedlichen Bildungseinrichtungen. Vor allem aber liegt sie in der Zusammenarbeit mit allen Nutzern. Bei nonconform gibt es seit 2005 Ideenwerkstätten, die dem Planungsprozess vorausgehen. Im Bildungszentrum Donawitz bei Leoben sollen Volksschule, Neue Mittelschule und Polytechnische Schule fusioniert werden. „Ich glaube, dass die Richtung, die bei neuen Schulbauwerken beschritten wird, eine gute ist“, sagt Fasch. „Wenn man das damit vergleicht, wie über die Pädagogik gesprochen wird - dort dürfte man noch nicht so weit sein.“
Dass die Zukunft von Bildung nicht in Gebäuden mit endlos langen Gängen und daran aufgefädelten Klassenzimmern liegt, darüber ist man sich heute weitgehend einig. In traditionellen Gebäuden werden zudem Ressourcen verschenkt: Bis zu 50 Prozent der Flächen werden von Gängen beansprucht. Teilweise werden Schulen nur zu 25 Prozent der Zeit genutzt; nachmittags, abends und am Wochenende steht vieles leer.
Der sehr breiten Thematik Leerstand und Bildung nahm sich die vierte Leerstandskonferenz an, die vor wenigen Tagen in Leoben über die Bühne ging. Zum Thema „Auslastung: Nicht genügend. Schulen und ihre ungenutzten räumlichen Potenziale“ kamen Profis aus Politik, Bildung, Architektur und Raumplanung zusammen und diskutierten - unter Leitung von STANDARD-Architekturkritiker Wojciech Czaja - Schulkonzepte der Zukunft.
Der Konferenzstandort Leoben wurde nicht zufällig gewählt, berichtet Roland Gruber vom Architekturbüro „nonconform architektur vor ort“ (siehe Interview), das die Konferenz organisiert hatte. Themen wie Leerstand und Schrumpfung seien in der Kleinstadt dank Strukturwandel in der Industrie omnipräsent. Das zeigt auch ein Blick auf die Zahlen: Der Bezirk Leoben schrumpft - die Geburtenzahlen, die in den 1960er-Jahren noch bei rund 700 Geburten jährlich lagen, stehen heute bei stabilen 180 pro Jahr. Darauf musste sich auch die kommunale Schullandschaft erst einstellen: Die Volksschulen wurden bereits von acht auf fünf reduziert. Doch in Leoben schlummert Potenzial, ist sich Gruber sicher - etwa, was Zentrumsentwicklung und die Positionierung als Bildungsstandort angeht. „Man sieht hier viel neue Architektur“, meint er - z. B. das Leoben City Shopping, das aus einem ehemaligen Dominikanerkloster entstanden ist.
Gemeinsames Planen
Auch von Nachnutzungen ehemaliger Schulen als Hotels wurde auf der Konferenz berichtet. Unorthodoxe Ideen für Zwischennutzungen gibt es ebenfalls: In Deutschland wohnen etwa temporäre „Hauswächter“ gegen geringe Miete in leerstehenden Gebäuden, halten diese in Schuss - und schützen sie vor unerwünschten Gästen. Auch das Schulhaus der Gemeinde Warth am Arlberg steht aufgrund fehlender Schüler leer: Es wurde Ende der 1980er von Architekt Roland Gnaiger samt eigenem Schulmodell ersonnen. 50 Schüler der Volks- und Hauptschule wurden gemeinsam unterrichtet, wie der einstige Direktor Markus Schatzmann berichtete. „Wir sind aber dabei, der Schule neuen Sinn zu geben.“
Was bei der Konferenz klar wurde: Die Zukunft liegt in Kooperationen - zwischen Gemeinden, aber auch unterschiedlichen Bildungseinrichtungen. Vor allem aber liegt sie in der Zusammenarbeit mit allen Nutzern. Bei nonconform gibt es seit 2005 Ideenwerkstätten, die dem Planungsprozess vorausgehen. Im Bildungszentrum Donawitz bei Leoben sollen Volksschule, Neue Mittelschule und Polytechnische Schule fusioniert werden. „Ich glaube, dass die Richtung, die bei neuen Schulbauwerken beschritten wird, eine gute ist“, sagt Fasch. „Wenn man das damit vergleicht, wie über die Pädagogik gesprochen wird - dort dürfte man noch nicht so weit sein.“
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroom