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Interdisziplinärer Architekt
Neue Zürcher Zeitung

Ausstellung Paul Engelmann in Prag

1. Februar 2000 - Stephan Templ
Glaubte man der Selbstbeschreibung des aus Olmütz stammenden Architekten Paul Engelmann (1891-1965), so wäre die gegenwärtig im Lapidarium unter der Bethlehemskapelle in Prag zu sehende Ausstellung wohl nicht zustande gekommen: «Von Kraus lernte ich nicht zu schreiben; von Wittgenstein nicht zu reden; von Loos nicht zu bauen.» Obwohl während der Nazizeit wichtige Dokumente verlorengingen, konnte das Brenner-Archiv in Innsbruck eine instruktive, aber - auf Grund fehlender Geldmittel - eher spartanisch gestaltete Schau zusammenstellen. Neben der Präsentation der Pläne für das Haus Wittgenstein und der Arbeiten im ehemaligen Palästina (Haus Yadlin und mehrere Interieurs) ging es den Kuratoren Judith Bakacsy und Allen Janik vor allem darum, den «interdisziplinären» Engelmann vorzustellen: als Privatsekretär von Karl Kraus, Mitarbeiter von Adolf Loos und Gesprächspartner von Ludwig Wittgenstein («Wenn ich einen Satz nicht herausbringe, kommt der Engelmann und reisst ihn mir mit der Zange heraus»). Engelmann beschrieb seine Erinnerung an dieses Wiener Dreigestirn in mehreren kleinen Büchern, die nach dem Jahre 1946 in Tel Aviv erschienen sind.


[ Bis 28. Februar im Lapidarium unter der Bethlehemskapelle in Prag. Katalog: Paul Engelmann und das mitteleuropäische Erbe. Hrsg. Judith Bakacsy. Folio-Verlag, Bozen und Wien 1999. 96 S., Fr. 38.-. - Ausserdem: Paul Engelmann. Architektur, Judentum, Wiener Moderne. Hrsg. Ursula A. Schneider. Folio-Verlag, Bozen und Wien 1999. 208 S., Fr. 32.-. ]

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