Artikel
Die grüne Stadt
Vergessenes Terrain voll ruhender Kraft
Das Bevölkerungswachstum und der Klimawandel verändern unsere Städte. Da kann urbanes Grün zum entscheidenden Qualitätsfaktor der städtebaulichen Transformation werden.
13. Juni 2017 - Bettina Maria Brosowsky
Europas Städte stehen unter Druck. Im Jahr 2015 lebte weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung in städtischen Gebieten; und der Zuzug in «angesagte» Zentren hält an. Gemäss der seit bald hundert Jahren meist kritiklos praktizierten Doktrin der Funktionstrennung bedeutet dies meist: separierte Quartiere für Arbeit, Wohnen und Erholung sowie zentrale Bereiche für Bildung, Kultur und Kommerz, dazwischen hohes Verkehrsaufkommen.
Der Jahreskongress der Fachzeitschrift «Bauwelt» stellte deshalb die Frage, wie einem Zerfall der Städte in ihre Bestandteile begegnet werden könne, so dass Wohnen und Arbeiten wieder zusammenrückten. Ähnliches beabsichtigt die Deklaration «Urbane Gebiete», die als Novelle des deutschen Baugesetzes kürzlich verabschiedet wurde: In Mischgebieten aus Gewerbe, Wohnen, sozialen und kulturellen Einrichtungen darf zukünftig dichter und höher gebaut werden. Stärkere gewerbliche Lärmimmissionen sind zulässig, so sie das Wohnen nicht wesentlich stören. Ohne den dringlichen Handlungsbedarf in Abrede stellen zu wollen, muss man feststellen, dass in der Diskussion leider schon viel zu lange ein wesentlicher Garant humanen Städtebaus vergessen wird: das identitätsstiftende und für das Mikroklima günstige urbane Grün.
Ausgewogenes Wachstum
Derzeit scheint es an Phantasie für ein sozial, kulturell und wirtschaftlich ausgewogenes Wachstum der Stadt zu mangeln. Dabei ist dieses aber nicht neu, wie ein Blick zurück in die Phase städtischer Expansion und Erneuerung während der industriellen und gesellschaftlichen Revolutionen des 19. Jahrhunderts zeigt. Damals sprengten Europas Städte ihre Festungswerke. Gleichzeitig waren ihre Kerne übervölkert, veraltet, substanziell erschöpft. Der Wirtschaftsliberalismus liess Industrieansiedlungen vor der historischen Stadt wuchern, zudem wuchs die Bevölkerung dank besserer Ernährung und medizinischer Versorgung. Ersten unregulierten Entwicklungen mit dramatischen ökonomischen, sozialen und hygienischen Missständen begegneten weitsichtige Stadtplanungen. Sie formulierten eine geordnetere Wachstumspolitik: Eingemeindungen, moderne urbane Technik und vor allem strukturierendes Grün wurden die Basis städtischer Transformation.
Aus England, dessen Philosophie des Landschaftsgartens bis ins 18. Jahrhundert zurückreichte, kamen praktische Modelle. Der sich als Landschaftsarchitekt bezeichnende Humphry Repton wusste um das komplementäre Zusammenspiel von Architektur und Natur, in einer mehrjährigen Kooperation mit dem Architekten John Nash holte er die Idee der Landschaft in die Stadt. Der Londoner Regent's Park von 1827 und die von dort ausgehende Bebauung städtischer Reihenhäuser mit vorgelagerten Grünzonen adaptierten den Klassizismus der Landsitze in naturähnlicher Umgebung für die sich erweiternde Stadt, wenngleich nur für betuchte Bürger.
