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Vom Leben auf dem Lande
Ein altes Gehöft in Desselbrunn wurde in ein Wohn-Ensemble verwandelt.
25. Juni 2016 - Tobias Hagleitner
In einer Eigentumswohnung zu leben, das ist am Land bislang unüblich, wenn nicht verpönt. Eigen Haus und Grund, das ist der Wunsch. Tausend Quadratmeter Erdboden für eine Kleinfamilie, deren Halbwertszeit meist kürzer ist als vorgesehen, was meist schon nach wenigen Jahren weiteren Flächenbedarf zum Behausen der neuen Lebensverhältnisse nach sich zieht.
Eine Wohnung wäre in den allermeisten Fällen die bessere Idee. Dass Mehrparteienhäuser in ländlichen Regionen nicht beliebt sind, hat allerdings gute Gründe. Es fehlt schlicht am Angebot. Die seltenen Beispiele sogenannter Wohn-„Anlagen“ wirken in ihrer standardisierten Machart gerade am Land oft gedanken- und lieblos, als unpassende Fremdkörper, die nur von jenen hingenommen werden, die sich anderes nicht leisten können oder wollen.
Alternative Wohnformen
Es ist höchste Zeit, das ländliche Wohnen anders anzugehen. In Desselbrunn, unmittelbar an der Traun unweit des Kraftwerks, ist ein Ensemble entstanden, das eine Idee davon gibt, wie eine zeitgemäße Wohnkultur am Land aussehen kann. Architekt und Projektentwickler Siegfried Meinhart hat einen kleinen Dreiseithof erstanden. Das sehr einfache Gebäude wurde saniert und bietet nun Platz für vier Wohnungen.
Die wohltuende Vielfalt an räumlichen Situationen ergab sich aus dem Bestand wie von selbst. Der Architekt wusste sie zu nutzen und in moderne Grundrisse zu übertragen. So finden sich großzügige Lofträume unter dem Dach, gemütliche Fensternischen in dicken Mauern, es gibt einen praktischen geschützten Innenhof und vor allem rundum direkte Verbindungen in den Garten, dessen vielseitiger Charakter samt Baumbestand erhalten wurde.
Jede der vier Wohnungen vermittelt ein Gefühl der Eigenständigkeit und Häuslichkeit. Trotzdem ist alles platzsparend unter dem vorhandenen Dach vereint.
Im Osten des Grundstücks wurden zwei weitere Gebäude mit je zwei Wohnungen errichtet. Auch hier war das Ziel, den künftigen Eigentümern ein Wohnerlebnis anzubieten, das puncto Individualität und Unabhängigkeit dem konventionellen Eigenheim in nichts nachsteht.
Erreicht wurde das durch geschickte Positionierung und Ausrichtung des Doppelhauses. Gemeinsam mit dem Bestand ergibt sich eine angenehm vertrauliche Nachbarschaft, die mit gekonnt abgeschirmten Terrassen und Loggien zugleich ein hohes Maß an Intimität für innen wie außen bietet.
Bewusst günstig bauen
Wer Wohnraum errichtet, um damit Geld zu verdienen, muss scharf kalkulieren und ökonomisch bauen. Das gilt für kleine private Bauträger so sehr wie für die gemeinnützigen. Das „Wie“ ist entscheidend und die eigentliche Kompetenz der Architektur.
Das Projekt am Traunfall kommt mit äußerst einfacher Materialität und rationeller Bauweise aus. In keinem Punkt wurde aber auf bewusste Gestaltung verzichtet. Beispiele: Eine Standard-Türzarge aus Metall kann schön sein, so lange sie an der richtigen Stelle sitzt und hochwertige Beschläge verwendet werden. Eine Betontreppe ist nicht kalt und grau, wenn die Oberfläche behutsam behandelt wird. Wenn schon Vollwärmeschutzfassade, dann muss sie nicht mit Kunstharz totverputzt werden, es kann fast ums gleiche Geld auch ein lebendig strukturierter mineralischer Streichputz sein. Und so weiter.
Es sind Details, die in Summe einen immensen Unterschied machen. Mit architektonischer Achtsamkeit und Rücksicht auf Bestehendes ließe sich das Wohnen im Wohnbau weniger gleichförmig gestalten, ließe sich der Traum vom Eigenheim in Alleinlage nach und nach zurückzudrängen.
