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Fuchs und Hase schlafen nicht
Umbauten im Stift Schlägl: Die neue Pforte dient als Rampe und Vorplatz, im Inneren finden sich Klosterladen und Seminarrezeption, das Besucherzentrum der Stiftsbrauerei zeigt sich in neuem Gewand. Gute Gründe für einen Besuch im Mühlviertel.
13. Juli 2019 - Romana Ring
Es zählt zu den erklärten Zielen Österreichs und der EU, den ländlichen Raum abseits der Ballungsräume attraktiv und lebendig zu erhalten. Zahlreiche Projekte und beträchtliche Fördersummen belegen den Stellenwert dieser Bemühungen. Für ihren nachhaltigen Erfolg sind jedoch starke, in der Region verwurzelte Partner notwendig, deren wirtschaftliches, soziales und kulturelles Gewicht dem wirkungslosen Verpuffen der eingesetzten Mittel entgegensteht.
Die Prämonstratenser-Abtei Stift Schlägl sieht sich, nicht zu Unrecht, als geistlichen Mittelpunkt des oberen Mühlviertels. Sie bekennt sich zu ihren Rollen als einer der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren, als Bewahrerin des kulturellen Erbes und als gesellschaftliche Impulsgeberin der Region. Die Zusammenarbeit des Stifts mit einem Architekturbüro, dessen Selbstverständnis in naturgemäß weit bescheidenerem Maßstab und ebenfalls nicht ohne Berechtigung sehr ähnlich ausgeprägt ist, hat über die Jahrzehnte zu einer höchst positiven Entwicklung mit einem vorläufigen Höhepunkt in der oberösterreichischen Landesgartenschau 2019 geführt.
Josef Schütz, der Gründer des ursprünglich nur in seinem Heimatort Haslach, mittlerweile aber auch mit einer Niederlassung in Linz ansässigen Architekturbüros Arkade, hat seinerzeit das Vertrauen der Chorherren durch den Bau der Bergstation Zwieseltreff im Wintersportgebiet Hochficht gewonnen. Seither wird er mit kleineren und größeren Interventionen am Kloster und den mit dem Stift in Verbindung stehenden Gebäuden beauftragt. Diese Eingriffe reichen von der Wiederherstellung verloren gegangener Qualitäten durch das Entfernen heute nicht mehr nachvollziehbarer Ein- und Zubauten bis zur Neuorganisation ganzer Nutzungsbereiche. So hat das Architekturbüro Arkade beispielsweise die unmittelbar vor dem Kloster gelegene ehemalige Hoftaverne und das benachbarte Stöckl als Sitz der Stiftsverwaltung revitalisiert. Im Auftritt nach außen klar der historischen Substanz den Vorrang gebend, entspricht die Hoftaverne nach dem Einbau einer luftigen, von Tageslicht erhellten und selbstverständlich barrierefreien Erschließungszone nun den Bedürfnissen eines modernen Unternehmens, in dessen Büros Kommunikation ebenso großgeschrieben wird wie das Bewahren von Traditionen. Diese reichen beeindruckend weit zurück, hat man doch im Vorjahr 800 Jahre Stift Schlägl gefeiert. Pünktlich zu diesem Jubiläum wurde ein Projekt fertiggestellt, das die interne Erschließung des Stiftes völlig neu, alltagstauglich und benutzerfreundlich ordnet. Der wegen ihrer Lage am Hang vorher aus dem Stiftshof nur über Stiegen zugänglichen Stiftskirche ist nun ein Gebäude vorgelagert, das gleichzeitig als Aufgang, als Rampe und als Kirchenvorplatz dient. Die damit geschaffenen Räume und auch der Lift, der die barrierefreie Erschließung der Obergeschoße gewährleistet, erleichtern zwar das Leben der Angestellten und Bewohner enorm, treten jedoch für Betriebsfremde gar nicht in Erscheinung. Dringend benötigte Lagerräume und eine neue Zulieferung für die Stiftsküche sind unterirdisch angeordnet. Doch fasst der aus gestocktem Beton geformte, innen sorgsam mit Weißtanne ausgekleidete Körper auch die Stiftspforte, die Rezeption des Seminarzentrums sowie den Klosterladen und verbindet so, für Besucherinnen und Besucher gleich bei ihrem Eintritt in die Anlage sichtbar werdend, die Ebenen der Zeit wie jene des Raumes.
So wie der Masterplan des Architekturbüros Arkade für das „Stift im Landschaftsgarten“ seinen Beitrag zur Auswahl der Marktgemeinde Aigen-Schlägl als Standort der heurigen oberösterreichischen Landesgartenschau geleistet hat, so wirkt die Ausstellung als Motor für Neugestaltungen der stiftseigenen Gebäude. Die mitten im Gelände der Landesgartenschau „Bio Garten Eden“ gelegene Stiftsbrauerei kann ebenso wie das Stift im Rahmen eines Gartenschaubesuchs besichtigt werden. Die damit verbundene Vervielfachung der Besucherzahl erforderte eine neue, kontrollierbare Wegführung durch die Brauerei, die nicht nur eine didaktisch sinnvolle Vermittlung von Informationen unterstützt, sondern auch den Anforderungen der Sicherheit und Hygiene entspricht. Das Architekturbüro Arkade hat diese höchst komplexe Aufgabe ebenso übernommen und mit einem vergleichsweise kleinen, dem Stiftsteich zugewandten Zubau, vor allem aber mithilfe eines schlau durch die bestehende Substanz gefädelten Erschließungsbereichs zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst.