Frederick Law Olmsted, Begründer einer amerikanischen Landschaftsarchitektur, folgte dieser Auffassung in dem ab 1857 eingerichteten, 341 Hektaren grossen Central Park in New York. Hier wuchs die hoch verdichtete steinerne Stadt um einen landschaftlichen Freiraum. Auch in deutschen Residenzstädtchen sahen Gartenkünstler ihre Disziplin früh schon in einer städtebaulichen Dimension. In München schuf Friedrich Ludwig von Sckell ab 1789 nicht nur den Englischen Garten, er legte nach 1807 in mehreren Abschnitten auch einen Generalplan zur Stadterweiterung vor, verknüpfte etwa das Raster der neuen Maxvorstadt durch eine Folge grüner Plätze mit der Altstadt. In Berlin war es ab 1840 Peter Joseph Lenné, der nach jahrelangen Verhandlungen den waldartigen Tiergarten zum Volksgarten umgestalten sowie in unzähligen Bebauungsplänen neue Stadtquartiere aufschliessende, baumgesäumte Strassenachsen ausarbeiten konnte.
Stadt im Klimawandel
Repton, Sckell, Lenné und viele andere führten im 19. Jahrhundert ganz selbstverständlich Landschafts- und Stadtplanung, Architektur und Natur zusammen. Ihre weitsichtige Stadtnatur war Katalysator des Wachstums und sichert bis heute eine Lebensqualität in urbaner Dichte. Öffentliche Parks, üppige Alleen, städtische Gärten wurden Gemeingut, sie bilden eine anschauliche Kultur republikanischen Geistes. Und selbst wenn heute vom Verkehr bedrängt oder mit Freizeitaktivitäten strapaziert, bietet diese Stadtnatur elementare Erfahrungsräume mit Flora, Fauna, Jahreszeit, Wetter oder sozialer Interaktion – ein bedeutendes materielles wie ideelles Vermächtnis.
Neben dem neuerlichen baulichen Wachstum trifft derzeit der Klimawandel die Stadt mit besonderer Härte. Moderne Bauten mit reflektierenden Glasfronten oder hochgedämmten Fassadensystemen sind, anders als historische Häuser mit massiven Hüllen, kaum noch in der Lage, solare Einstrahlung bauphysikalisch zu speichern und zeitverzögert abzugeben oder einer internen Nutzung zuzuführen. Durch Quartiere, die sich durch eine hohe Verdichtung mit neuer Architektur auszeichnen, kommt zur globalen auch noch eine lokale Erwärmung: die Abstrahlhitze der Bauten und ihrer meist kaum begrünten Umgebungsflächen. Darunter leidet nicht nur der Mensch, sondern auch das städtische Grün. Alte Alleebäume wie Linde, Ahorn, Esche oder Eiche kommen an die Grenzen ihrer Lebensfähigkeit. Was sommerliche Dauertemperaturen von über 30 Grad und versiegelter Boden mit viel zu geringer Feuchte nicht schaffen, erledigen Insekten und Pilze. Die lädierte Konstitution vormals stattlicher Grossbäume dient dann – wie derzeit am General-Guisan-Quai in Zürich – als Argument, um sie zu fällen, da sie eine Gefahr bei Wind und Wetter darstellen könnten.
Zu dem gestressten Grün der Stadtzentren gesellen sich nach Jahrzehnten der Zersiedelung aber auch «durchbaute» Landschaften und eine «verländlichende» Begrünung in Fussgängerbereichen und auf Plätzen. Diese funktionale wie auch ästhetische und semantische Konfusion, die auf der Stadt lastet, könnte als Chance für ein erneuertes Verständnis von Urbanität und Natur begriffen werden. So hat die Intensivlandwirtschaft die Städte zu erstaunlich artenreichen Biotopen für zugewanderte Wildtiere und Pflanzen werden lassen. Sogar gefährdete Vogel- und Fledermausarten finden in der Stadt vielfältige, naturbelassene Lebensräume, denn hier werden Kunstdünger oder Pflanzengifte selten eingesetzt.
Und könnte nicht auch der Klimawandel als Chance begriffen werden, das städtische Grün um eine exotische Pflanzenwelt zu bereichern, statt Neophyten als artfremde Spezies zu verteufeln? Immerhin: Experimente mit hitzeverträglichen asiatischen Gehölzen werden in Basel, Wien oder Berlin von offiziellen Forschungsgruppen beobachtet.
