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Villa mit Landschaft
Ein Glücksfall von einem Grundstück, ein Blick über halb Wien und ein Architektenteam mit mondänem Sinn für den Bauplatz. Das Ergebnis: eine Villa am Schafberg.
7. März 2009 - Judith Eiblmayr
Es ist eine der zentralen Fragen beim Bauen im privaten Bereich mit professioneller Planung: Wie kommen eigentlich die Bauherren zur passenden Person, die den Wünschen, Vorstellungen oder Träumen des eigenen Bauprojekts – aus deren Sicht – adäquat Gestalt gibt? Entweder man spricht einen Architekten an, den man selbst kennt oder empfohlen bekommt und von dem man in Kenntnis seiner Persönlichkeit und seines Werkes annimmt, dass die Basis für eine Zusammenarbeit gegeben ist. Oder man lässt sich ansprechen, von Architekturbeispielen in Publikationen und auf Homepages, und nähert sich rein über die Qualität des Formalen dem Planer, der Planerin an. Aber selbst dann wird sich erst in der Arbeitsbeziehung zeigen, ob man zusammenpasst, ob ein Konzept bauherrnseitig als stimmig angenommen und nicht als aufoktroyiert verstanden wird. Zwischen dem Planer und dem Nutzer von Architektur muss „die Chemie stimmen“, und es muss gegenseitiges Vertrauen herrschen, um den Hausbau als gemeinsames Projekt zu verstehen.
Beim Haus G. am Stadtrand von Wien haben die Bauherren im zweiten Anlauf das Architektenteam gefunden, dem sie sich wirklich anvertrauen wollten, nämlich Elena Theodorou-Neururer & Alois Neururer aus Wien. Wo sich im Entwurf des zuerst beauftragten Architekten als oberer Abschluss des konventionellen Haustypus im französischen Landhausstil ein vier Meter hohes Zeltdach mit kleinformatigen Gaupen im wahrsten Sinne des Wortes breitmachte, wird das realisierte Projekt nun von einem wie eine Laterne aufgesetzten Atelierraum „gekrönt“, der einen unverstellten Blick über halb Wien bietet. Dieser auf Offenheit gegenüber den Gegebenheiten am Bauplatz bedachte Ansatz, der sich durch das ganze Planungskonzept zog, hatte die Auftraggeber überzeugt und den Architekten die Möglichkeit geboten, eine repräsentative Villa zu bauen, die mit einem mondänen Selbstverständnis die Landschaft in die Architektur mit einbezieht.
Das Haus von Neururer & Neururer liegt weit oben auf einem der Wiener Hausberge, nordwestlich der Stadt, an einem leicht geneigten Südhang, der talseitig steiler wird und über die Dächer der unterhalb liegenden Bebauung hinweg die überwältigende Sicht über die Stadt bietet. Ein Glücksfall von einem Grundstück, das als schwierig zu bebauen galt, da die zulässige Traufenhöhe mit sechs Metern beschränkt ist. Mit der Lage der Zufahrtsstraße und der Erschließung an der Nordseite des Hauses bot sich jedoch die Gelegenheit, das räumliche Konzept den Hang hinab und der Sonne entgegen zu entwickeln. Die Bebauungsbestimmungen wurden, was die bebaute Fläche und die Kubatur betrifft, bis auf das Äußerste ausgereizt, um die mit zirka 600 Quadratmeter Nutzfläche sehr große Villa stimmig ins Gelände zu modellieren.
Von der Straße her ist der Baukörper dezent, einerseits durch das in Stützen- und Glaskonstruktion aufgelöste Obergeschoß, andrerseits durch einen rundum laufenden, einen Meter tiefen Dachüberstand mit geringer Aufbauhöhe, der als horizontaler Sonnenschutz fungiert, und durch die vorgeschriebene Höhe markant linear nachzeichnet. Der Zugang zum Haus ist klassisch achsial angelegt, und sobald sich die Eingangstüre geöffnet hat, kann der Blick ungehindert durch das großzügige Entrée, über den zwei Stufen abgesenkten Essplatz und die vorgelagerte Terrasse hinweg auf Baumwipfel, Dachlandschaft, bis auf die weit entfernt liegenden Hochhäuser am Wienerberg schweifen. Der großzügig dimensionierte Innenraum des Erdgeschoßes, wo Bibliothek, Wohnbereich mit Kamin, Essplatz und Küche ohne räumliche Trennungen einander ergänzen, wird von einigen wenigen edlen Materialien geprägt: persischer Kalkstein, der mit seinem samtigen Graubraun fast wie Leder anmutet, Cabreuva-Parkett, das den passenden Farbton zur Bibliothek und den Parapetverbauten aus Teakholz bietet, weiße Wände und Glasflächen, die, ebenfalls in Teakholzprofilen gehalten, in große Felder unterteilt werden. Von Osten bis Südwesten kann so das Schauspiel wechselnder Wetterstimmungen draußen verfolgt werden – die beschriebene Materialität drinnen bildet den stilvollen Rahmen dafür.