Um bei dieser Gelegenheit die Präsentation der Brauereiprodukte zu optimieren, wurde das in Linz und Wien ansässige, auf Innenarchitektur spezialisierte Büro Destilat zur Zusammenarbeit eingeladen. Es entwickelte für das Besucherzentrum der Stiftsbrauerei ein variables Ausstellungs- und Shopsystem, das den hohen Anspruch der Braukultur – die Branche wetteifert ja hinsichtlich der Vielfalt und des Werts ihrer Erzeugnisse längst mit dem Weinbau – in entsprechend hochwertiger Raumgestaltung abbildet. Besucher des „Bio Garten Eden“ gelangen nun über eine kleine Brücke von der Seite her in den Quader aus Stahlbeton, der an der Fuge zwischen dem historischen Speichergebäude und den im 20. Jahrhundert errichteten, immer wieder veränderten Produktionsgebäuden der Brauerei über das ansteigende Gelände ragt. Der lang gestreckte Raum, der sich nach dem Eintritt öffnet, führt in die Tiefe der Anlage und barrierefrei hinauf respektive hinunter in deren unterschiedliche, für Besucher zugängliche Bereiche. Auf seiner westlichen Stirnseite schaut das Besucherzentrum mit einer Loggia in den Landschaftsraum, der nach dem Motto der Landesgartenschau, bewusst informell gestaltet ist.
Der Innenraum wiederum knüpft mit seiner aus hinterleuchteten gläsernen Wandverkleidungen komponierten Farbigkeit an die Grundstoffe des Bierbrauens an: Blau, Braun und Grün stehen für Wasser, Gerste und Hopfen. Das Holz, aus dem das Empfangspult, die Biertheke, die Regale und Stehtische gefertigt sind, stammt, ökologisch korrekt, aus dem stiftseigenen Sägewerk. Die Ausformung der Pulte nimmt unmittelbar auf die Holzstapel Bezug, die das Bild des Sägewerks prägen. Die dunkle Färbung des Holzes aber und die kräftige Dimensionierung der Profile rufen eine gewisse Urwüchsigkeit und nicht zuletzt die Jahrhunderte währende Tradition des Ortes in Erinnerung. So schaut, kostet und kauft man also Schlägler Bier in einem höchst sorgsam aus den unterschiedlichen Zuschreibungen an das Produkt gewirkten Ambiente und sagt sich: sehr geschmackvoll! What else?
Die Prämonstratenser-Abtei Stift Schlägl sieht sich, nicht zu Unrecht, als geistlichen Mittelpunkt des oberen Mühlviertels. Sie bekennt sich zu ihren Rollen als einer der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren, als Bewahrerin des kulturellen Erbes und als gesellschaftliche Impulsgeberin der Region. Die Zusammenarbeit des Stifts mit einem Architekturbüro, dessen Selbstverständnis in naturgemäß weit bescheidenerem Maßstab und ebenfalls nicht ohne Berechtigung sehr ähnlich ausgeprägt ist, hat über die Jahrzehnte zu einer höchst positiven Entwicklung mit einem vorläufigen Höhepunkt in der oberösterreichischen Landesgartenschau 2019 geführt.