Moderne Stadtnaturen
Neue urbane Grünräume sollten auf solider städtebaulicher und klimatologischer Basis sowie profunder Pflanzenkenntnis gründen, um perspektivisch in die wachsende Stadt wirken zu können. Die durchrationalisierte Stadt des 21. Jahrhunderts benötigt aber auch eigene Bilder und Geschichten, um ihre Transformation verständlich zu machen. Grünräume leben aus dem Kontrast zur materialisierten Stadt, zelebrieren den bewussten Zutritt, um mit dem Empfinden einer Grenzüberschreitung zu belohnen. Bot in der vielleicht als bedrohlich wachsend empfundenen Stadt des 19. Jahrhunderts die gezähmte Natur der gestalteten Parks und Promenaden die differente Erfahrung, so wären es heute allen ökonomischen Interessen entzogene Möglichkeitsräume, die es langfristig zu sichern gälte.
Die postindustrielle Stadt hält dafür noch genügend Reservoire in typologisch grosser Bandbreite vor: aufgelassene Bahntrassees, Industriebrachen und punktuelle kleinere Baulücken. Sie sind Konversionsflächen, ähnlich den obsolet gewordenen Festungsanlagen, die im 19. Jahrhundert die wachsenden Städte einzwängten. Aus ihnen wurde in Bremen ein bürgerschaftlicher Landschaftspark, in Wien die imperialen Prachtboulevards der Ringstrasse. Wo allerdings der Weitblick fehlte, fielen sie der Bodenspekulation anheim.
Brachen bieten aber nicht nur überraschende urbane Naturerfahrung, mit einem Artenreichtum sich weitgehend selbst regulierender Ruderal- und Sukzessionsvegetation, zu der auch migrantische Exoten gehören müssen. Sie sind auch politische Räume, nutzungsneutral und für spontane Eigeninitiativen offen, die zudem jederzeit gärtnerisch aktiviert werden könnten. Nur so ist allerorts die Begeisterung für improvisiertes «gardening» und «farming» zu verstehen, selbst noch neben dichtem Autoverkehr. Der französische Landschaftsarchitekt Gilles Clément prägte 2004 für diesen erwartungsoffenen Status den Topos der «dritten Landschaft»: Sie ist ein vergessenes Terrain voll ruhender Kraft, das «nichts» ist, aber «alles» werden kann.
Der Jahreskongress der Fachzeitschrift «Bauwelt» stellte deshalb die Frage, wie einem Zerfall der Städte in ihre Bestandteile begegnet werden könne, so dass Wohnen und Arbeiten wieder zusammenrückten. Ähnliches beabsichtigt die Deklaration «Urbane Gebiete», die als Novelle des deutschen Baugesetzes kürzlich verabschiedet wurde: In Mischgebieten aus Gewerbe, Wohnen, sozialen und kulturellen Einrichtungen darf zukünftig dichter und höher gebaut werden. Stärkere gewerbliche Lärmimmissionen sind zulässig, so sie das Wohnen nicht wesentlich stören. Ohne den dringlichen Handlungsbedarf in Abrede stellen zu wollen, muss man feststellen, dass in der Diskussion leider schon viel zu lange ein wesentlicher Garant humanen Städtebaus vergessen wird: das identitätsstiftende und für das Mikroklima günstige urbane Grün.
Ausgewogenes Wachstum
Derzeit scheint es an Phantasie für ein sozial, kulturell und wirtschaftlich ausgewogenes Wachstum der Stadt zu mangeln. Dabei ist dieses aber nicht neu, wie ein Blick zurück in die Phase städtischer Expansion und Erneuerung während der industriellen und gesellschaftlichen Revolutionen des 19. Jahrhunderts zeigt. Damals sprengten Europas Städte ihre Festungswerke. Gleichzeitig waren ihre Kerne übervölkert, veraltet, substanziell erschöpft. Der Wirtschaftsliberalismus liess Industrieansiedlungen vor der historischen Stadt wuchern, zudem wuchs die Bevölkerung dank besserer Ernährung und medizinischer Versorgung. Ersten unregulierten Entwicklungen mit dramatischen ökonomischen, sozialen und hygienischen Missständen begegneten weitsichtige Stadtplanungen. Sie formulierten eine geordnetere Wachstumspolitik: Eingemeindungen, moderne urbane Technik und vor allem strukturierendes Grün wurden die Basis städtischer Transformation.
