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Verschlüsselte Erinnerungen
Der Standard

Ausstellung zum 70. Geburtstag von Eilfried Huth

5. Dezember 2000 - Denise Leising
Graz - Eilfried Huth, Nestor der Grazer Schule und Professor an der Hochschule der Künste Berlin, ist 70. Das Grazer Haus der Architektur ehrt ihn mit der Ausstellung Reflexionen über Fragmente meines Tuns. Erstmals sind auch seine Bilder zu sehen: „Ver-schlüsselte Ästhetik meiner Erinnerung“ nennt Eilfried Huth seine großformatigen Malereien.

40 Jahre ist der auf Java geborene Architekt schon freischaffend tätig. Er würde immer wieder diesen Beruf ausüben wollen, sagt er mit Emphase. Erstmals internationales Aufsehen erregte Huth mit dem Forschungs- und Rechenzentrum der Voest-Alpine AG in Leoben.

Der Stahlbau, heute ein Symbol des technischen Optimismus der Sechzigerjahre, wurde 1975 mit dem Europäischen Stahlbaupreis ausgezeichnet. Davor erlebte Huth mit Günther Domenig „Aufbruch und Höhenflug“: Zwölf Jahre lang, von 1963 bis 1975, waren die beiden Partner. In dieser Zeit entstanden die Pädagogische Akademie in Graz-Eggenberg, das Pfarrzentrum Oberwart, der Pavillon der Olympia-Schwimmhalle in München und utopische Projekte im Sinne der Megastrukturen der Sechzigerjahre.

1969 erhielt das Duo mit dem Projekt Stadt Ragnitz, einer konstruktiven Superstruktur zur Aufnahme von „Wohn- volumina“, sogar den Grand Prix International d'Urbanisme et d'Architecture in Cannes.

Spektakuläre Entwürfe waren nie seine Sache. Anders als Domenig, der sich als Künstlerarchitekt begreift, geht es Huth ums soziale Engagement, wie bei den Wohnbauten in Deutschlandsberg und Graz-Puntigam, die unter Mitbestimmung der Bewohner entstanden sind.

Wenn es in der Steiermark eine auch international vergleichbare Szene der Auseinandersetzung mit solchen Wohnmodellen gibt, dann ist zweifellos Eilfried Huth entscheidend beteiligt, bemerkte Friedrich Achleitner 1983. Dass der Architekt gerade im Wohnbau eine soziologische Funktion zu erfüllen hat, davon versucht Huth seine Studenten zu überzeugen. Aber auch, dass Architektur die Auseinandersetzung mit dem Schutz menschlicher Empfindsamkeiten ist. Die Zukunft seines Berufsstandes? „Wir werden uns als Mahner, als Querdenker einbinden müssen.“

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