Josef Schütz, der Gründer des ursprünglich nur in seinem Heimatort Haslach, mittlerweile aber auch mit einer Niederlassung in Linz ansässigen Architekturbüros Arkade, hat seinerzeit das Vertrauen der Chorherren durch den Bau der Bergstation Zwieseltreff im Wintersportgebiet Hochficht gewonnen. Seither wird er mit kleineren und größeren Interventionen am Kloster und den mit dem Stift in Verbindung stehenden Gebäuden beauftragt. Diese Eingriffe reichen von der Wiederherstellung verloren gegangener Qualitäten durch das Entfernen heute nicht mehr nachvollziehbarer Ein- und Zubauten bis zur Neuorganisation ganzer Nutzungsbereiche. So hat das Architekturbüro Arkade beispielsweise die unmittelbar vor dem Kloster gelegene ehemalige Hoftaverne und das benachbarte Stöckl als Sitz der Stiftsverwaltung revitalisiert. Im Auftritt nach außen klar der historischen Substanz den Vorrang gebend, entspricht die Hoftaverne nach dem Einbau einer luftigen, von Tageslicht erhellten und selbstverständlich barrierefreien Erschließungszone nun den Bedürfnissen eines modernen Unternehmens, in dessen Büros Kommunikation ebenso großgeschrieben wird wie das Bewahren von Traditionen. Diese reichen beeindruckend weit zurück, hat man doch im Vorjahr 800 Jahre Stift Schlägl gefeiert. Pünktlich zu diesem Jubiläum wurde ein Projekt fertiggestellt, das die interne Erschließung des Stiftes völlig neu, alltagstauglich und benutzerfreundlich ordnet. Der wegen ihrer Lage am Hang vorher aus dem Stiftshof nur über Stiegen zugänglichen Stiftskirche ist nun ein Gebäude vorgelagert, das gleichzeitig als Aufgang, als Rampe und als Kirchenvorplatz dient. Die damit geschaffenen Räume und auch der Lift, der die barrierefreie Erschließung der Obergeschoße gewährleistet, erleichtern zwar das Leben der Angestellten und Bewohner enorm, treten jedoch für Betriebsfremde gar nicht in Erscheinung. Dringend benötigte Lagerräume und eine neue Zulieferung für die Stiftsküche sind unterirdisch angeordnet. Doch fasst der aus gestocktem Beton geformte, innen sorgsam mit Weißtanne ausgekleidete Körper auch die Stiftspforte, die Rezeption des Seminarzentrums sowie den Klosterladen und verbindet so, für Besucherinnen und Besucher gleich bei ihrem Eintritt in die Anlage sichtbar werdend, die Ebenen der Zeit wie jene des Raumes.
So wie der Masterplan des Architekturbüros Arkade für das „Stift im Landschaftsgarten“ seinen Beitrag zur Auswahl der Marktgemeinde Aigen-Schlägl als Standort der heurigen oberösterreichischen Landesgartenschau geleistet hat, so wirkt die Ausstellung als Motor für Neugestaltungen der stiftseigenen Gebäude. Die mitten im Gelände der Landesgartenschau „Bio Garten Eden“ gelegene Stiftsbrauerei kann ebenso wie das Stift im Rahmen eines Gartenschaubesuchs besichtigt werden. Die damit verbundene Vervielfachung der Besucherzahl erforderte eine neue, kontrollierbare Wegführung durch die Brauerei, die nicht nur eine didaktisch sinnvolle Vermittlung von Informationen unterstützt, sondern auch den Anforderungen der Sicherheit und Hygiene entspricht. Das Architekturbüro Arkade hat diese höchst komplexe Aufgabe ebenso übernommen und mit einem vergleichsweise kleinen, dem Stiftsteich zugewandten Zubau, vor allem aber mithilfe eines schlau durch die bestehende Substanz gefädelten Erschließungsbereichs zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst.
Um bei dieser Gelegenheit die Präsentation der Brauereiprodukte zu optimieren, wurde das in Linz und Wien ansässige, auf Innenarchitektur spezialisierte Büro Destilat zur Zusammenarbeit eingeladen. Es entwickelte für das Besucherzentrum der Stiftsbrauerei ein variables Ausstellungs- und Shopsystem, das den hohen Anspruch der Braukultur – die Branche wetteifert ja hinsichtlich der Vielfalt und des Werts ihrer Erzeugnisse längst mit dem Weinbau – in entsprechend hochwertiger Raumgestaltung abbildet. Besucher des „Bio Garten Eden“ gelangen nun über eine kleine Brücke von der Seite her in den Quader aus Stahlbeton, der an der Fuge zwischen dem historischen Speichergebäude und den im 20. Jahrhundert errichteten, immer wieder veränderten Produktionsgebäuden der Brauerei über das ansteigende Gelände ragt. Der lang gestreckte Raum, der sich nach dem Eintritt öffnet, führt in die Tiefe der Anlage und barrierefrei hinauf respektive hinunter in deren unterschiedliche, für Besucher zugängliche Bereiche. Auf seiner westlichen Stirnseite schaut das Besucherzentrum mit einer Loggia in den Landschaftsraum, der nach dem Motto der Landesgartenschau, bewusst informell gestaltet ist.
Der Innenraum wiederum knüpft mit seiner aus hinterleuchteten gläsernen Wandverkleidungen komponierten Farbigkeit an die Grundstoffe des Bierbrauens an: Blau, Braun und Grün stehen für Wasser, Gerste und Hopfen. Das Holz, aus dem das Empfangspult, die Biertheke, die Regale und Stehtische gefertigt sind, stammt, ökologisch korrekt, aus dem stiftseigenen Sägewerk. Die Ausformung der Pulte nimmt unmittelbar auf die Holzstapel Bezug, die das Bild des Sägewerks prägen. Die dunkle Färbung des Holzes aber und die kräftige Dimensionierung der Profile rufen eine gewisse Urwüchsigkeit und nicht zuletzt die Jahrhunderte währende Tradition des Ortes in Erinnerung. So schaut, kostet und kauft man also Schlägler Bier in einem höchst sorgsam aus den unterschiedlichen Zuschreibungen an das Produkt gewirkten Ambiente und sagt sich: sehr geschmackvoll! What else?
Für den Beitrag verantwortlich: Spectrum
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