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Abseitsfalle
Eine Design-Ausstellung in Bonn
15. September 2000 - Mathias Remmele
Bereits der Titel klingt etwas verdächtig: «Design: 4:3 - fünfzig Jahre italienisches und deutsches Design», so heisst eine als «historischer Überblick» angelegte Schau, die derzeit in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn gezeigt wird. 4:3, muss man wissen, lautete das Ergebnis eines legendären Fussballspiels zwischen der italienischen und der deutschen Nationalmannschaft bei der WM von 1970 in Mexiko. Das hat zwar direkt nichts mit Design zu tun, soll aber einen neuen und originellen Zugriff auf das Thema andeuten.
So fragwürdig wie ihr Titel mit seiner an den Haaren herbeigezogenen Parallelisierung von Fussball und Design, so kläglich, uninspiriert und letztlich konzeptionslos ist die Ausstellung selbst. Zentrales Element der Präsentation sind kreisförmige Podeste unterschiedlichen Durchmessers, auf denen die berühmtesten Designer der beiden Länder - offensichtlich nach eigenem Gutdünken - ihr Werk bzw. Teile davon zeigen dürfen. Autistische Inseln, die beziehungslos im Raum stehen und vor allem die Planlosigkeit dieser Schau zeigen. Es hätte eines ausgefeilten didaktischen Zugriffs und einer sorgfältigen Auswahl der Objekte bedurft, um die Themenstellung, die sich ja keineswegs aufdrängt, überhaupt plausibel erscheinen zu lassen.
Wer hier Aufklärung sucht über Parallelen, Unterschiede und gegenseitige Beeinflussung in der Designentwicklung der beiden Länder, wird mit einer Materialansammlung ohne Sinn und Zweck konfrontiert, die allenfalls einen oberflächlichen Objektfetischismus zu befriedigen vermag. Das Ganze erscheint nicht weiter verwunderlich, wenn man liest, dass der Kurator dieser Show, Michael Erlhoff, in der Einleitung des Kataloges schreibt: «Entgegengesetzt landläufiger öffentlicher Meinung ist Design gar nicht ausstellbar, oder es besteht zumindest die Gefahr, dass es in einer Ausstellung zum puren Spektakel verkommt.» In Bonn hat man es tatsächlich geschafft, diese - freilich völlig unhaltbare - These plausibel erscheinen zu lassen.
[Die Ausstellung dauert bis 12. November. Katalog: 4:3 - fünfzig Jahre italienisches und deutsches Design. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 2000. 320 S., DM 49.- (in der Ausstellung).]
So fragwürdig wie ihr Titel mit seiner an den Haaren herbeigezogenen Parallelisierung von Fussball und Design, so kläglich, uninspiriert und letztlich konzeptionslos ist die Ausstellung selbst. Zentrales Element der Präsentation sind kreisförmige Podeste unterschiedlichen Durchmessers, auf denen die berühmtesten Designer der beiden Länder - offensichtlich nach eigenem Gutdünken - ihr Werk bzw. Teile davon zeigen dürfen. Autistische Inseln, die beziehungslos im Raum stehen und vor allem die Planlosigkeit dieser Schau zeigen. Es hätte eines ausgefeilten didaktischen Zugriffs und einer sorgfältigen Auswahl der Objekte bedurft, um die Themenstellung, die sich ja keineswegs aufdrängt, überhaupt plausibel erscheinen zu lassen.
Wer hier Aufklärung sucht über Parallelen, Unterschiede und gegenseitige Beeinflussung in der Designentwicklung der beiden Länder, wird mit einer Materialansammlung ohne Sinn und Zweck konfrontiert, die allenfalls einen oberflächlichen Objektfetischismus zu befriedigen vermag. Das Ganze erscheint nicht weiter verwunderlich, wenn man liest, dass der Kurator dieser Show, Michael Erlhoff, in der Einleitung des Kataloges schreibt: «Entgegengesetzt landläufiger öffentlicher Meinung ist Design gar nicht ausstellbar, oder es besteht zumindest die Gefahr, dass es in einer Ausstellung zum puren Spektakel verkommt.» In Bonn hat man es tatsächlich geschafft, diese - freilich völlig unhaltbare - These plausibel erscheinen zu lassen.
[Die Ausstellung dauert bis 12. November. Katalog: 4:3 - fünfzig Jahre italienisches und deutsches Design. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 2000. 320 S., DM 49.- (in der Ausstellung).]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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