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„Wir brauchen innovative Freiräume“
Landschaftsarchitektin Karin Standler fordert einen professionelleren Umgang mit Grün- und Freiräumen. Es brauche Planung und politischen Willen.
31. März 2018 - Tobias Hagleitner
OÖNachrichten: Linz kann sich über 50 Prozent Grünanteil freuen. Es gibt Parks und Gärten im gesamten Stadtgebiet. Kritik ist da wohl ‚Jammern auf hohem Niveau’?
Standler: Quantität allein ist nicht entscheidend. Vor allem geht es um Qualität. Gute Grün- und Freiräume machen eine Stadt oder Gemeinde erst richtig lebenswert. Linz hat sicherlich eine gute Ausgangslage. Die Frage ist, wie mit dieser Ressource langfristig umgegangen wird. Linz wächst, es wird gebaut und verdichtet. Da fehlt es an programmatischer Entwicklung und Kontrolle seitens der Stadtplanung, um auch künftig ausreichend Durchgrünung und geeignete Freiräume für alle Stadtteile gewährleisten zu können. Auf den Punkt gebracht: Wie viel Versiegelung wollen wir noch ohne Ausgleichsmaßnahmen?
Welche Instrumente wären dafür notwendig?
Wer hohe Freiraumqualitäten einfordern will, muss zuerst verbindliche Kriterien definieren. Es bräuchte passende Strukturen in der Stadtverwaltung, um das dann auch durchzusetzen und zu überprüfen. Das ist eine Schnittstellenfrage, weil das Thema in unterschiedliche Zuständigkeiten fällt: Die räumliche Einbettung betrifft die Stadtplanung, Pflege und Erhaltung das Gartenamt, sobald es um die konkrete Ausgestaltung geht, tangiert es den Sozialbereich, Umwelt- und Naturschutzanliegen kommen dazu. Es braucht die proaktive Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen und Personen, vor allem aber die Einbindung geeigneter Fachleute, die evaluieren, was sich bewährt hat oder wo es Handlungsbedarf gibt, die beraten, was in Pflege und Planung nachhaltig verbessert werden kann.
Sie haben positive Beispiele von Parkanlagen aus aller Welt gesammelt. Was könnten oberösterreichische Städte oder auch kleinere Gemeinden davon lernen?
Die Freiräume sind sehr unterschiedlich. Eine Gemeinsamkeit ist aber, dass sie sich aktiv den Herausforderungen der Zeit stellen und zugleich die Ansprüche des jeweiligen Umfelds ernstnehmen. Wie schaut ein klimawirksamer Park aus? Wie lässt sich ein guter Kommunikationsort herstellen? Was bedeutet naturnahe Gestaltung in der Stadt? Diese Dinge sind übertragbar. Ein wichtiger gemeinsamer Ansatzpunkt ist auch das Bedürfnis nach Natur. Das ist ein Herzensanliegen der Bevölkerung, das zeitgenössisch interpretiert und innovativ umgesetzt werden kann.
Gibt es eine tolle Idee, die sich 1:1 übernehmen ließe? Einen konkreten Vorschlag?
Es geht nicht darum, Dinge zu kopieren. Aber es gibt natürlich Städte, denen es bei vergleichbaren Voraussetzungen gelingt, eine interessante Vielfalt für Mensch und Natur zu schaffen. Dazu braucht es einen Mix an unterschiedlichen Freiräumen und die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Typologien. Gestaltung ist so vielseitig! Aber diese Kultur der Gestaltung muss eben etabliert werden. Und das beginnt schon im Privaten: Rollrasengärten mit Thujenhecken, in denen kein Schneeglöckerl mehr aufkommt – das tut meiner Seele weh! Es ist an der Zeit, Gartenkultur wieder zu beleben und zu stärken. Die Gemeinden könnten mit gutem Beispiel vorangehen.
Das kostet Geld. In Zeiten der Sparpolitik nicht gerade populär…
Ja klar, die Frage ist, welche Parkanlagen werden wir uns in Zukunft noch leisten können. Verbesserung bedeutet nicht unbedingt Verteuerung. Im Gegenteil. Wer mit der Vegetation vor Ort arbeitet, wer stadt- und raumbezogen denkt und professionell plant, kann gegenüber herkömmlichen Pflegekonzepten sogar Geld einsparen. Schließlich geht es darum, dass wir durch Grün- und Freiräume Impulse für Stadtentwicklung setzen. Gelungene Freiraumgestaltung stärkt das Stadtleben, wirkt ins Stadtbild und wird zum Träger einer Stadtkultur.
Standler: Quantität allein ist nicht entscheidend. Vor allem geht es um Qualität. Gute Grün- und Freiräume machen eine Stadt oder Gemeinde erst richtig lebenswert. Linz hat sicherlich eine gute Ausgangslage. Die Frage ist, wie mit dieser Ressource langfristig umgegangen wird. Linz wächst, es wird gebaut und verdichtet. Da fehlt es an programmatischer Entwicklung und Kontrolle seitens der Stadtplanung, um auch künftig ausreichend Durchgrünung und geeignete Freiräume für alle Stadtteile gewährleisten zu können. Auf den Punkt gebracht: Wie viel Versiegelung wollen wir noch ohne Ausgleichsmaßnahmen?
