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Hochgarage als sozialer Treffpunkt
Seit einem Jahr ist in der Seestadt Aspern der erste „Raum für Nachbarschaft“ in Betrieb, einige weitere sollen folgen. Auch das „Nachbarschaftsbudget“ soll Initiativen in der Seestadt fördern.
13. Juni 2019 - Martin Putschögl
Einen alten Flugzeughangar hätte man gerne gehabt. Den hätte man zum urbanen Zentrum umgestalten können, zum Raum für Veranstaltungen aller Art, meint Alexander Kopecek, einer der Vorstände der Entwicklungsgesellschaft der Seestadt Aspern.
Hangar war auf dem alten Flugfeld in Wien-Donaustadt aber keiner mehr vorhanden, als kurz nach der Jahrtausendwende die Planungen für die Entwicklung der Seestadt begannen. Auch nicht irgendein anderes Bestandsgebäude. Der alte Asperner Flughafen, 1912 eröffnet, wurde 1977 aufgelassen, das Flughafengebäude und der Kontrollturm wurden kurz danach abgebrochen. An ihrer Stelle wurde Anfang der 1980er-Jahre das General-Motors-Werk errichtet.
Was also tun? „Wir wussten, dass wir so etwas brauchen“, so Kopecek. „So etwas“, damit meint er nutzungsoffene Räume, die „flexibel und vielfältig bespielbar“ sein und so dem langsam in der Seestadt einziehenden Leben ermöglichen sollten, sich zu entfalten. Kurz: „Soziale Treffpunkte“ in der Nachbarschaft waren gefragt.
Kopecek und seine damalige Vorstandskollegin Claudia Nutz hatten dann die Idee, sogenannte „Impulsräume“ in den Hochgaragen vorzusehen. Dabei setzt man auf eine Win-win-Situation: Die Errichter bauen die Stellplätze nicht im Untergrund, sondern nach oben, ersparen sich dadurch erhebliche Kosten, die der Tiefbau in der Seestadt mit dem dortigen hohen Grundwasserspiegel mit sich gebracht hätte. „Im Gegenzug müssen sie uns Räume im Erdgeschoß günstig zur Verfügung stellen.“ Günstig, das heißt: nur zu den Betriebskosten. Ein großer Ausbau ist nicht nötig, die Entwicklungsgesellschaft übernimmt die Räume im Edelrohbau.
Keine kommerzielle Nutzung
Der erste „Raum für Nachbarschaft“ ging im vergangenen Sommer in Betrieb. Initiativen und Vereine aus der Seestadt können sich in diesen Räumen seither kostenlos einmieten. Allerdings gilt es dabei etwas zu beachten: Kommerziell ausgerichtete Nutzungen sind untersagt, ebenso dürfe niemand ausgegrenzt werden. Und als Grundprinzip gilt ferner: „Alle Vereine und Initiativen, die diese Räume nutzen, müssen auch irgendetwas für die Nachbarschaft, für die Gemeinschaft machen“, erklärt Kopecek.
Die Nutzer verpflichten sich zur Einhaltung der Vorgaben, indem sie eine Nutzungsvereinbarung unterschreiben müssen, sagt Pia-Maria Sengelin vom Stadtteilmanagement. Und natürlich beobachte man auch selbst aktiv, was sich in den Räumen abspielt. Abgelehnt wurde laut Sengelin bisher aber ohnehin noch niemand.
Ein Blick in den Online-Kalender des Raums zeigt, dass er tatsächlich recht häufig genutzt wird. Beispielsweise bietet der Verein „Selbermacherei“ hier ein „offenes Werken“ an, am Sonntagvormittag auch für Kinder. Ein „Sprachcafé“ nutzt den Raum ebenso regelmäßig wie ein Square-Dance-Club, der Verein Kultur.vernetzt.Seestadt, ein Kräuterstammtisch und ein paar weitere Initiativen.
Verwaltet wird der Raum derzeit noch vom Stadtteilmanagement (in dem es übrigens ebenfalls einen Raum für Treffen von Vereinen gibt). Laut Sengelin soll er später aber einmal von den Initiativen selbstverwaltet werden. Wann das passieren wird, steht noch nicht fest.
Ganz friktionsfrei lief die bisherige Nutzung des Raumes übrigens auch nicht ab. Veranstaltungen mit Kleinkindern in einem Raum, in dem regelmäßig auch Tischlerarbeiten stattfinden, sind für viele Eltern nicht gerade der Inbegriff eines entspannten Nachmittags. Laut Sengelin wird das nun so gelöst, dass der Selbermacher-Verein einen eigenen Raum als Lagerfläche bekommt.
Rund ein Dutzend weiterer solcher „Räume für Nachbarschaft“ sind in weiteren Hochgaragen in der Seestadt jedenfalls noch geplant, sagt Kopecek. Einen sogar noch etwas größeren Veranstaltungsraum für das Stadtteilmanagement wird es zudem im Gebäude mit den „neuen“ Gemeindewohnungen geben, an dem Gesiba und Wiener Wohnen demnächst zu bauen beginnen.
Temporäre Räume gab es allerdings auch schon vor dem Einzug der ersten Bewohner, nämlich die „Fabrik“ und das „Flederhaus“. Beide haben mittlerweile ihren Standort innerhalb der Seestadt gewechselt und befinden sich nun unweit der U2-Endstation.
Geld für Ideen
Um Initiativen für die Nachbarschaft in der Seestadt zu fördern, gibt es außerdem heuer bereits zum zweiten Mal das „Nachbarschaftsbudget“, das konkret aus einem mit 3000 Euro dotierten Fördertopf besteht. Bei der Erstauflage 2018 wurden 21 Ideen eingereicht und 14 gefördert. Darunter befanden sich beispielsweise ein chinesischer Kulturabend, das Erntedankfest eines Gemeinschaftsgartens, zwei Ausstellungen im Gemeinschaftsraum „Yella! Yella!“ oder der Verein „Seestadt Piraten“ für Eltern mit Kindern von null bis sieben Jahren.
