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Ein kühler Flirt mit Palladio
Tadao Ando baute Benettons Kommunikationszentrum
Seit 1995 gibt es die „Fabbrica“ - Benettons Planungswerkstatt für die Kommunikation der Zukunft. Japans Stararchitekt Tadao Ando hat nun ein Arkadien aus Beton mit Zitaten aus der Renaissancearchitektur geschaffen.
26. September 2000 - Gert Walden
Treviso - Italiens Paradeunternehmer Luciano Benetton betrachtet die „Fabbrica“ als einen „Grenzposten für die Kultur“ seines Unternehmens, der zur „ständigen Suche nach neuen Bezugskoordinaten“ dient. Für diesen Zweck war die alte Villa Pastega in Catena di Villorba bei Treviso zu klein und Tadao Ando eingeladen, die Ergänzung des Altbestandes zu entwerfen. Seit kurzem können nun dreißig Studenten aus aller Welt hier ihre Kommunikationskonzepte mit allen Mitteln der alten und neuen Medien entwickeln - interdisziplinär und konkret auf realisierbare Projekte ausgerichtet.
Für Japans Stararchitekten Tadao Ando war die Planung, welche sich wegen baubürokratischer Interventionen von 1992 bis heuer dahinzog, ein mehr als komplexer Prozess. Da gibt es die alte Villa im Stil des im Veneto omnipräsenten Architekten der Spätrenaissance, Andrea Palladio, und die Bauaufgabe für ein Kommunikationslabor des 21. Jahrhunderts. Als Ziel setzte sich Ando, wie er im Gespräch mit dem STANDARD anmerkte, „eine läuternde Beziehung zwischen Alt und Neu außerhalb der zeitlichen Dimension“ herzustellen. Es ist also nicht ganz wenig, was sich der Architekt da vorgenommen hat. Andrea Palladio war ihm Vorbild für die architektonischen Mittel, um diese Idee umzusetzen.
In postmodern-geometrischer Manier wurde die alte Villa von einer Betonsäulenreihe durchbrochen und setzt sich als überirdische Bekrönung der Neubauachse fort, die, um das Landschaftsbild zu schonen, acht Meter tief in die Erde eingegraben wurde. Dennoch entsteht in der „Fabbrica“ keine Bunkerstimmung. Ein kreisrunder Ehrenhof, der über eine Rampe erreicht wird, bringt genügend Licht in das kühle Ambiente aus Beton, Glas und Stahl.
Achse und Kreis als Zitate aus Palladios Architektur, als elementare Mittel dienen der Intention, wie Tadao Ando festhielt, „mit einfacher Geometrie komplexe Räume“ schaffen zu können. Das ist auch im Großen und Ganzen erreicht worden. Die Arbeitsplätze gruppieren sich auf verschiedenen Ebenen um den Ehrenhof, sind - nicht immer zur Freude der Studenten - sehr leicht überschaubar und von jener Flexibilität, die jedem Großraumbüro zur Ehre gereichen würde.
Und trotzdem ist die Liaison zwischen Tadao Ando und Andrea Palladio nicht wirklich schlüssig. Außerhalb der „zeitlichen Dimension“ zu arbeiten ist eine Vorstellung, die aus den ahistorischen Denkmodellen der Postmoderne resultiert und in der kulturhistorisch so geprägten Landschaft des Veneto einigermaßen bemüht wirkt. Das sprachlich und auch baulich Flüchtige der Zitate konterkariert die Beständigkeit des Mediums Architektur. Das konstruierte Arkadien wiederum steht im Widerspruch zur rasanten Veränderung gerade in den global wirksamen Kommunikationsmedien.
Die Suche Tadao Andos nach der prästabilisierten Harmonie von Alt und Neu, von Vergangenheit und Zukunft in der Architektur ist sicherlich ein heroisches Unternehmen. Es resultiert in dem Faktum, dass die Studenten hier mit einer Architektur leben müssen, deren gedachte Form insgesamt die komplexen Funktionen definiert.
Für Japans Stararchitekten Tadao Ando war die Planung, welche sich wegen baubürokratischer Interventionen von 1992 bis heuer dahinzog, ein mehr als komplexer Prozess. Da gibt es die alte Villa im Stil des im Veneto omnipräsenten Architekten der Spätrenaissance, Andrea Palladio, und die Bauaufgabe für ein Kommunikationslabor des 21. Jahrhunderts. Als Ziel setzte sich Ando, wie er im Gespräch mit dem STANDARD anmerkte, „eine läuternde Beziehung zwischen Alt und Neu außerhalb der zeitlichen Dimension“ herzustellen. Es ist also nicht ganz wenig, was sich der Architekt da vorgenommen hat. Andrea Palladio war ihm Vorbild für die architektonischen Mittel, um diese Idee umzusetzen.
In postmodern-geometrischer Manier wurde die alte Villa von einer Betonsäulenreihe durchbrochen und setzt sich als überirdische Bekrönung der Neubauachse fort, die, um das Landschaftsbild zu schonen, acht Meter tief in die Erde eingegraben wurde. Dennoch entsteht in der „Fabbrica“ keine Bunkerstimmung. Ein kreisrunder Ehrenhof, der über eine Rampe erreicht wird, bringt genügend Licht in das kühle Ambiente aus Beton, Glas und Stahl.
Achse und Kreis als Zitate aus Palladios Architektur, als elementare Mittel dienen der Intention, wie Tadao Ando festhielt, „mit einfacher Geometrie komplexe Räume“ schaffen zu können. Das ist auch im Großen und Ganzen erreicht worden. Die Arbeitsplätze gruppieren sich auf verschiedenen Ebenen um den Ehrenhof, sind - nicht immer zur Freude der Studenten - sehr leicht überschaubar und von jener Flexibilität, die jedem Großraumbüro zur Ehre gereichen würde.
Und trotzdem ist die Liaison zwischen Tadao Ando und Andrea Palladio nicht wirklich schlüssig. Außerhalb der „zeitlichen Dimension“ zu arbeiten ist eine Vorstellung, die aus den ahistorischen Denkmodellen der Postmoderne resultiert und in der kulturhistorisch so geprägten Landschaft des Veneto einigermaßen bemüht wirkt. Das sprachlich und auch baulich Flüchtige der Zitate konterkariert die Beständigkeit des Mediums Architektur. Das konstruierte Arkadien wiederum steht im Widerspruch zur rasanten Veränderung gerade in den global wirksamen Kommunikationsmedien.
Die Suche Tadao Andos nach der prästabilisierten Harmonie von Alt und Neu, von Vergangenheit und Zukunft in der Architektur ist sicherlich ein heroisches Unternehmen. Es resultiert in dem Faktum, dass die Studenten hier mit einer Architektur leben müssen, deren gedachte Form insgesamt die komplexen Funktionen definiert.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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