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Die Tomaten vom Hausdach
Auf manchem städtischen Dach wachsen Zucchini und Kürbisse. Das freut nicht nur die Bewohner, sondern ist auch gut fürs Mikroklima im Grätzel. Daher wünscht man sich in Graz jetzt mehr davon.
5. September 2020 - Franziska Zoidl
Die Stauden biegen sich schon unter der Last der wahlweise gelben, orangen oder knallroten Tomaten. Eine Kürbispflanze hat sich während der Sommermonate frech aus einem der Beete bis auf den Gang herausgeschlängelt. Und die Zucchinipflanzen haben mittlerweile ein ganzes Beet überwuchert. Demnächst ist Erntezeit auf dem Dach des Wohnhauses in der Carlbergergasse 95 im Stadtentwicklungsgebiet „In der Wiesen Süd“ in Wien-Liesing.
Insgesamt 78 Beete zwischen zweieinhalb und vier Quadratmeter stehen den Bewohnerinnen und Bewohnern der 120 Mietwohnungen hier kostenfrei zur Verfügung. Das 2017 fertiggestellte Wohnprojekt war das erste der Wohnungsgenossenschaft Wien-Süd, in dem Urban Gardening im großen Stil angeboten wurde. Mittlerweile gibt es Nachfolgeprojekte, berichtet Viktoria Zeilinger, bei der Genossenschaft zuständig für den Bereich Immobilienverwaltung, bei einem Lokalaugenschein.
In der Carlbergergasse 95 können sich Interessenten für die Beete unkompliziert online anmelden, der Rest funktioniert in Selbstorganisation, etwa über eine eigene Whatsapp-Gruppe. Beim Bepflanzen haben die Hobbygärtnerinnen und -gärtner freie Hand, sie können ihr Beet auch für mehrere Jahre behalten. Die Flächen sind gefragt, besonders heuer, wo angesichts der Corona-Pandemie jedes Fleckchen Grün plötzlich heiß begehrt war. Zwar gibt es nicht ausreichend Beete für alle Mieter, Wartelisten habe es aber noch nie gegeben, erzählt Zeilinger. Ganz im Gegenteil: Wer wirklich will, bekomme, je nach Verfügbarkeit, relativ unkompliziert auch ein zweites Beet dazu.
Das urbane Garteln hat viele Vorteile. Das zeigt auch eine qualitative Potenzialanalyse für die Anlage von Dachgärten im Geschoßwohnbau in Graz, die vor wenigen Tagen präsentiert wurde. Sie wurde vom Institut für Wohnbauforschung im Auftrag der Stadt Graz verfasst. Darin werden auch nationale und internationale Best-Practice-Beispiele aufgezeigt. Das Wohnhaus in Wien-Liesing ist mit dabei. Die grünen Flächen wirken sich beispielsweise auf das Mikroklima in der Stadt aus, sind bei Starkregen Wasserspeicher – und sie beeinflussen auch die Wohnzufriedenheit, wie man bei Wien-Süd bestätigt. Immobilienverwalterin Zeilinger ist überzeugt: Beim Gießen und Unkrautzupfen lernen sich die Bewohner kennen. „Was das Gemeinschaftsgefühl betrifft, ist das das Beste, was ich bisher erlebt habe“, sagt sie. Das Garteln entspreche dem Zeitgeist: Viele Menschen wollen wissen, woher ihre Tomaten kommen. Perfekt also, wenn sie vom Dach stammen.
Grazer Pilot-Gärten
In Graz will man Dachgärten nun forcieren. 14 potenzielle Standorte auf bestehenden geförderten Wohnbauten haben die Studienautoren Andrea Jany, Thomas Höflehner und Bernhard Hohmann identifiziert. Nun wird mit Genossenschaften an diesen Standorten die Stimmung im Haus abgeklopft, und es werden statische sowie baurechtliche Prüfungen durchgeführt. Die Errichtung von drei Pilot-Gärten wird durch die Stadt finanziell unterstützt.
Das Potenzial im Bestand ist laut Studienautorin Andrea Jany enorm. „Dachgärten können eine attraktive Möglichkeit sein, ein Gebäude im Zuge einer Sanierung aufzuwerten und einen Mehrwert zu generieren“, sagt sie. Allgemeinrezept gibt es keines. Die Spielarten reichen von Privatinitiativen von Bewohnern, die sich Palettenmöbel zimmern, bis zur professionellen Lösung durch den Bauträger. Bei allen Varianten gilt: Um zu funktionieren, braucht es Bewohnerinnen und Bewohner, die sich Dachgärten wünschen und die sich dann auch dafür verantwortlich fühlen.
