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Museumsprojekte
Nouvel und Moneo in Madrid
3. Dezember 1999 - Markus Jakob
Das spanische Nationalmuseum für Kunst des 20. Jahrhunderts, das Centro de Arte Reina Sofía in Madrid, wird nach einem Entwurf von Jean Nouvel erweitert. Der Franzose setzte sich gegen sechs spanische und fünf ausländische Mitbewerber durch. Auf der Rückseite des Kunstzentrums - eines ehemaligen Spitals, über dessen architektonische Qualität sich Nouvel nicht äussern mochte - sieht er drei kleinere Neubauten vor. Sie nehmen einen Ausstellungs- sowie einen Konzertsaal, die Bibliothek, ein Restaurant und Büros auf. Das um einen Patio mit neuem Eingang gruppierte Ensemble wird vom grossen Dreieck einer vorkragenden, teilweise perforierten Decke zusammengehalten: formal wie auch in den Materialien eine dem Luzerner Kultur- und Kongresszentrum verwandte Lösung. Nouvel geht es darum, «ein Stück Stadt zu fabrizieren», ein Kleinquartier im Schatten des Altbaus, teils gedeckt, teils unter offenem Himmel - in der Hoffnung, Alt und Neu möchten sich gegenseitig aufwerten.
Während rund um das Reina Sofía eitel Freude herrscht, sind über den Ausbauplänen für den nahen Prado erneut dunkle Wolken aufgezogen. Nachdem 1996 der erste Preis des offenen Wettbewerbs für verwaist erklärt worden war, mied man in der nachfolgenden Barrage alle Risiken und legte das Vorhaben in die Hände einer Koryphäe der spanischen Baukunst: Rafael Moneo. Dessen im Herbst präsentiertes definitives Projekt und insbesondere der kubische Neubau um die isabellinische Kreuzgangruine San Jerónimo sind nun aber unter heftigen Beschuss geraten. Allzu willfährig hat sich Moneo an die Vorgaben der Patronatskommission gehalten, durch die nach Ansicht vieler Architekten die Prado-Erweiterung in die falsche Richtung gelenkt wird.
Besucher sind immer wieder irritiert über die Lage des heutigen Haupteingangs, der infolge der im 19. Jahrhundert vorgenommenen Planierungen in sieben Metern Höhe zu schweben scheint. Unbegreiflicherweise gilt nun gerade die durch diesen Eingriff entstellte Nordfassade mit der plumpen, von 1943 stammende Treppenanlage als unantastbar. So wird nicht nur die Wiederherstellung der ursprünglich sanft von den Jerónimos zum Paseo del Prado abfallenden Topographie verhindert, sondern auch das natürliche Wachstum des Museums nach Norden. Moneo liess sich eine Lösung aufzwingen, in der viele den Meisterarchitekten kaum wiedererkennen. Im unerwarteten Hagel der Kritik hat er inzwischen an seinem San-Jerónimo-Kubus einige Retuschen angebracht. Die endgültige Entscheidung darüber, wie der Prado des 21. Jahrhunderts aussehen wird, fällt aber voraussichtlich erst nach den im Frühling fälligen spanischen Wahlen. Dem Museum wäre es zu gönnen, wenn man nach einem allfälligen Regierungswechsel ein weiteres Mal mit der Planung von vorn anfinge.
Während rund um das Reina Sofía eitel Freude herrscht, sind über den Ausbauplänen für den nahen Prado erneut dunkle Wolken aufgezogen. Nachdem 1996 der erste Preis des offenen Wettbewerbs für verwaist erklärt worden war, mied man in der nachfolgenden Barrage alle Risiken und legte das Vorhaben in die Hände einer Koryphäe der spanischen Baukunst: Rafael Moneo. Dessen im Herbst präsentiertes definitives Projekt und insbesondere der kubische Neubau um die isabellinische Kreuzgangruine San Jerónimo sind nun aber unter heftigen Beschuss geraten. Allzu willfährig hat sich Moneo an die Vorgaben der Patronatskommission gehalten, durch die nach Ansicht vieler Architekten die Prado-Erweiterung in die falsche Richtung gelenkt wird.
Besucher sind immer wieder irritiert über die Lage des heutigen Haupteingangs, der infolge der im 19. Jahrhundert vorgenommenen Planierungen in sieben Metern Höhe zu schweben scheint. Unbegreiflicherweise gilt nun gerade die durch diesen Eingriff entstellte Nordfassade mit der plumpen, von 1943 stammende Treppenanlage als unantastbar. So wird nicht nur die Wiederherstellung der ursprünglich sanft von den Jerónimos zum Paseo del Prado abfallenden Topographie verhindert, sondern auch das natürliche Wachstum des Museums nach Norden. Moneo liess sich eine Lösung aufzwingen, in der viele den Meisterarchitekten kaum wiedererkennen. Im unerwarteten Hagel der Kritik hat er inzwischen an seinem San-Jerónimo-Kubus einige Retuschen angebracht. Die endgültige Entscheidung darüber, wie der Prado des 21. Jahrhunderts aussehen wird, fällt aber voraussichtlich erst nach den im Frühling fälligen spanischen Wahlen. Dem Museum wäre es zu gönnen, wenn man nach einem allfälligen Regierungswechsel ein weiteres Mal mit der Planung von vorn anfinge.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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