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„Es braucht Experimente“
Architekturprofessorin Sabine Pollak fordert neue Modelle, wie wir leben, wohnen und arbeiten. Städte wie Linz sollten den Raum dafür schaffen.
Das zehnte „Superstadt“-Symposium an der Kunstuniversität Linz ist der Zukunft der Stadt gewidmet. Zum runden Jubiläum der international ausgerichteten Veranstaltung für Stadtforschung und -entwicklung rückt Kuratorin Sabine Pollak den Austragungsort selbst in den Fokus. Ob Linz „super“ ist, bespricht sie mit OÖNachrichten-Architekturkritiker Tobias Hagleitner.
4. Mai 2019 - Tobias Hagleitner
OÖNachrichten: Die Linzer Stadtentwicklung gerät derzeit immer wieder in die Kritik. Wie sehen Sie den planerischen Umgang mit der Stadt?
Sabine Pollak: Stadtplanung ist eine sehr komplexe Aufgabe. Es gibt kein Rezept, wie es richtig geht. Linz ist prinzipiell eine offene und vielfältige Stadt. Die Buntheit an Bauformen, die Durchmischung von dichten und leeren Flecken, von niedriger und hoher Bebauung – diese Vielfalt mag ich, und die sollte beibehalten werden. Aber es fehlt auch an vielem. Es gibt für die Randbereiche der Stadt keine sinnvollen Strategien. Es gibt ein massives Verkehrsproblem, das in vergleichbaren Städten viel entschiedener angegangen wird. Es fehlt an zeitgemäßen, urbanen Wohnformen.
Wie würden denn „urbane Wohnformen“ aussehen? Woran denken Sie?
Junge Leute tun sich zum Beispiel zusammen, gründen eine Genossenschaft und entwickeln in diesem Rahmen ganz andere Formen zu wohnen, zu arbeiten und zusammenzuleben. Solche Projekte wirken immer auch positiv ins Umfeld, da entstehen neue Dinge rundherum. Es wäre toll, wenn die Stadt das erkennen und Grundstücke zur Verfügung stellen würde, um alternative Konzepte ausprobieren zu können. Es braucht Experimente. Im geförderten Wohnbau, wie er derzeit durch das Land Oberösterreich reglementiert ist, geht leider gar nichts. Das ist eine Katastrophe für die Wohnbauentwicklung einer Stadt wie Linz.
Sie sind seit zehn Jahren in Linz tätig, Ihr Lebensmittelpunkt ist Wien. Ist Linz vielleicht doch zu klein, um mit dem Angebot einer Großstadt mitzuhalten?
Die Größe ist nicht entscheidend, wenn man sieht, was sich am Wohnsektor in vergleichbar großen Städten in Deutschland oder der Schweiz tut. Da gibt es eine Fülle an alternativen Angeboten, Baugruppenprojekte, neue Finanzierungsmodelle etc. Dasselbe gilt für den Arbeitsraum. Mit der Tabakfabrik gibt es ein positives Linzer Beispiel. Da ist sicher noch zu wenig los. Aber es ist ein Punkt in der Stadt, der das grundsätzlich leisten kann. Linz hat einige solcher Punkte zu bieten, die sehr spannend und städtisch werden können. Davon brauchen wir mehr, die vorhandenen müssen wir stärken.
Ein Themenblock des Symposiums ist dem öffentlichen Raum gewidmet. Worum geht es da?
Wir wollen vor allem die Rolle der Kunst im öffentlichen Raum diskutieren. Die erste „Superstadt“ war im Kulturhauptstadtjahr 2009. Das hat Linz verändert. Der Höhenrausch ist nicht mehr wegzudenken, die Museen gehen gut. Aber es gibt vieles auch nicht. Die Stadt wird kaum noch mit künstlerischen Interventionen bespielt, von denen wichtige Impulse für die Stadtentwicklung ausgehen könnten. Da hat Linz vom „Ausnahmejahr“ wenig gelernt. Stattdessen ist der öffentliche Raum kontrollierter geworden.
„Superstadt“ beschäftigt sich diesmal auch mit der Donau. Welche Bedeutung hat der Strom für Linz?
Wir setzen uns an der Kunstuniversität seit einiger Zeit mit der Verbindung von Stadt und Wasser auseinander, mit den vielen Möglichkeiten, die der Freiraum der Donau für Linz bietet. Das ist speziell für die wachsende Industrie- und Kulturstadt, so nah an diesem großen Fluss zu sein, mit dem Schiffsverkehr direkt am Hauptplatz. Damit sollten wir uns stadtplanerisch viel mehr auseinandersetzen: einerseits die wertvollen Naturräume erhalten und noch besser zugänglich machen, andererseits vorausschauend überlegen, wo und wie die Uferräume bebaut werden können, wie sich die Stadt künftig mit der Donau entwickeln kann.