Die ebenfalls in den Wohnraum eingebundene Treppe liegt westseitig, ist durch eine Satinato-Verglasung von der Nachmittagssonne hinterleuchtet und bildet nicht nur die konstruktive, sondern auch die formale Verbindung der vier Geschoße, die alle in der gleichen Art gestaltet sind. Diese qualitativ hochwertige Grundstimmung macht das Haus per se gemütlich, lässt jedoch den einzelnen Familienmitgliedern genug Freiraum, die Räume ihrem Geschmack entsprechend einzurichten. „Moden werden abgewohnt“, sagt die Hausbesitzerin, wohl wissend, dass die formale Qualität ihres Hauses eine individuelle, vielleicht modische Möblierung zulässt. Im Obergeschoß liegen die Schlafräume der Familie, jeweils mit eigenem Bad und eigenem Blick, teilweise mit Terrasse.
Das Untergeschoß ist nur zur Hälfte ein herkömmlicher Keller, denn auf dem Niveau des Gartens liegend, gibt es nicht nur den direkten Zugang zum Garten mit Swimmingpool, sondern einen zusätzlichen, voll belichteten großen Raum, der als zweites Wohnzimmer genutzt wird.
Gelungen ist diese Vielschichtigkeit beim Raumprogramm durch die Terrassierung des Baukörpers. Neururer & Neururer haben so die Ausnutzung des Baugrundes optimiert und den Bauherren ein breites Spektrum an Wohnqualität geboten: von der Poolparty im Gartengeschoß über Familienalltag in den Wohngeschoßen bis zum kontemplativen Rückzug ins Dachatelier kann der Wohnort im engeren Sinne belebt und im weiteren Sinne erlebt werden. Dies muss die Intention von ernst gemeinter Architektur sein – und nicht die Perpetuierung starrer, eklektizistischer Hausmodelle aus dem vorletzten Jahrhundert, wie an diesem Bauplatz ja auch – siehe oben – vorgeschlagen worden war.
Wenn die Nutzerin dieses Hauses sagt: „Ich sehe es als Privileg an, in diesen Räumen zu wohnen“, dann bezeichnet sie nicht nur das Privileg, ein solches Haus in dieser Lage – den Wienerwald im Rücken und die Stadt zu Füßen – überhaupt errichten zu können, sondern es ist auch als Anerkennung an das Architektenteam gerichtet. Gemeinsame Intentionen wurden umgesetzt, die Vorstellungen der Bauherren von den Raumoptionen aber offensichtlich noch übertroffen und dafür wird den Architekten nachhaltig Respekt gezollt.
Beim Haus G. am Stadtrand von Wien haben die Bauherren im zweiten Anlauf das Architektenteam gefunden, dem sie sich wirklich anvertrauen wollten, nämlich Elena Theodorou-Neururer & Alois Neururer aus Wien. Wo sich im Entwurf des zuerst beauftragten Architekten als oberer Abschluss des konventionellen Haustypus im französischen Landhausstil ein vier Meter hohes Zeltdach mit kleinformatigen Gaupen im wahrsten Sinne des Wortes breitmachte, wird das realisierte Projekt nun von einem wie eine Laterne aufgesetzten Atelierraum „gekrönt“, der einen unverstellten Blick über halb Wien bietet. Dieser auf Offenheit gegenüber den Gegebenheiten am Bauplatz bedachte Ansatz, der sich durch das ganze Planungskonzept zog, hatte die Auftraggeber überzeugt und den Architekten die Möglichkeit geboten, eine repräsentative Villa zu bauen, die mit einem mondänen Selbstverständnis die Landschaft in die Architektur mit einbezieht.
Das Haus von Neururer & Neururer liegt weit oben auf einem der Wiener Hausberge, nordwestlich der Stadt, an einem leicht geneigten Südhang, der talseitig steiler wird und über die Dächer der unterhalb liegenden Bebauung hinweg die überwältigende Sicht über die Stadt bietet. Ein Glücksfall von einem Grundstück, das als schwierig zu bebauen galt, da die zulässige Traufenhöhe mit sechs Metern beschränkt ist. Mit der Lage der Zufahrtsstraße und der Erschließung an der Nordseite des Hauses bot sich jedoch die Gelegenheit, das räumliche Konzept den Hang hinab und der Sonne entgegen zu entwickeln. Die Bebauungsbestimmungen wurden, was die bebaute Fläche und die Kubatur betrifft, bis auf das Äußerste ausgereizt, um die mit zirka 600 Quadratmeter Nutzfläche sehr große Villa stimmig ins Gelände zu modellieren.
