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Kein kunsthistorischer Schnickschnack
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Das Gespräch mit Hermann Czech führte Gerhard Moser.

6. November 2000 - Gerhard Moser
Bei seiner achten Auflage verlässt der vom Architektur Zentrum Wien veranstaltete und zur festen Institution gewordene Wiener Architekturkongress das Terrain des Konkreten und wendet sich erstmals der Meta-Ebene zu. Architekturvermittlung steht im Zentrum der dreitägigen Veranstaltung, die Fachleute aus den USA und Europa zusammenführt. Einer der Teilnehmer ist der österreichische Architekt Hermann Czech, der vor allem mit seinen Gastro-Konzepten wie dem MAK-Café bekannt geworden ist.

ON Kultur: Herr Czech, für den interessierten Laien gibt es hierzulande eine ganze Reihe von Angeboten im Bereich Architekturpublizistik, das reicht von Tageszeitungen bis zu Magazinen, vom Hörfunk bis zum Fernsehen. Dazu kommen dann noch diverse Fachzeitschriften von „Schöner Wohnen“ bis „architektur aktuell“. Ist es in geworden über Architektur zu berichten, oder ist das eine späte Wiedergutmachung an einer Disziplin, mit der Massenmedien lange Zeit nichts so recht anfangen konnten?

Czech: Besser geworden, kann man gar nicht sagen, weil es in Österreich seit der Nachkriegszeit eigentlich nie schlecht war. Es sind nur die interessierten Laien mehr geworden. In den 50er Jahren galten ja bloß die Besucher barocker Kirchen als an Architektur interessiert. Aber die qualifizierte Kritik hat ja schon früh mit Friedrich Achleitner eingesetzt, dann kam die nächste Generation mit Dietmar Steiner oder Otto Kapfinger. Und heute gibt es eine ganze Reihe profilierter Kritiker. Ein österreichisches Spezifikum ist, dass es sich dabei meist um Architekten handelt. Architekturpublizistik hat daher auch nicht den sonst üblichen kunsthistorischen Touch, der rein äußerliche Phänomene vergleicht.

ON Kultur: Ihr pauschales Lob verwundert mich, hört man doch immer wieder Kritik, dass Architekturberichterstattung vor allem Skandalberichterstattung sei, siehe Haas-Haus...?

Czech: Die Skandalisierung findet ja nicht von Architekturkritikern statt. Die profilierten Kritiker sind eben allesamt ausgebildete Architekten, von denen manche sogar selbst bauen.

ON Kultur: In der Berichterstattung kann man eine gewisse Unsicherheit feststellen, ob Architektur jetzt eher zur Kunst oder doch eher zur Chronik ressortiert. Wo ist es ihrer Meinung nach besser aufgehoben?

Czech: Automatisch kommt es ins Lokalressort, wo die Interessen von einer ausreichenden Zahl Betroffener berührt werden. Architekten, als konkrete Personen mit spezifischen Absichten, spielen dort natürlich keine Rolle. Im anderen Fall gehört es natürlich in den Kunst-Teil, wenn man schon davon ausgeht, dass Medienberichterstattung sektioniert sein muss. Architektur ist Kunst - auch wenn ihr Material nicht Töne oder Farben sind, sondern das Leben von Menschen.

ON Kultur: Ist der schreibende Architekt im internationalen Vergleich eine Ausnahmeerscheinung?

Czech: In der amerikanischen Szene ist es in den vergangen Jahrzehnten oft so gewesen, dass Kritiker die Arbeit von Architekten begleitet haben. Es hat in den USA also eine Promotion von Architektur durch Kritik gegeben. Das hat in Österreich nicht funktioniert, weil es diese Orientierung auf Öffentlichkeitswirkung hier nicht gegeben hat. Und es wäre aufgrund des geringen Medieninteresses auch nicht zielführend gewesen. Das gesteigerte Medieninteresse der letzten Jahre hat zu einem regelrechten Markt für Architektur geführt. Das ist zwar nur ein mediales Phänomen, das nicht die tatsächlichen Arbeitsbedingungen verbessert. Man muss sich als Architekt die Frage stellen, ob man nicht programmatischer oder strategischer vorgehen sollte.

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