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„Wir sind halt ein bissel weniger pingelig“
Wien bekommt sein erstes Vinzidorf nach Grazer Vorbild, wo das Konzept hunderte Obdachlose von der Straße holte. Pfarrer Wolfgang Pucher kämpfte 14 Jahre für das Wiener Haus, in dem auch Alkohol getrunken werden darf.
5. September 2017 - Colette M. Schmidt
In einem Jahr soll im zwölften Gemeindebezirk das erste Vinzidorf Wiens auf einem Grundstück der Lazaristen eröffnet werden. Dann sollen 24 Obdachlose den Winter 2018 in warmen, eigenen Zimmern erleben, in denen sie für immer bleiben können. Acht der 24 Einheiten werden im ersten Stock eines alten Hauses, das völlig neu adaptiert wird, eingerichtet, die restlichen 16 im Garten des Haupthauses in Einzelmodulen, die in Holzriegelbauweise errichtet werden. Jede Wohneinheit soll rund acht Quadratmeter groß sein, wird von einer Person bewohnt und verfügt über ein WC und eine Waschgelegenheit. Im Haupthaus gibt es auch eine Küche und einen Speisesaal.
Vor wenigen Tagen wurde der Spatenstich auf der Baustelle in Wien-Meidling gefeiert. Nach sage und schreibe 14 Jahren. Wer den Grazer Armenpfarrer Wolfgang Pucher kennt, weiß, dass seine Energie und seine Beharrlichkeit groß sind. So ist es wenig verwunderlich, dass er 14 Jahre lang nicht lockerlässt, wenn er eine Idee umsetzen will. So lange wurde mit dem Bauamt verhandelt, vor zwei Jahren gab es dann die Baugenehmigung.
Was das Konzept der Obdachlosenunterkünfte der Vinzenzgemeinschaft in Graz, mit der Pucher schon seit 24 Jahren erfolgreich ist, von anderen Obdachlosenasylen unterscheidet, ist die Erlaubnis, Alkohol zu trinken. „Wir sind halt ein bisserl toleranter als andere, ein bissel weniger pingelig“, umschreibt es Pucher im STANDARD -Gespräch. Tatsächlich erkannte Pucher das Problem vor einem Vierteljahrhundert, dass gerade unter Obdachlosen viele Alkoholkranke sind, man in den herkömmlichen Asylen aber nicht trinken darf.
Leben und sterben
Manche erfroren, weil sie es nicht schafften, vom Alkohol loszukommen. Da begann er, die Obdachlosigkeit in Graz regelrecht abzuschaffen. Eine Containersiedlung war das erste Vinzidorf. Hunderte Männer lebten und viele starben seither auch in einer der Einrichtungen in Graz, die zum permanenten Zuhause wurden. Mittlerweile gibt es auch eigene Unterkünfte für Frauen. Freilich braucht es dabei intensive Betreuung. „Das sind Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen eben an keine Regeln halten können“, sagt Pucher, „wir geben ihnen trotzdem eine Heimat.“
Die Projektleiterin des ersten Wiener Vinzidorfes, Christine Winner, weiß auch von anfänglichen Sorgen mancher Anrainer, als das Projekt bekanntwurde. „Die dachten aber, dass die Bewohner einfach sich selbst überlassen sein werden, was natürlich nicht der Fall ist“, erklärt Winner. „Es gibt eine 24-Stunden-Betreuung vor Ort, es ist immer jemand da, der sich um sie kümmert.“
Finanziert wird die Einrichtung bisher nur aus privaten Geldern. „Aus öffentlicher Hand gibt es überhaupt nichts“, betont Winner. „Wir bekamen fast eine Million an Spenden zusammen und 500.000 Euro, die noch fehlten, kamen aus dem zinsenfreien Kredit einer Privatbank.“ Das Architekturbüro Gaupenraub +/- wird das Vinzidorf baulich umsetzen.
Vor wenigen Tagen wurde der Spatenstich auf der Baustelle in Wien-Meidling gefeiert. Nach sage und schreibe 14 Jahren. Wer den Grazer Armenpfarrer Wolfgang Pucher kennt, weiß, dass seine Energie und seine Beharrlichkeit groß sind. So ist es wenig verwunderlich, dass er 14 Jahre lang nicht lockerlässt, wenn er eine Idee umsetzen will. So lange wurde mit dem Bauamt verhandelt, vor zwei Jahren gab es dann die Baugenehmigung.
Was das Konzept der Obdachlosenunterkünfte der Vinzenzgemeinschaft in Graz, mit der Pucher schon seit 24 Jahren erfolgreich ist, von anderen Obdachlosenasylen unterscheidet, ist die Erlaubnis, Alkohol zu trinken. „Wir sind halt ein bisserl toleranter als andere, ein bissel weniger pingelig“, umschreibt es Pucher im STANDARD -Gespräch. Tatsächlich erkannte Pucher das Problem vor einem Vierteljahrhundert, dass gerade unter Obdachlosen viele Alkoholkranke sind, man in den herkömmlichen Asylen aber nicht trinken darf.
Leben und sterben
Manche erfroren, weil sie es nicht schafften, vom Alkohol loszukommen. Da begann er, die Obdachlosigkeit in Graz regelrecht abzuschaffen. Eine Containersiedlung war das erste Vinzidorf. Hunderte Männer lebten und viele starben seither auch in einer der Einrichtungen in Graz, die zum permanenten Zuhause wurden. Mittlerweile gibt es auch eigene Unterkünfte für Frauen. Freilich braucht es dabei intensive Betreuung. „Das sind Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen eben an keine Regeln halten können“, sagt Pucher, „wir geben ihnen trotzdem eine Heimat.“
Die Projektleiterin des ersten Wiener Vinzidorfes, Christine Winner, weiß auch von anfänglichen Sorgen mancher Anrainer, als das Projekt bekanntwurde. „Die dachten aber, dass die Bewohner einfach sich selbst überlassen sein werden, was natürlich nicht der Fall ist“, erklärt Winner. „Es gibt eine 24-Stunden-Betreuung vor Ort, es ist immer jemand da, der sich um sie kümmert.“
Finanziert wird die Einrichtung bisher nur aus privaten Geldern. „Aus öffentlicher Hand gibt es überhaupt nichts“, betont Winner. „Wir bekamen fast eine Million an Spenden zusammen und 500.000 Euro, die noch fehlten, kamen aus dem zinsenfreien Kredit einer Privatbank.“ Das Architekturbüro Gaupenraub +/- wird das Vinzidorf baulich umsetzen.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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