Artikel
«Touch Wood»
Die Zeitschrift «du» im August
3. August 1999 - Christoph Affentranger
«Holz. Ein Material hebt ab», ist auf der Titelseite der neusten Ausgabe der Zeitschrift «du» zu lesen. Doch schon das Editorial entlarvt die Fesseln des Fluges. Mit «Die Mutter sagte 1883 . . .» beginnt hier eine kurze Chronik, die in der vierten Generation mit der Liquidation der familieneigenen Möbelschreinerei endet. Im folgenden kommt kaum ein Beitrag ohne den Bezug zur Geschichte aus, um dem Phänomen Holz auf die Spur zu kommen.
Treffender umschreibt der Titel der Ausstellung, als dessen offene und erzählerische Begleitschrift das Heft erschienen ist, den Inhalt: «Touch Wood. Von der Keule zum Design» (ab 19. August in der Orangerie Elfenau in Bern). Tatsächlich erlebt das Material Holz zurzeit einen Höhenflug, nicht den ersten in diesem Jahrhundert, vielleicht aber, dies durchaus mehrdeutig gemeint, den nachhaltigsten. Dieser Entwicklung auf die Spur zu kommen gelingt dem Heft nicht. Die Beiträge sind zwar durchwegs interessant; das Spektrum reicht vom Schindelmacher über zeitgenössisches Bauen mit Holz bis zu Bildern der Yanomami in Brasiliens Urwald. Doch gerade das, was der Titel verspricht, findet nicht statt. Kein Wort über neue und neuste technische Entwicklungen. Dass Holz zum neuen alten Rohstoff des 21. Jahrhunderts werden kann, auch und gerade in den Industrieländern, haben die Macher des Heftes nicht erkannt. Ganz im Gegensatz zu einem reichen Schweizer Industriellen, der sein Engagement in der Schweiz zugunsten von Aktivitäten in der Holzwirtschaft Südamerikas aufgegeben hat, wie an anderer Stelle zu lesen ist.
Zu stark noch ist im Zusammenhang mit Holz offensichtlich das Bild einer bäuerlich-handwerklichen Tradition. Die Realität allerdings ist heute eine andere, eine hochindustrialisierte und computerisierte, der auch die Möbelschreinerei des Editorials zum Opfer gefallen ist. Das Heft ist zu stark in den Bann der Poesie der Keule geraten, um für das Kreischen der Motorsägen der Holzwirtschaft von heute noch ein Ohr zu haben. Das macht die Artikel nicht weniger lesenswert, nur weniger gegenwartsbezogen.
[ «Holz. Ein Material hebt ab». «du». Die Zeitschrift der Kultur. Heft Nr. 698, August 1999. TA-Media AG Zürich. Fr. 20.-. ]
Treffender umschreibt der Titel der Ausstellung, als dessen offene und erzählerische Begleitschrift das Heft erschienen ist, den Inhalt: «Touch Wood. Von der Keule zum Design» (ab 19. August in der Orangerie Elfenau in Bern). Tatsächlich erlebt das Material Holz zurzeit einen Höhenflug, nicht den ersten in diesem Jahrhundert, vielleicht aber, dies durchaus mehrdeutig gemeint, den nachhaltigsten. Dieser Entwicklung auf die Spur zu kommen gelingt dem Heft nicht. Die Beiträge sind zwar durchwegs interessant; das Spektrum reicht vom Schindelmacher über zeitgenössisches Bauen mit Holz bis zu Bildern der Yanomami in Brasiliens Urwald. Doch gerade das, was der Titel verspricht, findet nicht statt. Kein Wort über neue und neuste technische Entwicklungen. Dass Holz zum neuen alten Rohstoff des 21. Jahrhunderts werden kann, auch und gerade in den Industrieländern, haben die Macher des Heftes nicht erkannt. Ganz im Gegensatz zu einem reichen Schweizer Industriellen, der sein Engagement in der Schweiz zugunsten von Aktivitäten in der Holzwirtschaft Südamerikas aufgegeben hat, wie an anderer Stelle zu lesen ist.
Zu stark noch ist im Zusammenhang mit Holz offensichtlich das Bild einer bäuerlich-handwerklichen Tradition. Die Realität allerdings ist heute eine andere, eine hochindustrialisierte und computerisierte, der auch die Möbelschreinerei des Editorials zum Opfer gefallen ist. Das Heft ist zu stark in den Bann der Poesie der Keule geraten, um für das Kreischen der Motorsägen der Holzwirtschaft von heute noch ein Ohr zu haben. Das macht die Artikel nicht weniger lesenswert, nur weniger gegenwartsbezogen.
[ «Holz. Ein Material hebt ab». «du». Die Zeitschrift der Kultur. Heft Nr. 698, August 1999. TA-Media AG Zürich. Fr. 20.-. ]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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