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Ein Planlos-Award inklusive i-Tüpfelchen
Die umstrittenen PPP-Projekte der Stadt Wien wurden am Dienstag mit dem „Planlos“-Award der IG Architektur bedacht
30. September 2015 - Franziska Zoidl
Zum dritten Mal wurde am Dienstag der Planlos-Award der Interessensgemeinschaft Architekturschaffender verliehen, der alle zwei Jahre an planerisch unvernünftige Entscheidungen in der Baukultur vergeben wird. Über den Sommer konnten Nominierungen abgegeben werden, aus den 45 Einreichungen wählte eine Jury dann drei Finalisten aus. Die potenziellen Gewinner wurden auch zur Preisverleihung im Wiener WUK eingeladen, erschienen ist aber niemand.
Drei Nominierungen, ...
Die erste Nominierung: der Standardausstattungskatalog des oberösterreichischen Wohnbaulandesrats Manfred Haimbuchner (FPÖ) für den geförderten Wohnbau, der am 1. Jänner 2015 in Kraft getreten ist. „Planer und Ausführende werden damit in ihrer Lösungskompetenz eingeschränkt“, so die IG Architektur. Langfristig komme es zu höheren Kosten und schlechterer Wohnqualität. Die Architekten Oliver Aschenbrenner und Franz Denk lasen als „Laudatio“ auf der Bühne aus dem Regelwerk vor und ernteten Lacher der versammelten Architektenschaft. Ihr Resumee: „Im Sinne der Einsparungsmaßnahmen schlagen wir vor, diese Richtlinien einzusparen.“
Eine weitere Nominierung ging an den Wettbewerb für einen Sportpark in Graz. Dieser wurde exemplarisch ausgewählt als Beispiel für Wettbewerbe, die für die Mehrzahl der Architekten aufgrund von „überzogenen Eignungskriterien“ und „einseitiger Auslegung des Bundesvergabegesetzes“ nicht zugänglich sind.
... ein „Sieger“
Letztendlich ging der acht Kilo schwere Betonklotz jedoch stellvertretend für die Stadt Wien an den (nicht anwesenden) Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) für die städtischen PPP-Verfahren: Dabei vergibt die öffentliche Hand öffentliche Bauten – darunter auch Kultur- und Bildungsbauten – an private Investoren."
Die IG Architektur kritisiert dabei den „Rückzug der öffentlichen Hand aus der inhaltlichen Verantwortung und die langfristig höhere Kosten“. „Unsere Kammer hat ein Jahr lang versucht, wenigstens architektonische und technische Standards vorzugeben. Wir sind an den Gespenstern des Sachzwangs gescheitert“, sagte Peter Bauer, Präsident der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland in seiner „Laudatio“.
„Wir werden nach der Wahl den Herrn Bürgermeister aufsuchen und ihm den Preis übergeben“, kündigte Matthias Finkentey, organisatorischer Leiter der IG Architektur, an. Er betonte aber auch, dass der Planlos-Award unpolitisch sei: „Die Verleihung an die Stadt ist kein politisches Statement“, sagte er. „Die Stadt Wien ist nämlich eine gute Stadt.“
„Unser Preis rüttelt auf“
Intern sei immer wieder auch diskutiert worden, warum ein Negativ-Preis vergeben werde. „Aber unser Preis rüttelt auf“, zeigte sich Marion Gruber, Sprecherin der IG Architektur, überzeugt. „Es passiert etwas“, meinte sie etwa im Hinblick auf den Sieger des letzten Planlos-Awards, das österreichische Normungsinstitut Austrian Standards (dessen Leiterin, Elisabeth Stampfl-Blaha, den Preis vor zwei Jahren übrigens persönlich abholte – siehe „Nachlese“). Seither sei die Normenflut immer wieder Thema.
Dieses Jahr habe man sich aber dafür entschieden, der Preisverleihung ein „i-Tüpfelchen“ aufzusetzen, so Finkentey. Daher wurde erstmals auch ein „Gut gemacht“ vergeben.
Der sichtlich überraschte Gewinner des Positiv-Preises war Daniel Hora von Megatabs Architekten. Sein Büro hatte sich an einem Wettbewerb im Frühsommer beteiligt, den die Kammer aber nicht freigegeben hatte, weil es sich dabei um ein PPP-Verfahren handelte.
Einreichung zurückgezogen
Unter Architekten sei damals diskutiert worden, wie auf den Wettbewerb zu reagieren sei. „Nicht teilnehmen ist wie nicht wählen gehen“, so Gruber. Daher haben am Ende 50 Architekturbüros Plakate zum Thema „Stop PPP“ entworfen und abgegeben.