Hürden gibt es also genug. Dafür können am Ende mit etwas Glück und einem grünen Daumen die Früchte des Erfolgs auch tatsächlich geerntet werden. Im Wohnhaus in Wien-Liesing sind das Tomaten.
Insgesamt 78 Beete zwischen zweieinhalb und vier Quadratmeter stehen den Bewohnerinnen und Bewohnern der 120 Mietwohnungen hier kostenfrei zur Verfügung. Das 2017 fertiggestellte Wohnprojekt war das erste der Wohnungsgenossenschaft Wien-Süd, in dem Urban Gardening im großen Stil angeboten wurde. Mittlerweile gibt es Nachfolgeprojekte, berichtet Viktoria Zeilinger, bei der Genossenschaft zuständig für den Bereich Immobilienverwaltung, bei einem Lokalaugenschein.
In der Carlbergergasse 95 können sich Interessenten für die Beete unkompliziert online anmelden, der Rest funktioniert in Selbstorganisation, etwa über eine eigene Whatsapp-Gruppe. Beim Bepflanzen haben die Hobbygärtnerinnen und -gärtner freie Hand, sie können ihr Beet auch für mehrere Jahre behalten. Die Flächen sind gefragt, besonders heuer, wo angesichts der Corona-Pandemie jedes Fleckchen Grün plötzlich heiß begehrt war. Zwar gibt es nicht ausreichend Beete für alle Mieter, Wartelisten habe es aber noch nie gegeben, erzählt Zeilinger. Ganz im Gegenteil: Wer wirklich will, bekomme, je nach Verfügbarkeit, relativ unkompliziert auch ein zweites Beet dazu.
Das urbane Garteln hat viele Vorteile. Das zeigt auch eine qualitative Potenzialanalyse für die Anlage von Dachgärten im Geschoßwohnbau in Graz, die vor wenigen Tagen präsentiert wurde. Sie wurde vom Institut für Wohnbauforschung im Auftrag der Stadt Graz verfasst. Darin werden auch nationale und internationale Best-Practice-Beispiele aufgezeigt. Das Wohnhaus in Wien-Liesing ist mit dabei. Die grünen Flächen wirken sich beispielsweise auf das Mikroklima in der Stadt aus, sind bei Starkregen Wasserspeicher – und sie beeinflussen auch die Wohnzufriedenheit, wie man bei Wien-Süd bestätigt. Immobilienverwalterin Zeilinger ist überzeugt: Beim Gießen und Unkrautzupfen lernen sich die Bewohner kennen. „Was das Gemeinschaftsgefühl betrifft, ist das das Beste, was ich bisher erlebt habe“, sagt sie. Das Garteln entspreche dem Zeitgeist: Viele Menschen wollen wissen, woher ihre Tomaten kommen. Perfekt also, wenn sie vom Dach stammen.
Grazer Pilot-Gärten
In Graz will man Dachgärten nun forcieren. 14 potenzielle Standorte auf bestehenden geförderten Wohnbauten haben die Studienautoren Andrea Jany, Thomas Höflehner und Bernhard Hohmann identifiziert. Nun wird mit Genossenschaften an diesen Standorten die Stimmung im Haus abgeklopft, und es werden statische sowie baurechtliche Prüfungen durchgeführt. Die Errichtung von drei Pilot-Gärten wird durch die Stadt finanziell unterstützt.
Das Potenzial im Bestand ist laut Studienautorin Andrea Jany enorm. „Dachgärten können eine attraktive Möglichkeit sein, ein Gebäude im Zuge einer Sanierung aufzuwerten und einen Mehrwert zu generieren“, sagt sie. Allgemeinrezept gibt es keines. Die Spielarten reichen von Privatinitiativen von Bewohnern, die sich Palettenmöbel zimmern, bis zur professionellen Lösung durch den Bauträger. Bei allen Varianten gilt: Um zu funktionieren, braucht es Bewohnerinnen und Bewohner, die sich Dachgärten wünschen und die sich dann auch dafür verantwortlich fühlen.
Hürden gibt es also genug. Dafür können am Ende mit etwas Glück und einem grünen Daumen die Früchte des Erfolgs auch tatsächlich geerntet werden. Im Wohnhaus in Wien-Liesing sind das Tomaten.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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