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Urlaub auf dem Parkhausdach
Was tun mit Parkhäusern, wenn die Autos fehlen? Ein Start-up aus Berlin errichtet Hotels aus vorgefertigten Holzmodulen auf deren Dächern. Und in Köln haben Architekten ein Parkhaus gleich mit einem kleinen mallorquinischen Dorf überbaut.
9. März 2019 - Franziska Zoidl
Haben Sie Ihr Auto schon einmal im obersten Stockwerk eines Parkhauses abgestellt? Die Chancen stehen gut, dass Ihre Antwort Nein lautet. Dass das oberste, nicht überdachte Parkdeck oft nicht genutzt wird, wissen auch Parkhausbetreiber nur zu gut. Denn Parkhäuser füllen sich von unten nach oben. Und Autos (und deren Insassen) sind oben dem Wetter am stärksten ausgesetzt. Für die Betreiber fallen hier außerdem die höchsten Instandhaltungskosten an.
Dass das oberste Parkdeck manchmal sogar geschlossen wird, hat auch das Berliner Start-up MQ Real Estate erkannt. „Angesichts immer innovativerer Mobilitätskonzepte wird sich dieser Trend in Zukunft noch verstärken“, sagte Konstantin Buhr, Chef-Architekt des Unternehmens, unlängst bei der Veranstaltung Jahresforum Hotelimmobilie in Wien. So kam das Start-up auf die Idee, Parkhäuser mit Holzmodulen aufzustocken – und so Hotels zu schaffen.
„Das Parkhaus hat dafür sehr gute Ausgangsbedingungen“, sagt Buhr – etwa was die Statik angeht. Auch die Gewerbewidmung ist bei Parkhäusern schon vorhanden. Was einfach klingt, ist trotzdem kompliziert: Nötig sind mutige Parkhauseigentümer und -betreiber sowie Hotelbetreiber. Und die Lage muss auch stimmen.
Nun biegt mit dem „Skypark Berlin“ das erste Projekt in die Zielgerade: Demnächst soll ein niu-Hotel in Berlin-Lichtenberg eröffnen. Auf dem Dach eines in den 1990er-Jahren erbauten zweistöckigen Einkaufscenters mit dreistöckigem Parkhaus darüber sind 152 Zimmer aus Holzmodulen entstanden. Das kleinste Zimmer ist 16 Quadratmeter groß. Der Zugang zum Hotel erfolgt über zwei Aufzüge im Gebäude.
„Die größte Herausforderung war, die Module aufs Dach zu bekommen“, erinnert sich Buhr, denn mit Kränen von unten war es schwierig, alle Bereiche zu erreichen. Die Lösung: ein riesiger Kran, der auf dem Dach des Gebäudes aufgestellt wurde. So wurde ein Stahlträgerrost errichtet, darüber die Holzmodule in einem zweihüftigen Grundriss angeordnet. Für die Gestaltung von Fassade und Innenräumen wurden Graffitikünstler eingeladen. „Wer den Bezirk kennt, weiß, dass sich das gut ins Stadtbild einfügt“, so Architekt Buhr lachend.
Wohnen auf dem Dach
In Köln sind auf einem Parkhaus mit dem Projekt „Magnus 31“ sogar hochwertige Eigentumswohnungen auf einem sanierungsbedürftigen, nicht mehr ausgelasteten Parkhaus aus den 1960er-Jahren entstanden. Nach Plänen des Architekturbüros Wilkin & Hanrath Bauphasen wurden die zwei obersten Stockwerke des Kolosses abgetragen, dann zwei zwei- bzw. dreistöckige Wohnriegel draufgesetzt. Die Pläne stammen von 2009. Baustart war erst 2015. Viele juristische und steuerliche Fragen mussten vorab nämlich geklärt werden, berichtet der Architekt Markus Hanrath; und auch planerische, etwa was Statik, Schallschutz und Brandschutz angeht.
Entstanden ist weit über der Straße eine Bebauung, die Hanrath mit einem „mallorquinischen Dorf“ vergleicht. 31 Wohnungen sind um einen begrünten Innenhof angelegt. „Man fährt mit dem Aufzug rauf und kommt in einer anderen Welt an“, beschreibt der Architekt die Erfahrung. „Das ist, wie durch eine kleine Dorfgasse zu gehen.“ Es sei ein „Produkt für Individualisten“, sagt Hanrath, leistbares Wohnen sei aufgrund der vielen Auflagen bei solchen Projekten nicht möglich.
Nicht mehr benötigte Parkhäuser einfach abzureißen ist für das Architekturbüro keine Lösung: Es sei spannender, einen Baukörper aus einer Zeit der automobilgerechten Stadtplanung zu transformieren – und dabei auch an die graue Energie, die bereits ins Gebäude geflossen ist, zu denken.
