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Architektur zahlt sich aus
Der Standard

In Graz diskutierten Anleger, Städteplaner und Gewerbetreibende über die Investition in Baukunst

8. November 2000 - Denise Leising
Graz - Es lohnt sich, in Architektur zu investieren. Da sind der Hamburger Investor Dieter Becken, Hansjörg Mölk von der Tiroler Supermarktkette M-Preis und der Städteplaner Henry Beierlorzer einer Meinung, als sie kürzlich im Grazer Haus der Architektur über „Beweggründe in Architektur zu investieren“ referierten. Becken etwa vermietet Immobilien mit anspruchsvoller Architektur schneller und leichter als jene, die über weniger Qualität verfügten.

Von guter Architektur profitiert auch der Innsbrucker Unternehmer Mölk. Mit seinen von kundiger Architektenhand gestalteten Supermärkten macht er sich nicht nur um die Baukultur verdient, er erzielt damit auch höhere Umsätze, im Schnitt 50 bis 60 Prozent.

Dass sich Qualität beim Bauen bezahlt macht, bestätigt auch Henry Beierlorzer. Der Städteplaner hat zehn Jahre lang die IBA (Internationale Bau-Ausstellung) Emscher-Park begleitet, er weiß um die positiven Auswirkungen guter Architektenplanung auf die Menschen, auf die Landschaft, auf die Natur, er hat Architekten als Impulsgeber für soziale und technische Innovationen erlebt. 35 Milliarden Schilling (2,54 Mrd.EURO) wurden Ende der 80-er Jahre für die Umstrukturierung und Erneuerung ehemaliger Stahl-und Zechenstandorte mitten in Nordrhein-Westfalen mobilisiert. Der finanzielle Aufwand hat sich laut Beierlorzer ebenso gelohnt wie die Aufforderung an die Architekten, radikal quer zu denken und sich nicht anzupassen.

Auch Dieter Becken verlangt von den Architekten seiner Wahl keine Anpassung, er erwartet aber, dass sie sich strikt an den Budgetrahmen halten. Das ist auch sein Dilemma. „Denn einerseits fordere er die Architekten auf kreativ zu sein, auf der anderen Seite schränke ich sie aber wieder ein.“

Pure Angst, gesteht Becken, habe er davor, dass junge Architekten einen von ihm initiierten Wettbewerb gewinnen könnten, weil er daran zweifelt, dass diese nicht in der Lage sind, ihre tollen Ideen umzusetzen. Zur Sicherheit veranstaltet er zweistufige Wettbewerbe, weil dann beim zweiten Durchgang die Jungen „rausfallen“. Die Frage, ob sich Architektur rechnet, hat sich für den Tiroler Mölk eigentlich nicht gestellt. Für ihn ist Architektur eine Kulturgattung, um die man nicht herumkomme. Freilich, am Anfang, als M-Preis aus 30 Greißler-Läden bestand - jetzt sind es 107 schmucke Filialen - da ging es nicht um Architektur sondern ums Überleben.


Unternehmenskultur

Heute ist die Architektur ein Teil unserer Unternehmenskultur, sagt Mölk, der überzeugt ist, dass man Menschen beim täglichen Lebensmitteleinkauf an Architektur heranführen kann. Wobei die äußere Hülle genauso wichtig sei wie der Innenraum.

Dass Hansjörg Mölk derzeit ein kleines Problem hat, will er nicht verschweigen. Ihm gehen in Tirol langsam die Architekten aus. Weshalb er sich anderweitig umgesehen hat. Er denkt da an den französischen Stararchitekten Dominique Perrault und an das vielgefragte Grazer Team Riegler/Riewe.

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