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Wälderhäuser
Ein Buch über ländliche Baukultur
Vorarlbergs bäuerliche Holzarchitektur als Ausdruck eines eigenständigen Kulturraums stellt eine Alternative zur heute gängigen Architektur des Personen- und Objektkults dar.
14. Oktober 2015 - Albert Kirchengast
Ein gutes Buch macht Stimmung und fängt sie zugleich ein. Etwa den langen Nachklang der Bregenzerwälder Bautradition. Mit Michael Beer und seiner barocken Holzbauschule hatten die Vorarlberger Baukünstler in den 1960er Jahren einen 300 Jahre alten Ahnherrn gefunden, um sich fern der Wiener Hochschulen selbständig zu machen – und zu behaupten. Von ihnen war schon oft die Rede. Ihr «internationaler» und irgendwie doch älplerischer Auftritt hat längst über die Grenzen Vorarlbergs hinaus Anerkennung gefunden.
Was Florian Aicher und Hermann Kaufmann in ihrem fröhlichen Buch «Belebte Substanz» nun gelingt, hat weniger mit Architektur zu tun als mit Baukultur. Die beiden verstehen und zeigen bäuerliche Bauten als Ausdruck eines eigenständigen Kulturraums, dessen Selbstverständnis sich aus Kontinuität und Wandel gleichermassen speist. Die siebzehn von ihnen vorgestellten Bauernhäuser verwandeln sich daher mühelos zu ganz gegenwärtigen Wohnhäusern. Das zeugt von Geschmack, den man haben muss, um zu wohnen und aus dem Wohnen zu bauen. Von Alberschwende bis Warth, von Riefensberg bis Mellau, eingebettet in den Schwellenraum zwischen Bodensee und Alpenkamm, liegen die ausgewählten Wohnhäuser stolz in saftiger Kulturlandschaft und verströmen genau das: Geschmackssicherheit. Auf 200 Seiten werden sie nach allen Regeln der Buchkunst in Fotografien, Plänen und textlichen Erkundigungen – bis hin zum lustvollen Glossar – vorgestellt, ohne sich je aufzudrängen.
Es kommt dem Leser dabei nicht in den Sinn, nach so etwas wie Architektennamen zu suchen; die kommen auch vor. Er blättert und schaut viel lieber genüsslich auf eine Alternative zur Architektur des Personen- und Objektkults. Mit Aufklappen der rauen Buchdeckel taucht er in ein lebensgesättigtes Bauen ein, das vergessen macht, wie ein Metier heute zwischen kreativer Energie und Management zerrieben wird. Solche Atlanten müssten künftig für alle Landstriche entstehen. Denn gewiss ist: Ihre Verstärkerwirkung nährt jenes Selbstvertrauen, das eine solche Baukultur erst trägt.
Was Florian Aicher und Hermann Kaufmann in ihrem fröhlichen Buch «Belebte Substanz» nun gelingt, hat weniger mit Architektur zu tun als mit Baukultur. Die beiden verstehen und zeigen bäuerliche Bauten als Ausdruck eines eigenständigen Kulturraums, dessen Selbstverständnis sich aus Kontinuität und Wandel gleichermassen speist. Die siebzehn von ihnen vorgestellten Bauernhäuser verwandeln sich daher mühelos zu ganz gegenwärtigen Wohnhäusern. Das zeugt von Geschmack, den man haben muss, um zu wohnen und aus dem Wohnen zu bauen. Von Alberschwende bis Warth, von Riefensberg bis Mellau, eingebettet in den Schwellenraum zwischen Bodensee und Alpenkamm, liegen die ausgewählten Wohnhäuser stolz in saftiger Kulturlandschaft und verströmen genau das: Geschmackssicherheit. Auf 200 Seiten werden sie nach allen Regeln der Buchkunst in Fotografien, Plänen und textlichen Erkundigungen – bis hin zum lustvollen Glossar – vorgestellt, ohne sich je aufzudrängen.
Es kommt dem Leser dabei nicht in den Sinn, nach so etwas wie Architektennamen zu suchen; die kommen auch vor. Er blättert und schaut viel lieber genüsslich auf eine Alternative zur Architektur des Personen- und Objektkults. Mit Aufklappen der rauen Buchdeckel taucht er in ein lebensgesättigtes Bauen ein, das vergessen macht, wie ein Metier heute zwischen kreativer Energie und Management zerrieben wird. Solche Atlanten müssten künftig für alle Landstriche entstehen. Denn gewiss ist: Ihre Verstärkerwirkung nährt jenes Selbstvertrauen, das eine solche Baukultur erst trägt.
[ Florian Aicher, Hermann Kaufmann: Belebte Substanz. Umgebaute Bauernhäuser im Bregenzerwald. DVA-Verlag, München 2015. 200 S., Fr. 65.–. ]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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