Ursprünglich habe sein Büro „ganz normal am Wettbewerb teilgenommen“, so Hora: „Wir hatten schon abgegeben, als wir die Flut an E-Mails der Architektenschaft sahen“, so der Architekt. „Wir haben dann unsere Einreichung zurückgezogen.“ Für die Mitarbeiter sei diese Entscheidung „schon hart“ gewesen, viel Herzblut und Zeit sei in das Projekt geflossen. Dafür gab es Standing Ovations. „Solidarität ist ein Wert, der in der IG Architektur hochgehalten wird“, sagte Finkentey. Ob die Positiv-Anerkennung auch in zwei Jahren wieder verliehen wird, sei noch offen.
Drei Nominierungen, ...
Die erste Nominierung: der Standardausstattungskatalog des oberösterreichischen Wohnbaulandesrats Manfred Haimbuchner (FPÖ) für den geförderten Wohnbau, der am 1. Jänner 2015 in Kraft getreten ist. „Planer und Ausführende werden damit in ihrer Lösungskompetenz eingeschränkt“, so die IG Architektur. Langfristig komme es zu höheren Kosten und schlechterer Wohnqualität. Die Architekten Oliver Aschenbrenner und Franz Denk lasen als „Laudatio“ auf der Bühne aus dem Regelwerk vor und ernteten Lacher der versammelten Architektenschaft. Ihr Resumee: „Im Sinne der Einsparungsmaßnahmen schlagen wir vor, diese Richtlinien einzusparen.“
Eine weitere Nominierung ging an den Wettbewerb für einen Sportpark in Graz. Dieser wurde exemplarisch ausgewählt als Beispiel für Wettbewerbe, die für die Mehrzahl der Architekten aufgrund von „überzogenen Eignungskriterien“ und „einseitiger Auslegung des Bundesvergabegesetzes“ nicht zugänglich sind.
... ein „Sieger“
Letztendlich ging der acht Kilo schwere Betonklotz jedoch stellvertretend für die Stadt Wien an den (nicht anwesenden) Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) für die städtischen PPP-Verfahren: Dabei vergibt die öffentliche Hand öffentliche Bauten – darunter auch Kultur- und Bildungsbauten – an private Investoren."
Die IG Architektur kritisiert dabei den „Rückzug der öffentlichen Hand aus der inhaltlichen Verantwortung und die langfristig höhere Kosten“. „Unsere Kammer hat ein Jahr lang versucht, wenigstens architektonische und technische Standards vorzugeben. Wir sind an den Gespenstern des Sachzwangs gescheitert“, sagte Peter Bauer, Präsident der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland in seiner „Laudatio“.
„Wir werden nach der Wahl den Herrn Bürgermeister aufsuchen und ihm den Preis übergeben“, kündigte Matthias Finkentey, organisatorischer Leiter der IG Architektur, an. Er betonte aber auch, dass der Planlos-Award unpolitisch sei: „Die Verleihung an die Stadt ist kein politisches Statement“, sagte er. „Die Stadt Wien ist nämlich eine gute Stadt.“
„Unser Preis rüttelt auf“
Intern sei immer wieder auch diskutiert worden, warum ein Negativ-Preis vergeben werde. „Aber unser Preis rüttelt auf“, zeigte sich Marion Gruber, Sprecherin der IG Architektur, überzeugt. „Es passiert etwas“, meinte sie etwa im Hinblick auf den Sieger des letzten Planlos-Awards, das österreichische Normungsinstitut Austrian Standards (dessen Leiterin, Elisabeth Stampfl-Blaha, den Preis vor zwei Jahren übrigens persönlich abholte – siehe „Nachlese“). Seither sei die Normenflut immer wieder Thema.
Dieses Jahr habe man sich aber dafür entschieden, der Preisverleihung ein „i-Tüpfelchen“ aufzusetzen, so Finkentey. Daher wurde erstmals auch ein „Gut gemacht“ vergeben.
Der sichtlich überraschte Gewinner des Positiv-Preises war Daniel Hora von Megatabs Architekten. Sein Büro hatte sich an einem Wettbewerb im Frühsommer beteiligt, den die Kammer aber nicht freigegeben hatte, weil es sich dabei um ein PPP-Verfahren handelte.
Einreichung zurückgezogen
Unter Architekten sei damals diskutiert worden, wie auf den Wettbewerb zu reagieren sei. „Nicht teilnehmen ist wie nicht wählen gehen“, so Gruber. Daher haben am Ende 50 Architekturbüros Plakate zum Thema „Stop PPP“ entworfen und abgegeben.
Ursprünglich habe sein Büro „ganz normal am Wettbewerb teilgenommen“, so Hora: „Wir hatten schon abgegeben, als wir die Flut an E-Mails der Architektenschaft sahen“, so der Architekt. „Wir haben dann unsere Einreichung zurückgezogen.“ Für die Mitarbeiter sei diese Entscheidung „schon hart“ gewesen, viel Herzblut und Zeit sei in das Projekt geflossen. Dafür gab es Standing Ovations. „Solidarität ist ein Wert, der in der IG Architektur hochgehalten wird“, sagte Finkentey. Ob die Positiv-Anerkennung auch in zwei Jahren wieder verliehen wird, sei noch offen.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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