Welche Instrumente wären dafür notwendig?
Wer hohe Freiraumqualitäten einfordern will, muss zuerst verbindliche Kriterien definieren. Es bräuchte passende Strukturen in der Stadtverwaltung, um das dann auch durchzusetzen und zu überprüfen. Das ist eine Schnittstellenfrage, weil das Thema in unterschiedliche Zuständigkeiten fällt: Die räumliche Einbettung betrifft die Stadtplanung, Pflege und Erhaltung das Gartenamt, sobald es um die konkrete Ausgestaltung geht, tangiert es den Sozialbereich, Umwelt- und Naturschutzanliegen kommen dazu. Es braucht die proaktive Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen und Personen, vor allem aber die Einbindung geeigneter Fachleute, die evaluieren, was sich bewährt hat oder wo es Handlungsbedarf gibt, die beraten, was in Pflege und Planung nachhaltig verbessert werden kann.
Sie haben positive Beispiele von Parkanlagen aus aller Welt gesammelt. Was könnten oberösterreichische Städte oder auch kleinere Gemeinden davon lernen?
Die Freiräume sind sehr unterschiedlich. Eine Gemeinsamkeit ist aber, dass sie sich aktiv den Herausforderungen der Zeit stellen und zugleich die Ansprüche des jeweiligen Umfelds ernstnehmen. Wie schaut ein klimawirksamer Park aus? Wie lässt sich ein guter Kommunikationsort herstellen? Was bedeutet naturnahe Gestaltung in der Stadt? Diese Dinge sind übertragbar. Ein wichtiger gemeinsamer Ansatzpunkt ist auch das Bedürfnis nach Natur. Das ist ein Herzensanliegen der Bevölkerung, das zeitgenössisch interpretiert und innovativ umgesetzt werden kann.
Gibt es eine tolle Idee, die sich 1:1 übernehmen ließe? Einen konkreten Vorschlag?
Es geht nicht darum, Dinge zu kopieren. Aber es gibt natürlich Städte, denen es bei vergleichbaren Voraussetzungen gelingt, eine interessante Vielfalt für Mensch und Natur zu schaffen. Dazu braucht es einen Mix an unterschiedlichen Freiräumen und die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Typologien. Gestaltung ist so vielseitig! Aber diese Kultur der Gestaltung muss eben etabliert werden. Und das beginnt schon im Privaten: Rollrasengärten mit Thujenhecken, in denen kein Schneeglöckerl mehr aufkommt – das tut meiner Seele weh! Es ist an der Zeit, Gartenkultur wieder zu beleben und zu stärken. Die Gemeinden könnten mit gutem Beispiel vorangehen.
Das kostet Geld. In Zeiten der Sparpolitik nicht gerade populär…
Ja klar, die Frage ist, welche Parkanlagen werden wir uns in Zukunft noch leisten können. Verbesserung bedeutet nicht unbedingt Verteuerung. Im Gegenteil. Wer mit der Vegetation vor Ort arbeitet, wer stadt- und raumbezogen denkt und professionell plant, kann gegenüber herkömmlichen Pflegekonzepten sogar Geld einsparen. Schließlich geht es darum, dass wir durch Grün- und Freiräume Impulse für Stadtentwicklung setzen. Gelungene Freiraumgestaltung stärkt das Stadtleben, wirkt ins Stadtbild und wird zum Träger einer Stadtkultur.
Zur Person
Karin Standler leitet ein Landschaftsarchitekturbüro in Wien und Linz, lehrt Landschaftsplanung und Raumentwicklung an der Uni Liechtenstein. Als Freiraumexpertin berät sie Wohnbauträger, Städte und Gemeinden. In ihrem Beitrag zur eben erschienenen Publikation „Stadtoasen. Linzer Gärten, Plätze und Parks“ sucht sie in sieben „Parks der Zukunft“ rundum den Globus nach gestalterischen Impulsen für Linz. Das Buch begleitet die gleichnamige Ausstellung, die bis Anfang September im Nordico Stadtmuseum Linz zu sehen ist. Am 26. April hält Karin Standler einen Vortrag im Botanischen Garten Linz: „Der Garten der Zukunft – in Zeiten des Klimawandels“.
Karin Standler leitet ein Landschaftsarchitekturbüro in Wien und Linz, lehrt Landschaftsplanung und Raumentwicklung an der Uni Liechtenstein. Als Freiraumexpertin berät sie Wohnbauträger, Städte und Gemeinden. In ihrem Beitrag zur eben erschienenen Publikation „Stadtoasen. Linzer Gärten, Plätze und Parks“ sucht sie in sieben „Parks der Zukunft“ rundum den Globus nach gestalterischen Impulsen für Linz. Das Buch begleitet die gleichnamige Ausstellung, die bis Anfang September im Nordico Stadtmuseum Linz zu sehen ist. Am 26. April hält Karin Standler einen Vortrag im Botanischen Garten Linz: „Der Garten der Zukunft – in Zeiten des Klimawandels“.
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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