Aus England, dessen Philosophie des Landschaftsgartens bis ins 18. Jahrhundert zurückreichte, kamen praktische Modelle. Der sich als Landschaftsarchitekt bezeichnende Humphry Repton wusste um das komplementäre Zusammenspiel von Architektur und Natur, in einer mehrjährigen Kooperation mit dem Architekten John Nash holte er die Idee der Landschaft in die Stadt. Der Londoner Regent's Park von 1827 und die von dort ausgehende Bebauung städtischer Reihenhäuser mit vorgelagerten Grünzonen adaptierten den Klassizismus der Landsitze in naturähnlicher Umgebung für die sich erweiternde Stadt, wenngleich nur für betuchte Bürger.
Frederick Law Olmsted, Begründer einer amerikanischen Landschaftsarchitektur, folgte dieser Auffassung in dem ab 1857 eingerichteten, 341 Hektaren grossen Central Park in New York. Hier wuchs die hoch verdichtete steinerne Stadt um einen landschaftlichen Freiraum. Auch in deutschen Residenzstädtchen sahen Gartenkünstler ihre Disziplin früh schon in einer städtebaulichen Dimension. In München schuf Friedrich Ludwig von Sckell ab 1789 nicht nur den Englischen Garten, er legte nach 1807 in mehreren Abschnitten auch einen Generalplan zur Stadterweiterung vor, verknüpfte etwa das Raster der neuen Maxvorstadt durch eine Folge grüner Plätze mit der Altstadt. In Berlin war es ab 1840 Peter Joseph Lenné, der nach jahrelangen Verhandlungen den waldartigen Tiergarten zum Volksgarten umgestalten sowie in unzähligen Bebauungsplänen neue Stadtquartiere aufschliessende, baumgesäumte Strassenachsen ausarbeiten konnte.
Stadt im Klimawandel
Repton, Sckell, Lenné und viele andere führten im 19. Jahrhundert ganz selbstverständlich Landschafts- und Stadtplanung, Architektur und Natur zusammen. Ihre weitsichtige Stadtnatur war Katalysator des Wachstums und sichert bis heute eine Lebensqualität in urbaner Dichte. Öffentliche Parks, üppige Alleen, städtische Gärten wurden Gemeingut, sie bilden eine anschauliche Kultur republikanischen Geistes. Und selbst wenn heute vom Verkehr bedrängt oder mit Freizeitaktivitäten strapaziert, bietet diese Stadtnatur elementare Erfahrungsräume mit Flora, Fauna, Jahreszeit, Wetter oder sozialer Interaktion – ein bedeutendes materielles wie ideelles Vermächtnis.
Neben dem neuerlichen baulichen Wachstum trifft derzeit der Klimawandel die Stadt mit besonderer Härte. Moderne Bauten mit reflektierenden Glasfronten oder hochgedämmten Fassadensystemen sind, anders als historische Häuser mit massiven Hüllen, kaum noch in der Lage, solare Einstrahlung bauphysikalisch zu speichern und zeitverzögert abzugeben oder einer internen Nutzung zuzuführen. Durch Quartiere, die sich durch eine hohe Verdichtung mit neuer Architektur auszeichnen, kommt zur globalen auch noch eine lokale Erwärmung: die Abstrahlhitze der Bauten und ihrer meist kaum begrünten Umgebungsflächen. Darunter leidet nicht nur der Mensch, sondern auch das städtische Grün. Alte Alleebäume wie Linde, Ahorn, Esche oder Eiche kommen an die Grenzen ihrer Lebensfähigkeit. Was sommerliche Dauertemperaturen von über 30 Grad und versiegelter Boden mit viel zu geringer Feuchte nicht schaffen, erledigen Insekten und Pilze. Die lädierte Konstitution vormals stattlicher Grossbäume dient dann – wie derzeit am General-Guisan-Quai in Zürich – als Argument, um sie zu fällen, da sie eine Gefahr bei Wind und Wetter darstellen könnten.
