Artikel
Die Misere am Bau
Das Künstlerhaus sucht gelungene Verschränkungen von Kunst und Haus
6. Mai 1998 - Markus Mittringer
Wien – „Verbaut“ ist oft genug schon die einzig treffende Bezeichnung für jene Körper, denen, zumeist erst im nachhinein, der Appendix Kunst aufgepfropft wird. „Kunst am Bau“ wird dieses Phänomen nachträglicher Zufügung im deutschen Sprachraum gemeinhin genannt. Und verfolgt man die Geschichte künstlerischer Gebäudeausstattung beginnend in der Nachkriegszeit aus einem die Ästhetik betreffenden Blickwinkel, so gemahnt die Zufügung oft genug an eine Hautkrankheit. Ornamentale Glasmosaike überwuchern öde Fassaden, in den Innenhöfen fristen seit den 50ern einsame Eisbären und in Stein gebändigte Tiger ihr trostloses Dasein.
Kunst, verbaut., weist darauf hin, daß der einzig nachvollziehbare Zusammenhang zwischen Haus und Beiwerk der gemeinsame Topf der Finanzierung ist. Doch, der Ausstellung Untertitel, „Die 90er. Das Ende der Trennung!“, verkündet Besserung, zeigt Ansätze, das Dilemma der Verschränkung von Kunst und Bau zu mildern. Die Kuratoren Jan Tabor und Peter Bogner haben elf „beachtenswerte Beispiele“ einer zeitgenössischen Allianz von Künstler und Architekt gewählt, gestehen aber, daß ihre Absicht, „die Verbindung von hervorragender Architektur mit hervorragender Kunst“ zu zeigen, sich nicht verwirklichen ließ. „Diese Fälle sind sporadisch.“
Unter dem, was sie vorstellen, finden sich tatsächlich tröstliche Beispiele – die Neue-Welt-Schule von Architekt Adolf Krischanitz in Kooperation mit Künstler Helmut Federle oder Walter Pichlers Tor zum Garten im MAK – aber auch solche wie das Zollamt Spielfeld von Erich Schifko, dem die Künstlerin Renate Kapfinger-Kordon mit ihrem lieblich bunten Segel animierter Objekte nichts von der Tristesse „Grenze“ nehmen konnte. Von „Überschreitung“ (als ästhetischer Kategorie) kann hierbei kaum die Rede sein, es bleibt beim gemeinen Übertritt.
Uneingeschränkt gelungen ist dem Architekturbüro BEHF die Inszenierung der engagierten Schau. Ein Band über Kopf „schwebender“ Projektoren verbindet die Säle, Dias belegen, was Architekten und Künstler in den 90ern fallweise eint, einzelne Kunstwerke bringen die Aura des Originals in die Abfolge der Reproduktionen. Als historischen Exkurs ergänzen Belege von genretypischen Skandalen, der Versuch einer Typologie und eine „Leistungsschau der Bundesländer“ den Rundkurs durch die obere Etage des Künstlerhauses.
Freilich: „Das Ende der Trennung!“ bleibt ebenso ein frommer Wunsch, wie sämtliche Versuche, die Misere legislativ zu lösen, nicht zwangsläufig einen qualitativen Quantensprung nach sich ziehen. Wie auch immer die Sache gehandhabt wird, als Direktvergabe anläßlich intimer Kamingespräche von Stadtvater zu Staatskünstler, als kunstgewidmeter Prozentsatz der Baukosten, als variabler Pool oder private Initiative – die Liaison von Kunst und Bau bleibt „dangereuse“.
Glücklich währt sie nur, wenn gute Kunst und gute Architektur willentlich eine Partnerschaft eingehen. Alles andere ist Terror – in jeder Hinsicht. (bis 14.6.)
Kunst, verbaut., weist darauf hin, daß der einzig nachvollziehbare Zusammenhang zwischen Haus und Beiwerk der gemeinsame Topf der Finanzierung ist. Doch, der Ausstellung Untertitel, „Die 90er. Das Ende der Trennung!“, verkündet Besserung, zeigt Ansätze, das Dilemma der Verschränkung von Kunst und Bau zu mildern. Die Kuratoren Jan Tabor und Peter Bogner haben elf „beachtenswerte Beispiele“ einer zeitgenössischen Allianz von Künstler und Architekt gewählt, gestehen aber, daß ihre Absicht, „die Verbindung von hervorragender Architektur mit hervorragender Kunst“ zu zeigen, sich nicht verwirklichen ließ. „Diese Fälle sind sporadisch.“
Unter dem, was sie vorstellen, finden sich tatsächlich tröstliche Beispiele – die Neue-Welt-Schule von Architekt Adolf Krischanitz in Kooperation mit Künstler Helmut Federle oder Walter Pichlers Tor zum Garten im MAK – aber auch solche wie das Zollamt Spielfeld von Erich Schifko, dem die Künstlerin Renate Kapfinger-Kordon mit ihrem lieblich bunten Segel animierter Objekte nichts von der Tristesse „Grenze“ nehmen konnte. Von „Überschreitung“ (als ästhetischer Kategorie) kann hierbei kaum die Rede sein, es bleibt beim gemeinen Übertritt.
Uneingeschränkt gelungen ist dem Architekturbüro BEHF die Inszenierung der engagierten Schau. Ein Band über Kopf „schwebender“ Projektoren verbindet die Säle, Dias belegen, was Architekten und Künstler in den 90ern fallweise eint, einzelne Kunstwerke bringen die Aura des Originals in die Abfolge der Reproduktionen. Als historischen Exkurs ergänzen Belege von genretypischen Skandalen, der Versuch einer Typologie und eine „Leistungsschau der Bundesländer“ den Rundkurs durch die obere Etage des Künstlerhauses.
Freilich: „Das Ende der Trennung!“ bleibt ebenso ein frommer Wunsch, wie sämtliche Versuche, die Misere legislativ zu lösen, nicht zwangsläufig einen qualitativen Quantensprung nach sich ziehen. Wie auch immer die Sache gehandhabt wird, als Direktvergabe anläßlich intimer Kamingespräche von Stadtvater zu Staatskünstler, als kunstgewidmeter Prozentsatz der Baukosten, als variabler Pool oder private Initiative – die Liaison von Kunst und Bau bleibt „dangereuse“.
Glücklich währt sie nur, wenn gute Kunst und gute Architektur willentlich eine Partnerschaft eingehen. Alles andere ist Terror – in jeder Hinsicht. (bis 14.6.)
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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