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Tiroler Baukunst mit starker Physiognomie
Der Standard

Ein großer Architekt elementarer Formen: Josef Lackner, 1931-2000

15. September 2000 - Gert Walden
Innsbruck - Eigentlich hätte Josef Lackner das Zeug zum Stararchitekten gehabt: Ein brillanter Baukünstler, pointiert-kritisch und versiert im Umgang mit Worten, hatte Lackner den Verlockung des Big Business widerstanden, sein Ziel war die bestmögliche Qualität der Architektur und sonst gar nichts. Daher blieb sein Atelier klein dimensioniert, damit die Arbeit an räumlichen Lösungen nicht den Mechanismen großer Bürostrukturen zum Opfer fiel.

Dieses konsequente „Small is beautiful“-Denken verhalf ihm zu einer Reputation, die weit über Tirol hinaus wirkte, während er mit der Professur an der Innsbrucker Baufakultät ab 1979 Generationen von Architekten beeinflusste. 1931 in Wörgl geboren, zählte Lackner neben Hans Hollein, Ottokar Uhl und Wilhelm Holzbauer zur kämpferischen Planergeneration, die den „Architekturfrühling“ der Zweiten Republik initiierten.

Nach dem Studium bei an der Akademie am Schillerplatz setzte er mit der Kirche in Neu-Arzl 1958 ein österreichisches Fanal für den progressiven Sakralbau noch vor dem Zweiten Vatikanum.

Bereits hier artikulierte Lackner, worum es ihm sein ganzes Leben in der Architektur ging: das Finden innovativer räumlicher und konstruktiver Lösungen, verbunden mit der Hinterfragung der inhaltlichen Aussage eines Gebäudes. Auch wenn er es im Gespräch ablehnte, Architektur über die Form zu definieren, so hat Lackner Räume geschaffen, die mit ihrer starken Physiognomie auf Benützer und Umgebung wirkten. Immer wiederkehrendes Module seiner Architektur waren Quadrat und Kubus, deren in sich ruhende Selbstständigkeit er mit diagonalen Erschließungen konfrontierte, sodass letztendlich spannungsvolle räumliche Situationen entstehen konnten. Sein Prinzip, elementare geometrische Formen als Grundlage des Entwurfs zu verwenden, war universell einsetzbar. Es „funktionierte“ im Bürobau, wie etwa dem Lichtstudio Bartenbach (1986) in Aldrans, oder bei seinen zahlreichen Bauten für die Kirche. Beispielgebend dafür: die beiden Sakralbauten in Wien sowie Schule und Kloster der Ursulinen (Innsbruck 1971).

Ebenso markant wie seine Architektur war Josef Lackner selbst. Er sparte nicht an beißender Kritik gegenüber offiziellen Stellen oder Berufskollegen. Raimund Abraham etwa titulierte er einmal wegen dessen Hut und Zigarre als „Kaiser von Kalifornien“. Solche Bonmots schätzt natürlich niemand, und Lackner wurde immer wieder in Tirol isoliert.

Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass er ein Architekt war, mit dem sich jeder Interessierte auseinander setzen musste. Josef Lackner ist am 13. September an den Folgen einer Operation gestorben.

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