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Neue tschechische Bauten
Eine Ausstellung in Prag
25. September 2000 - Stephan Templ
Der Titel der gegenwärtigen Ausstellung zur zeitgenössischen tschechischen Architektur auf der Prager Burg lautet lapidar: «Nur Bauten». Damit erinnert er an Le Corbusiers Urteil über die Prager Messehalle. Obwohl von deren Dimensionen und Modernität beeindruckt, bemerkte der wohl etwas eifersüchtige Meister im Jahre 1928: «. . . es ist ein interessanter Bau, aber noch nicht Architektur.» Anders als Le Corbusier beehren die heutigen «Stararchitekten» die Stadt nicht mehr mit geschriebenen, sondern mit gebauten Kommentaren: Jean Nouvel veredelt gerade mit Bürobauten das Arbeiterviertel Smichov, während die Fenster von Gehrys «Ginger und Fred»-Haus bis in die Ausstellungsräume der Prager Burg blinken.
Grossinvestoren haben diese Schau ermöglicht, und so verwundert es auch nicht, dass hauptsächlich die von ihnen in Auftrag gegebenen Bauten zu sehen sind. Es handelt sich um Banken- und Versicherungspaläste, die sich bald postmodern, bald dekonstruktivistisch, immer aber auffällig kleiden. Die Bauten der Neofunktionalisten Jiran/Kohout, ADNS oder Burian & Krivinka werden nur am Rand erwähnt, da sie bereits 1997 in der von Vladimír Slapeta gezeigten Wanderausstellung «Baustelle Tschechische Republik» ausführlich zur Sprache kamen. Ganz verzichtet hat man hingegen auf die damals präsentierten Kleinaufträge privater Bauherren. Das ist bedauerlich, denn gerade diese sind in der postrevolutionären Zeit förderungsbedürftig. Eine nach vier Jahrzehnten Staatsarchitektur verständliche Skepsis gegenüber Utopien aller Art erschwert sichtlich eine kritische Haltung gegenüber dem westlichen Formenkanon.
[Die Ausstellung «Nur Bauten. Die tschechische Gegenwartsarchitektur» ist noch bis zum 29. Oktober im Theresianischen Flügel der Prager Burg zu sehen. Der im Verlag Prostor tschechisch/englisch erschienene Katalog kostet rund Fr. 25.-. ]
Grossinvestoren haben diese Schau ermöglicht, und so verwundert es auch nicht, dass hauptsächlich die von ihnen in Auftrag gegebenen Bauten zu sehen sind. Es handelt sich um Banken- und Versicherungspaläste, die sich bald postmodern, bald dekonstruktivistisch, immer aber auffällig kleiden. Die Bauten der Neofunktionalisten Jiran/Kohout, ADNS oder Burian & Krivinka werden nur am Rand erwähnt, da sie bereits 1997 in der von Vladimír Slapeta gezeigten Wanderausstellung «Baustelle Tschechische Republik» ausführlich zur Sprache kamen. Ganz verzichtet hat man hingegen auf die damals präsentierten Kleinaufträge privater Bauherren. Das ist bedauerlich, denn gerade diese sind in der postrevolutionären Zeit förderungsbedürftig. Eine nach vier Jahrzehnten Staatsarchitektur verständliche Skepsis gegenüber Utopien aller Art erschwert sichtlich eine kritische Haltung gegenüber dem westlichen Formenkanon.
[Die Ausstellung «Nur Bauten. Die tschechische Gegenwartsarchitektur» ist noch bis zum 29. Oktober im Theresianischen Flügel der Prager Burg zu sehen. Der im Verlag Prostor tschechisch/englisch erschienene Katalog kostet rund Fr. 25.-. ]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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