Ein Projekt wie dieses ist als kultureller Brückenbau zu verstehen zwischen der in den vergangenen Jahrzehnten so beliebten Wohnform Einfamilienhaus und den dichteren Bebauungen, die ab jetzt notwendig sind, um der zerstörerischen Zersiedlung der Landschaft endlich Einhalt zu gebieten.
Eine Wohnung wäre in den allermeisten Fällen die bessere Idee. Dass Mehrparteienhäuser in ländlichen Regionen nicht beliebt sind, hat allerdings gute Gründe. Es fehlt schlicht am Angebot. Die seltenen Beispiele sogenannter Wohn-„Anlagen“ wirken in ihrer standardisierten Machart gerade am Land oft gedanken- und lieblos, als unpassende Fremdkörper, die nur von jenen hingenommen werden, die sich anderes nicht leisten können oder wollen.
Alternative Wohnformen
Es ist höchste Zeit, das ländliche Wohnen anders anzugehen. In Desselbrunn, unmittelbar an der Traun unweit des Kraftwerks, ist ein Ensemble entstanden, das eine Idee davon gibt, wie eine zeitgemäße Wohnkultur am Land aussehen kann. Architekt und Projektentwickler Siegfried Meinhart hat einen kleinen Dreiseithof erstanden. Das sehr einfache Gebäude wurde saniert und bietet nun Platz für vier Wohnungen.
Die wohltuende Vielfalt an räumlichen Situationen ergab sich aus dem Bestand wie von selbst. Der Architekt wusste sie zu nutzen und in moderne Grundrisse zu übertragen. So finden sich großzügige Lofträume unter dem Dach, gemütliche Fensternischen in dicken Mauern, es gibt einen praktischen geschützten Innenhof und vor allem rundum direkte Verbindungen in den Garten, dessen vielseitiger Charakter samt Baumbestand erhalten wurde.
Jede der vier Wohnungen vermittelt ein Gefühl der Eigenständigkeit und Häuslichkeit. Trotzdem ist alles platzsparend unter dem vorhandenen Dach vereint.
Im Osten des Grundstücks wurden zwei weitere Gebäude mit je zwei Wohnungen errichtet. Auch hier war das Ziel, den künftigen Eigentümern ein Wohnerlebnis anzubieten, das puncto Individualität und Unabhängigkeit dem konventionellen Eigenheim in nichts nachsteht.
Erreicht wurde das durch geschickte Positionierung und Ausrichtung des Doppelhauses. Gemeinsam mit dem Bestand ergibt sich eine angenehm vertrauliche Nachbarschaft, die mit gekonnt abgeschirmten Terrassen und Loggien zugleich ein hohes Maß an Intimität für innen wie außen bietet.
Bewusst günstig bauen
Wer Wohnraum errichtet, um damit Geld zu verdienen, muss scharf kalkulieren und ökonomisch bauen. Das gilt für kleine private Bauträger so sehr wie für die gemeinnützigen. Das „Wie“ ist entscheidend und die eigentliche Kompetenz der Architektur.
Das Projekt am Traunfall kommt mit äußerst einfacher Materialität und rationeller Bauweise aus. In keinem Punkt wurde aber auf bewusste Gestaltung verzichtet. Beispiele: Eine Standard-Türzarge aus Metall kann schön sein, so lange sie an der richtigen Stelle sitzt und hochwertige Beschläge verwendet werden. Eine Betontreppe ist nicht kalt und grau, wenn die Oberfläche behutsam behandelt wird. Wenn schon Vollwärmeschutzfassade, dann muss sie nicht mit Kunstharz totverputzt werden, es kann fast ums gleiche Geld auch ein lebendig strukturierter mineralischer Streichputz sein. Und so weiter.
Es sind Details, die in Summe einen immensen Unterschied machen. Mit architektonischer Achtsamkeit und Rücksicht auf Bestehendes ließe sich das Wohnen im Wohnbau weniger gleichförmig gestalten, ließe sich der Traum vom Eigenheim in Alleinlage nach und nach zurückzudrängen.
Ein Projekt wie dieses ist als kultureller Brückenbau zu verstehen zwischen der in den vergangenen Jahrzehnten so beliebten Wohnform Einfamilienhaus und den dichteren Bebauungen, die ab jetzt notwendig sind, um der zerstörerischen Zersiedlung der Landschaft endlich Einhalt zu gebieten.
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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