Sabine Pollak: Stadtplanung ist eine sehr komplexe Aufgabe. Es gibt kein Rezept, wie es richtig geht. Linz ist prinzipiell eine offene und vielfältige Stadt. Die Buntheit an Bauformen, die Durchmischung von dichten und leeren Flecken, von niedriger und hoher Bebauung – diese Vielfalt mag ich, und die sollte beibehalten werden. Aber es fehlt auch an vielem. Es gibt für die Randbereiche der Stadt keine sinnvollen Strategien. Es gibt ein massives Verkehrsproblem, das in vergleichbaren Städten viel entschiedener angegangen wird. Es fehlt an zeitgemäßen, urbanen Wohnformen.
Wie würden denn „urbane Wohnformen“ aussehen? Woran denken Sie?
Junge Leute tun sich zum Beispiel zusammen, gründen eine Genossenschaft und entwickeln in diesem Rahmen ganz andere Formen zu wohnen, zu arbeiten und zusammenzuleben. Solche Projekte wirken immer auch positiv ins Umfeld, da entstehen neue Dinge rundherum. Es wäre toll, wenn die Stadt das erkennen und Grundstücke zur Verfügung stellen würde, um alternative Konzepte ausprobieren zu können. Es braucht Experimente. Im geförderten Wohnbau, wie er derzeit durch das Land Oberösterreich reglementiert ist, geht leider gar nichts. Das ist eine Katastrophe für die Wohnbauentwicklung einer Stadt wie Linz.
Sie sind seit zehn Jahren in Linz tätig, Ihr Lebensmittelpunkt ist Wien. Ist Linz vielleicht doch zu klein, um mit dem Angebot einer Großstadt mitzuhalten?
Die Größe ist nicht entscheidend, wenn man sieht, was sich am Wohnsektor in vergleichbar großen Städten in Deutschland oder der Schweiz tut. Da gibt es eine Fülle an alternativen Angeboten, Baugruppenprojekte, neue Finanzierungsmodelle etc. Dasselbe gilt für den Arbeitsraum. Mit der Tabakfabrik gibt es ein positives Linzer Beispiel. Da ist sicher noch zu wenig los. Aber es ist ein Punkt in der Stadt, der das grundsätzlich leisten kann. Linz hat einige solcher Punkte zu bieten, die sehr spannend und städtisch werden können. Davon brauchen wir mehr, die vorhandenen müssen wir stärken.
Ein Themenblock des Symposiums ist dem öffentlichen Raum gewidmet. Worum geht es da?
Wir wollen vor allem die Rolle der Kunst im öffentlichen Raum diskutieren. Die erste „Superstadt“ war im Kulturhauptstadtjahr 2009. Das hat Linz verändert. Der Höhenrausch ist nicht mehr wegzudenken, die Museen gehen gut. Aber es gibt vieles auch nicht. Die Stadt wird kaum noch mit künstlerischen Interventionen bespielt, von denen wichtige Impulse für die Stadtentwicklung ausgehen könnten. Da hat Linz vom „Ausnahmejahr“ wenig gelernt. Stattdessen ist der öffentliche Raum kontrollierter geworden.
„Superstadt“ beschäftigt sich diesmal auch mit der Donau. Welche Bedeutung hat der Strom für Linz?
Wir setzen uns an der Kunstuniversität seit einiger Zeit mit der Verbindung von Stadt und Wasser auseinander, mit den vielen Möglichkeiten, die der Freiraum der Donau für Linz bietet. Das ist speziell für die wachsende Industrie- und Kulturstadt, so nah an diesem großen Fluss zu sein, mit dem Schiffsverkehr direkt am Hauptplatz. Damit sollten wir uns stadtplanerisch viel mehr auseinandersetzen: einerseits die wertvollen Naturräume erhalten und noch besser zugänglich machen, andererseits vorausschauend überlegen, wo und wie die Uferräume bebaut werden können, wie sich die Stadt künftig mit der Donau entwickeln kann.
Superstadt - Superlinz
Sabine Pollak leitet seit 2008 die Abteilung Urbanistik am Institut Raum und Design der Kunstuniversität Linz. Sie lebt und arbeitet als Architektin und Architekturtheoretikerin in Wien und Linz. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Stadtentwicklung, Wohnbau und Genderforschung. Das Symposium „Superstadt – Superlinz?“ findet am 9. Mai ab 10 Uhr im Ausstellungsraum splace der Kunstuniversität am Hauptplatz statt.
Sabine Pollak leitet seit 2008 die Abteilung Urbanistik am Institut Raum und Design der Kunstuniversität Linz. Sie lebt und arbeitet als Architektin und Architekturtheoretikerin in Wien und Linz. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Stadtentwicklung, Wohnbau und Genderforschung. Das Symposium „Superstadt – Superlinz?“ findet am 9. Mai ab 10 Uhr im Ausstellungsraum splace der Kunstuniversität am Hauptplatz statt.
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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