Zu dem gestressten Grün der Stadtzentren gesellen sich nach Jahrzehnten der Zersiedelung aber auch «durchbaute» Landschaften und eine «verländlichende» Begrünung in Fussgängerbereichen und auf Plätzen. Diese funktionale wie auch ästhetische und semantische Konfusion, die auf der Stadt lastet, könnte als Chance für ein erneuertes Verständnis von Urbanität und Natur begriffen werden. So hat die Intensivlandwirtschaft die Städte zu erstaunlich artenreichen Biotopen für zugewanderte Wildtiere und Pflanzen werden lassen. Sogar gefährdete Vogel- und Fledermausarten finden in der Stadt vielfältige, naturbelassene Lebensräume, denn hier werden Kunstdünger oder Pflanzengifte selten eingesetzt.
Und könnte nicht auch der Klimawandel als Chance begriffen werden, das städtische Grün um eine exotische Pflanzenwelt zu bereichern, statt Neophyten als artfremde Spezies zu verteufeln? Immerhin: Experimente mit hitzeverträglichen asiatischen Gehölzen werden in Basel, Wien oder Berlin von offiziellen Forschungsgruppen beobachtet.
Moderne Stadtnaturen
Neue urbane Grünräume sollten auf solider städtebaulicher und klimatologischer Basis sowie profunder Pflanzenkenntnis gründen, um perspektivisch in die wachsende Stadt wirken zu können. Die durchrationalisierte Stadt des 21. Jahrhunderts benötigt aber auch eigene Bilder und Geschichten, um ihre Transformation verständlich zu machen. Grünräume leben aus dem Kontrast zur materialisierten Stadt, zelebrieren den bewussten Zutritt, um mit dem Empfinden einer Grenzüberschreitung zu belohnen. Bot in der vielleicht als bedrohlich wachsend empfundenen Stadt des 19. Jahrhunderts die gezähmte Natur der gestalteten Parks und Promenaden die differente Erfahrung, so wären es heute allen ökonomischen Interessen entzogene Möglichkeitsräume, die es langfristig zu sichern gälte.
Die postindustrielle Stadt hält dafür noch genügend Reservoire in typologisch grosser Bandbreite vor: aufgelassene Bahntrassees, Industriebrachen und punktuelle kleinere Baulücken. Sie sind Konversionsflächen, ähnlich den obsolet gewordenen Festungsanlagen, die im 19. Jahrhundert die wachsenden Städte einzwängten. Aus ihnen wurde in Bremen ein bürgerschaftlicher Landschaftspark, in Wien die imperialen Prachtboulevards der Ringstrasse. Wo allerdings der Weitblick fehlte, fielen sie der Bodenspekulation anheim.
Brachen bieten aber nicht nur überraschende urbane Naturerfahrung, mit einem Artenreichtum sich weitgehend selbst regulierender Ruderal- und Sukzessionsvegetation, zu der auch migrantische Exoten gehören müssen. Sie sind auch politische Räume, nutzungsneutral und für spontane Eigeninitiativen offen, die zudem jederzeit gärtnerisch aktiviert werden könnten. Nur so ist allerorts die Begeisterung für improvisiertes «gardening» und «farming» zu verstehen, selbst noch neben dichtem Autoverkehr. Der französische Landschaftsarchitekt Gilles Clément prägte 2004 für diesen erwartungsoffenen Status den Topos der «dritten Landschaft»: Sie ist ein vergessenes Terrain voll ruhender Kraft, das «nichts» ist, aber «alles» werden kann.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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