Von der Straße her ist der Baukörper dezent, einerseits durch das in Stützen- und Glaskonstruktion aufgelöste Obergeschoß, andrerseits durch einen rundum laufenden, einen Meter tiefen Dachüberstand mit geringer Aufbauhöhe, der als horizontaler Sonnenschutz fungiert, und durch die vorgeschriebene Höhe markant linear nachzeichnet. Der Zugang zum Haus ist klassisch achsial angelegt, und sobald sich die Eingangstüre geöffnet hat, kann der Blick ungehindert durch das großzügige Entrée, über den zwei Stufen abgesenkten Essplatz und die vorgelagerte Terrasse hinweg auf Baumwipfel, Dachlandschaft, bis auf die weit entfernt liegenden Hochhäuser am Wienerberg schweifen. Der großzügig dimensionierte Innenraum des Erdgeschoßes, wo Bibliothek, Wohnbereich mit Kamin, Essplatz und Küche ohne räumliche Trennungen einander ergänzen, wird von einigen wenigen edlen Materialien geprägt: persischer Kalkstein, der mit seinem samtigen Graubraun fast wie Leder anmutet, Cabreuva-Parkett, das den passenden Farbton zur Bibliothek und den Parapetverbauten aus Teakholz bietet, weiße Wände und Glasflächen, die, ebenfalls in Teakholzprofilen gehalten, in große Felder unterteilt werden. Von Osten bis Südwesten kann so das Schauspiel wechselnder Wetterstimmungen draußen verfolgt werden – die beschriebene Materialität drinnen bildet den stilvollen Rahmen dafür.
Die ebenfalls in den Wohnraum eingebundene Treppe liegt westseitig, ist durch eine Satinato-Verglasung von der Nachmittagssonne hinterleuchtet und bildet nicht nur die konstruktive, sondern auch die formale Verbindung der vier Geschoße, die alle in der gleichen Art gestaltet sind. Diese qualitativ hochwertige Grundstimmung macht das Haus per se gemütlich, lässt jedoch den einzelnen Familienmitgliedern genug Freiraum, die Räume ihrem Geschmack entsprechend einzurichten. „Moden werden abgewohnt“, sagt die Hausbesitzerin, wohl wissend, dass die formale Qualität ihres Hauses eine individuelle, vielleicht modische Möblierung zulässt. Im Obergeschoß liegen die Schlafräume der Familie, jeweils mit eigenem Bad und eigenem Blick, teilweise mit Terrasse.
Das Untergeschoß ist nur zur Hälfte ein herkömmlicher Keller, denn auf dem Niveau des Gartens liegend, gibt es nicht nur den direkten Zugang zum Garten mit Swimmingpool, sondern einen zusätzlichen, voll belichteten großen Raum, der als zweites Wohnzimmer genutzt wird.
Gelungen ist diese Vielschichtigkeit beim Raumprogramm durch die Terrassierung des Baukörpers. Neururer & Neururer haben so die Ausnutzung des Baugrundes optimiert und den Bauherren ein breites Spektrum an Wohnqualität geboten: von der Poolparty im Gartengeschoß über Familienalltag in den Wohngeschoßen bis zum kontemplativen Rückzug ins Dachatelier kann der Wohnort im engeren Sinne belebt und im weiteren Sinne erlebt werden. Dies muss die Intention von ernst gemeinter Architektur sein – und nicht die Perpetuierung starrer, eklektizistischer Hausmodelle aus dem vorletzten Jahrhundert, wie an diesem Bauplatz ja auch – siehe oben – vorgeschlagen worden war.
Wenn die Nutzerin dieses Hauses sagt: „Ich sehe es als Privileg an, in diesen Räumen zu wohnen“, dann bezeichnet sie nicht nur das Privileg, ein solches Haus in dieser Lage – den Wienerwald im Rücken und die Stadt zu Füßen – überhaupt errichten zu können, sondern es ist auch als Anerkennung an das Architektenteam gerichtet. Gemeinsame Intentionen wurden umgesetzt, die Vorstellungen der Bauherren von den Raumoptionen aber offensichtlich noch übertroffen und dafür wird den Architekten nachhaltig Respekt gezollt.
Für den Beitrag verantwortlich: Spectrum
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