Hangar war auf dem alten Flugfeld in Wien-Donaustadt aber keiner mehr vorhanden, als kurz nach der Jahrtausendwende die Planungen für die Entwicklung der Seestadt begannen. Auch nicht irgendein anderes Bestandsgebäude. Der alte Asperner Flughafen, 1912 eröffnet, wurde 1977 aufgelassen, das Flughafengebäude und der Kontrollturm wurden kurz danach abgebrochen. An ihrer Stelle wurde Anfang der 1980er-Jahre das General-Motors-Werk errichtet.
Was also tun? „Wir wussten, dass wir so etwas brauchen“, so Kopecek. „So etwas“, damit meint er nutzungsoffene Räume, die „flexibel und vielfältig bespielbar“ sein und so dem langsam in der Seestadt einziehenden Leben ermöglichen sollten, sich zu entfalten. Kurz: „Soziale Treffpunkte“ in der Nachbarschaft waren gefragt.
Kopecek und seine damalige Vorstandskollegin Claudia Nutz hatten dann die Idee, sogenannte „Impulsräume“ in den Hochgaragen vorzusehen. Dabei setzt man auf eine Win-win-Situation: Die Errichter bauen die Stellplätze nicht im Untergrund, sondern nach oben, ersparen sich dadurch erhebliche Kosten, die der Tiefbau in der Seestadt mit dem dortigen hohen Grundwasserspiegel mit sich gebracht hätte. „Im Gegenzug müssen sie uns Räume im Erdgeschoß günstig zur Verfügung stellen.“ Günstig, das heißt: nur zu den Betriebskosten. Ein großer Ausbau ist nicht nötig, die Entwicklungsgesellschaft übernimmt die Räume im Edelrohbau.
Keine kommerzielle Nutzung
Der erste „Raum für Nachbarschaft“ ging im vergangenen Sommer in Betrieb. Initiativen und Vereine aus der Seestadt können sich in diesen Räumen seither kostenlos einmieten. Allerdings gilt es dabei etwas zu beachten: Kommerziell ausgerichtete Nutzungen sind untersagt, ebenso dürfe niemand ausgegrenzt werden. Und als Grundprinzip gilt ferner: „Alle Vereine und Initiativen, die diese Räume nutzen, müssen auch irgendetwas für die Nachbarschaft, für die Gemeinschaft machen“, erklärt Kopecek.
Die Nutzer verpflichten sich zur Einhaltung der Vorgaben, indem sie eine Nutzungsvereinbarung unterschreiben müssen, sagt Pia-Maria Sengelin vom Stadtteilmanagement. Und natürlich beobachte man auch selbst aktiv, was sich in den Räumen abspielt. Abgelehnt wurde laut Sengelin bisher aber ohnehin noch niemand.
Ein Blick in den Online-Kalender des Raums zeigt, dass er tatsächlich recht häufig genutzt wird. Beispielsweise bietet der Verein „Selbermacherei“ hier ein „offenes Werken“ an, am Sonntagvormittag auch für Kinder. Ein „Sprachcafé“ nutzt den Raum ebenso regelmäßig wie ein Square-Dance-Club, der Verein Kultur.vernetzt.Seestadt, ein Kräuterstammtisch und ein paar weitere Initiativen.
Verwaltet wird der Raum derzeit noch vom Stadtteilmanagement (in dem es übrigens ebenfalls einen Raum für Treffen von Vereinen gibt). Laut Sengelin soll er später aber einmal von den Initiativen selbstverwaltet werden. Wann das passieren wird, steht noch nicht fest.
Ganz friktionsfrei lief die bisherige Nutzung des Raumes übrigens auch nicht ab. Veranstaltungen mit Kleinkindern in einem Raum, in dem regelmäßig auch Tischlerarbeiten stattfinden, sind für viele Eltern nicht gerade der Inbegriff eines entspannten Nachmittags. Laut Sengelin wird das nun so gelöst, dass der Selbermacher-Verein einen eigenen Raum als Lagerfläche bekommt.
Rund ein Dutzend weiterer solcher „Räume für Nachbarschaft“ sind in weiteren Hochgaragen in der Seestadt jedenfalls noch geplant, sagt Kopecek. Einen sogar noch etwas größeren Veranstaltungsraum für das Stadtteilmanagement wird es zudem im Gebäude mit den „neuen“ Gemeindewohnungen geben, an dem Gesiba und Wiener Wohnen demnächst zu bauen beginnen.
Temporäre Räume gab es allerdings auch schon vor dem Einzug der ersten Bewohner, nämlich die „Fabrik“ und das „Flederhaus“. Beide haben mittlerweile ihren Standort innerhalb der Seestadt gewechselt und befinden sich nun unweit der U2-Endstation.
Geld für Ideen
Um Initiativen für die Nachbarschaft in der Seestadt zu fördern, gibt es außerdem heuer bereits zum zweiten Mal das „Nachbarschaftsbudget“, das konkret aus einem mit 3000 Euro dotierten Fördertopf besteht. Bei der Erstauflage 2018 wurden 21 Ideen eingereicht und 14 gefördert. Darunter befanden sich beispielsweise ein chinesischer Kulturabend, das Erntedankfest eines Gemeinschaftsgartens, zwei Ausstellungen im Gemeinschaftsraum „Yella! Yella!“ oder der Verein „Seestadt Piraten“ für Eltern mit Kindern von null bis sieben Jahren.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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