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Architektur als «einfache Idee»
Eine Monographie zu Louis I. Kahn
14. August 1999 - Robert Kaltenbrunner
Die Reputation von Louis I. Kahn begründet sich darin, dass er eine Art architekturpraktischer Vorreiter war, indem er einen entleerten Funktionalismus überwand und «Form» wieder ins Bewusstsein rückte - nicht als Formalismus, sondern als Resultat des Wesens einer Bauaufgabe. Dem Amerikaner ist nun eine so knappe wie konzise Werkschau gewidmet. Klaus-Peter Gast konzipierte sie als eine Chronologie in drei Zeitabschnitten: dem Frühwerk (von der Ahavath Israel Synagoge, 1935, bis zur Adath Jeshurun Synagoge, 1954); dem Hauptwerk (vom Trenton Bathhouse, 1955, bis zum Kloster St. Andrew, 1966); und dem Spätwerk (von der Phillips Exeter Bibliothek, 1966, bis zum Yale Center for British Arts). Trotz - oder gerade wegen - einer zurückgenommenen Kommentierung und eher sparsamen Illustrierung gelingt es, einen Spannungsbogen an Bauten und Projekten aufzubauen und zugleich suggestiv in das Schaffen eines faszinierenden Architekten einzuführen. Der Begriff des «Monumentalen» ist bei Kahn positiv besetzt, im Sinne von Würde und Erhabenheit. Bauwerke wie der Parlamentskomplex in Dhaka (1962-83) oder das Kimbell Art Museum (Fort Worth, Texas, 1966-72) legen davon Zeugnis ab. Auf der Bühne seiner Figuration spielt das Ideal des Geschlossenen, das Besinnen auf das Wesentliche (einer Urform) eine Hauptrolle. Ein Beispiel hierfür stellt das Salk Institute (San Diego, 1959-67) dar. Wie Kahn in seinem Metier, so gelingt auch dem Autor hier die Interpretation eines kleinen Universums.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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