Vom Parkhaus selbst würden die Bewohner der Wohnungen heute jedenfalls nichts mitbekommen. „Dass man in der Innenstadt wohnt, merkt man aber schon“, so Hanrath. Parkplatzprobleme haben Bewohner und ihre Besucher jedenfalls keine: Ihnen steht eine ganze Etage im Parkhaus zur Verfügung.
Dass das oberste Parkdeck manchmal sogar geschlossen wird, hat auch das Berliner Start-up MQ Real Estate erkannt. „Angesichts immer innovativerer Mobilitätskonzepte wird sich dieser Trend in Zukunft noch verstärken“, sagte Konstantin Buhr, Chef-Architekt des Unternehmens, unlängst bei der Veranstaltung Jahresforum Hotelimmobilie in Wien. So kam das Start-up auf die Idee, Parkhäuser mit Holzmodulen aufzustocken – und so Hotels zu schaffen.
„Das Parkhaus hat dafür sehr gute Ausgangsbedingungen“, sagt Buhr – etwa was die Statik angeht. Auch die Gewerbewidmung ist bei Parkhäusern schon vorhanden. Was einfach klingt, ist trotzdem kompliziert: Nötig sind mutige Parkhauseigentümer und -betreiber sowie Hotelbetreiber. Und die Lage muss auch stimmen.
Nun biegt mit dem „Skypark Berlin“ das erste Projekt in die Zielgerade: Demnächst soll ein niu-Hotel in Berlin-Lichtenberg eröffnen. Auf dem Dach eines in den 1990er-Jahren erbauten zweistöckigen Einkaufscenters mit dreistöckigem Parkhaus darüber sind 152 Zimmer aus Holzmodulen entstanden. Das kleinste Zimmer ist 16 Quadratmeter groß. Der Zugang zum Hotel erfolgt über zwei Aufzüge im Gebäude.
„Die größte Herausforderung war, die Module aufs Dach zu bekommen“, erinnert sich Buhr, denn mit Kränen von unten war es schwierig, alle Bereiche zu erreichen. Die Lösung: ein riesiger Kran, der auf dem Dach des Gebäudes aufgestellt wurde. So wurde ein Stahlträgerrost errichtet, darüber die Holzmodule in einem zweihüftigen Grundriss angeordnet. Für die Gestaltung von Fassade und Innenräumen wurden Graffitikünstler eingeladen. „Wer den Bezirk kennt, weiß, dass sich das gut ins Stadtbild einfügt“, so Architekt Buhr lachend.
Wohnen auf dem Dach
In Köln sind auf einem Parkhaus mit dem Projekt „Magnus 31“ sogar hochwertige Eigentumswohnungen auf einem sanierungsbedürftigen, nicht mehr ausgelasteten Parkhaus aus den 1960er-Jahren entstanden. Nach Plänen des Architekturbüros Wilkin & Hanrath Bauphasen wurden die zwei obersten Stockwerke des Kolosses abgetragen, dann zwei zwei- bzw. dreistöckige Wohnriegel draufgesetzt. Die Pläne stammen von 2009. Baustart war erst 2015. Viele juristische und steuerliche Fragen mussten vorab nämlich geklärt werden, berichtet der Architekt Markus Hanrath; und auch planerische, etwa was Statik, Schallschutz und Brandschutz angeht.
Entstanden ist weit über der Straße eine Bebauung, die Hanrath mit einem „mallorquinischen Dorf“ vergleicht. 31 Wohnungen sind um einen begrünten Innenhof angelegt. „Man fährt mit dem Aufzug rauf und kommt in einer anderen Welt an“, beschreibt der Architekt die Erfahrung. „Das ist, wie durch eine kleine Dorfgasse zu gehen.“ Es sei ein „Produkt für Individualisten“, sagt Hanrath, leistbares Wohnen sei aufgrund der vielen Auflagen bei solchen Projekten nicht möglich.
Nicht mehr benötigte Parkhäuser einfach abzureißen ist für das Architekturbüro keine Lösung: Es sei spannender, einen Baukörper aus einer Zeit der automobilgerechten Stadtplanung zu transformieren – und dabei auch an die graue Energie, die bereits ins Gebäude geflossen ist, zu denken.
Vom Parkhaus selbst würden die Bewohner der Wohnungen heute jedenfalls nichts mitbekommen. „Dass man in der Innenstadt wohnt, merkt man aber schon“, so Hanrath. Parkplatzprobleme haben Bewohner und ihre Besucher jedenfalls keine: Ihnen steht eine ganze Etage im Parkhaus zur Verfügung.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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