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Pure Provokation, letzte Konsequenz
Nach der weißen Moderne weist das Dunkle einen anderen Weg der Radikalität in der Architektur
14. Mai 1999 - Gert Walden
Der Kindergarten im Prater in dunkel gefärbeltem Beton, die Basaltfassaden am Museum Moderner Kunst im Messepalast haben eines gemeinsam: sie erzeugen Irritation, sie machen ganz klar bewußt, daß die kulturellen Zuweisungen für Farbe in der Architektur erst durch den einmal vollzogenen Bruch das Augenmerk auf die Baukunst lenkt. Hunderte Kilometer banalster Wiener Wohnbau können lange nicht so provozieren, wie die Nicht-Farbe Schwarz. Dabei sind die Assoziationen mit Tod und Trauer nicht die einzigen, auch wenn diese in unserem Kulturkreis überwiegen.
Adolf Krischanitz hat bisher zwei „schwarze“ Bauten realisiert. Den genannten Kindergarten für die jüdische Kultusgemeinde im Prater und einen Wohnturm - siehe Bild - in Salzburg. Beim Kindergarten, so Krischanitz, sei die kulturelle Provokation überhaupt nicht das vorrangige Argument für die Wahl der dunklen Pigmente gewesen. Krischanitz wollte vielmehr nach einer intensiven Phase des Bunten in seinen Bauten, die Nicht-Farbe einsetzen, um den Kindern die Freiheit bei der Wahl ihrer Farbigkeit zu lassen. Und ganz nebenbei wurde das Ideal der weißen Moderne in den Köpfen der Erwachsenen konterkariert.
Beim Wohnturm in Salzburg dagegen - mit seinen dunklen Fronten und weißen Fensterrahmen - versuchte Krischanitz in Sachen Farbe auf den Punkt zu kommen. Hier wird, wie in der traditionellen Fotografie, ein Negativ/Positiv-Effekt einkalkuliert, der den Weg der Farbe vom Dekorativen zum Emblematischen zu Ende führt.
Der andere „schwarze“ Architekt in Österreich - Laurids Ortner - argumentiert soziologisch für das Dunkle seiner Museumsfassaden: In Zeiten von High-Tech und Dekonstruktivismus sei ein Kontrapunkt des Massiven und der Intensität wieder gefragt. Beide Architekten attestieren dem Dunklen die Fähigkeit, das Samtige und Sammelnde in die Bauten einzubringen. Das Positiv also zum scheinbar Negativen der Nicht-Farbe.
Adolf Krischanitz hat bisher zwei „schwarze“ Bauten realisiert. Den genannten Kindergarten für die jüdische Kultusgemeinde im Prater und einen Wohnturm - siehe Bild - in Salzburg. Beim Kindergarten, so Krischanitz, sei die kulturelle Provokation überhaupt nicht das vorrangige Argument für die Wahl der dunklen Pigmente gewesen. Krischanitz wollte vielmehr nach einer intensiven Phase des Bunten in seinen Bauten, die Nicht-Farbe einsetzen, um den Kindern die Freiheit bei der Wahl ihrer Farbigkeit zu lassen. Und ganz nebenbei wurde das Ideal der weißen Moderne in den Köpfen der Erwachsenen konterkariert.
Beim Wohnturm in Salzburg dagegen - mit seinen dunklen Fronten und weißen Fensterrahmen - versuchte Krischanitz in Sachen Farbe auf den Punkt zu kommen. Hier wird, wie in der traditionellen Fotografie, ein Negativ/Positiv-Effekt einkalkuliert, der den Weg der Farbe vom Dekorativen zum Emblematischen zu Ende führt.
Der andere „schwarze“ Architekt in Österreich - Laurids Ortner - argumentiert soziologisch für das Dunkle seiner Museumsfassaden: In Zeiten von High-Tech und Dekonstruktivismus sei ein Kontrapunkt des Massiven und der Intensität wieder gefragt. Beide Architekten attestieren dem Dunklen die Fähigkeit, das Samtige und Sammelnde in die Bauten einzubringen. Das Positiv also zum scheinbar Negativen der Nicht-Farbe.
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