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„Wieder ein Indiz, dass in Wels nichts weitergeht“
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Eine architektonische Spurensuche für jedermann war in Linz ein Erfolg und wird in Wels zu einem Spießrutenlauf.
21. Juli 2015 - Friedrich M. Müller
„Architektur in Wels 1900 – 2014“ nennen Stefan Groh, Lorenz Potocnik und Gregor Graf ihr geplantes Buch, in dem sie 110 Welser Gebäude vorstellen, die Architektur-Juwele darstellen oder Symbole für Gestaltungen in bestimmten Epochen sind.
Ein Buch über Linz (2012, Auflage 2000 Stück) war binnen zehn Monaten vergriffen. Nun warfen sie einen Blick auf Wels, weil hier eine umfassende Architektur-Dokumentation fehlt – „trotz vieler guter Beispiele“, wie Stefan Groh sagt.
Das Trio begeisterte Politiker und Magistrat, einzig finanzielle Hilfe für 1000 Bücher blieb aus. Nun wird der Architekturführer für jedermann über Crowdfunding finanziert. Potocnik ist sauer: „Geld verdienen kann man mit Bestsellern wie Harry Potter oder Shades of Grey, mit Architekturbüchern nicht: Dafür zeigen sie, was eine Stadt kann. Die zögerliche Haltung ist wieder ein Indiz, dass in Wels nichts weitergeht.“
Die Vizebürgermeister Andreas Rabl (FP) und Peter Lehner (VP) wollen je 2500 Euro nur zahlen, wenn sich VP-Wirtschaftsbund-Chef Josef Resch in gleicher Höhe beteiligt. Dieser will die Zusage so nie gemacht haben. Resch: „Es wäre schade, käme dieses gute Buch nicht zustande.“ Lehner kritisiert aber: „Es gibt keine Einflussnahme und keine Vorab-Info.“
Potocnik sagt: „Wir wollen mit Crowdfunding 13.000 Euro schaffen: Ist der Politik das Buch, das Wels in positives Licht stellt, 10.000 Euro wert?“
Was kann das Werk? „Wir haben im Jänner 2014 Wels in 35 Planquadrate geteilt und sind jede Straße abgegangen“, sagt Groh. Dabei stolperten sie über „die letzte Welser Baracke“: Sie steht von Efeu dicht bewachsen in der Schulstraße in Lichtenegg. In einem Hinterhof der Fischergasse stöberten sie eine „Maschinen-Tischlerei“ aus den zwanziger Jahren auf: „Wir kennen den Architekten nicht – es hat einen französischen Einschlag, was Bauart und die Materialien betrifft“, mutmaßt Groh.
Ein schwerer Verlust wäre ein Abbruch des Hauses „Wohnkeramik Greifenender“ (Lichtenegger Straße/Grüne Zeile). „Es ist ein für die sechziger Jahre ganz typischer Geschäftsbau“, weiß Groh.
Der Architekturführer widmet sich auch den Hochhäusern: „Sie waren damals nicht nur eine günstige Form, Wohnungen herzustellen, sondern auch Machtdemonstration, Zeichen des technischen Fortschritts.“ Das Buch schult jedenfalls den Blick auf Dinge, die man glaubt, ohnehin zu kennen.
Neben Infos über Gebäude und deren Planer sind Essays von Welsern geplant. Eines schreibt Dietmar Steiner, Leiter des Architekturzentrums Wien: Er ist im „Semperit“-Hochhaus am Ostende des K.J. aufgewachsen.
Die Finanzierung
Stefan Groh, Lorenz Potocnik und Gregor Graf haben 2012 das Buch „Architektur in Linz“ herausgegeben. Nun arbeiten sie an einem Architekturführer für Wels (1900 bis 2014). Das Buch soll durch „Crowdfunding“ mitfinanziert werden, also durch Spenden und Vorbestellungen von Büchern oder großformatigen Drucken der Gebäudeaufnahmen.
Groh ist Projektassistent an der TU Wien für örtliche Raumplanung, Stadtentwickler Potocnik (Linz) war Architektur-Kritiker der OÖNachrichten. Fotograf Gregor Graf lebt in Linz.
Ein Buch über Linz (2012, Auflage 2000 Stück) war binnen zehn Monaten vergriffen. Nun warfen sie einen Blick auf Wels, weil hier eine umfassende Architektur-Dokumentation fehlt – „trotz vieler guter Beispiele“, wie Stefan Groh sagt.
Das Trio begeisterte Politiker und Magistrat, einzig finanzielle Hilfe für 1000 Bücher blieb aus. Nun wird der Architekturführer für jedermann über Crowdfunding finanziert. Potocnik ist sauer: „Geld verdienen kann man mit Bestsellern wie Harry Potter oder Shades of Grey, mit Architekturbüchern nicht: Dafür zeigen sie, was eine Stadt kann. Die zögerliche Haltung ist wieder ein Indiz, dass in Wels nichts weitergeht.“
Die Vizebürgermeister Andreas Rabl (FP) und Peter Lehner (VP) wollen je 2500 Euro nur zahlen, wenn sich VP-Wirtschaftsbund-Chef Josef Resch in gleicher Höhe beteiligt. Dieser will die Zusage so nie gemacht haben. Resch: „Es wäre schade, käme dieses gute Buch nicht zustande.“ Lehner kritisiert aber: „Es gibt keine Einflussnahme und keine Vorab-Info.“
Potocnik sagt: „Wir wollen mit Crowdfunding 13.000 Euro schaffen: Ist der Politik das Buch, das Wels in positives Licht stellt, 10.000 Euro wert?“
Was kann das Werk? „Wir haben im Jänner 2014 Wels in 35 Planquadrate geteilt und sind jede Straße abgegangen“, sagt Groh. Dabei stolperten sie über „die letzte Welser Baracke“: Sie steht von Efeu dicht bewachsen in der Schulstraße in Lichtenegg. In einem Hinterhof der Fischergasse stöberten sie eine „Maschinen-Tischlerei“ aus den zwanziger Jahren auf: „Wir kennen den Architekten nicht – es hat einen französischen Einschlag, was Bauart und die Materialien betrifft“, mutmaßt Groh.
Ein schwerer Verlust wäre ein Abbruch des Hauses „Wohnkeramik Greifenender“ (Lichtenegger Straße/Grüne Zeile). „Es ist ein für die sechziger Jahre ganz typischer Geschäftsbau“, weiß Groh.
Der Architekturführer widmet sich auch den Hochhäusern: „Sie waren damals nicht nur eine günstige Form, Wohnungen herzustellen, sondern auch Machtdemonstration, Zeichen des technischen Fortschritts.“ Das Buch schult jedenfalls den Blick auf Dinge, die man glaubt, ohnehin zu kennen.
Neben Infos über Gebäude und deren Planer sind Essays von Welsern geplant. Eines schreibt Dietmar Steiner, Leiter des Architekturzentrums Wien: Er ist im „Semperit“-Hochhaus am Ostende des K.J. aufgewachsen.
Die Finanzierung
Stefan Groh, Lorenz Potocnik und Gregor Graf haben 2012 das Buch „Architektur in Linz“ herausgegeben. Nun arbeiten sie an einem Architekturführer für Wels (1900 bis 2014). Das Buch soll durch „Crowdfunding“ mitfinanziert werden, also durch Spenden und Vorbestellungen von Büchern oder großformatigen Drucken der Gebäudeaufnahmen.
Groh ist Projektassistent an der TU Wien für örtliche Raumplanung, Stadtentwickler Potocnik (Linz) war Architektur-Kritiker der OÖNachrichten. Fotograf Gregor Graf lebt in Linz.
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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