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Wenn Architektur Trauer trägt
Egal ob man es für Understatement hält oder für ein Signal, daß Architektur eben eine ernste Sache ist: Wo heimische Baukunst im Internet präsent ist, da tritt sie nicht selten in Pompfüneberer-Outfit auf. Ein Rundgang durch heimische Architektur-Websites.
31. März 2001 - Wolfgang Freitag
Wenn dem heimischen Surfer schwarz vor Augen wird, dann kann es sich um eine Ohnmachtsattacke - sagen wir infolge Surf-Übermüdung - handeln. Vielleicht aber hat er sich auch nur auf eine jener zahlreichen Web-Sites verirrt, in denen sich die Architekturszene des Landes im Netz der Netze präsentiert.
Egal ob man es für Understatement hält oder für den Ausdruck angemessener Architekten-Trauer angesichts tagtäglich erlittener Unbill: Faktum ist, daß der Pompfüneberer-Gestus, mit dem nicht selten heimische Baukunst virtuell vorgetragen wird, selbst die Homepage der Wiener städtischen Bestattung (übrigens: www. wienerstadtwerke.at/bestattung)
wie die eines Vergnügungsparks erscheinen läßt.
Nehmen wir als Beispiel den Internet-Auftritt des „Architektur Zentrums Wien“: Wer sich unter www.azw.at auf die Suche nach hauptstädtischen Architekturaktivitäten begibt, findet sich unversehens vor einem schwarzen Bildschirm, den einzig - und unübersehbar - das Logo des Architekturzentrums erhellt. Ach ja, fast hätte man es übersehen, da sind noch rechts und links unten, in mattem Orange, die Buchstaben D und E. Kenner werden - mit Recht - vermuten, daß sich dahinter die Verbindung zu einer d eutschen und einer e nglischen Homepage-Version verbirgt, und sie werden je nach Gusto D oder E anklicken; für weniger Internet-Versierte ist hier Endstation - so sie nicht bereit sind, eine gute Minute vor Logo samt schwarzem Bildschirm auszuharren: Dann nämlich wird man auch ohne Mausklick ins Allerheiligste vorgelassen.
Wer sich solchermaßen auf die eine oder andere Art als würdig genug erwiesen hat, wird dafür reich belohnt: mit einer übersichtlichen und stets aktuell gehaltenen Auflistung aller Veranstaltungen des „Architektur Zentrums Wien“ von Ausstellungen über die „Mittwochs“-Diskussionsrunden bis hin zu den „Sonntags“-Führungen, vor allem aber mit der umfassendsten Sammlung von Architektur-Links, also Verbindungen zu anderen Architektur-Websites, die der heimische Cyberspace kennt. Alles streng vor schwarzem Hintergrund, versteht sich. Schließlich ist Architektur eine ernste Angelegenheit. Oder so.
Freilich sind die Men und Women, die Architektur partout in Black hüllen zu müssen glauben, nicht nur im angeblich so friedhofsseligen Wien respektive in Ostösterreich zu Hause. Auch die Homepage des „Vorarlberger Architektur Instituts“ (www. v-a-i.at) kommt reichlich düster daher. Rätselndes Antichambrieren freilich bleibt dem Nutzer hier erspart, denn gleich auf der ersten Seite wird in unmißverständlichen weiterführenden Schlagworten auf den gesamten Inhalt der Website hingewiesen. Und der kann sich sehen lassen; der übersichtlichen Sammlung, Archivierung und Ankündigung der Institutsprojekte steht nur das Manko gegenüber, daß die an verschiedenen Stellen angekündigten Links derzeit noch nirgendwohin führen.
„Architektur Zentrum Wien“ und das „Vorarlberger Architektur Institut“ zählen zu jenen der Architekturvermittlung gewidmeten Institutionen, die sich mittlerweile schon in jedem Bundesland zwecks einschlägiger - und tatsächlich dringend erforderlicher - Aufklärungsarbeit etabliert haben. Nicht alle diese „Institute“, „Zentren“ und „Räume“ sind derzeit im Internet präsent, und nicht alle, die es sind, sind es - so scheint's jedenfalls - mit dem nötigen Nachdruck. Da kann es schon vorkommen, daß man beispielsweise auf einer Homepage unter dem Stichwort „Aktuell“ Ende März 2001 nur den Hinweis auf eine Veranstaltung aus dem vergangenen Oktober findet (www. architekturraumburgenland.at); und auch das graphische Chaos aus Rechts- und Linksbündigkeiten, mit dem das Grazer „Haus der Architektur“ den Surfer webmäßig begrüßt, spricht nicht für eine sonderlich intensive Pflege der Internet-Agenden.
Ganz anders eine Website jenseits des Institutionellen: Unter www.nextroom.at, 1996 von Juerg Meister gegründet, ist - wohlgestaltet - ein wahrer Schatz an Informationen zu entdecken: in einer eigenen Architekturdatenbank, die derzeit rund 650 umfangreich dokumentierte Objekte, 300 Texte und mehr als 2000 Photos und Pläne umfaßt, darunter nebst anderem die „Spectrum“-Architekturkritiken der jüngeren Vergangenheit. Allesamt mit einfach zu bedienenden Suchfunktionen abzurufen.
Juerg Meisters „nextroom“ zeichnet auch für die Gestaltung einer weiteren Internet-Preziose der heimischen Architekturszene verantwortlich: der Homepage der Wiener Architekturphotographin Margherita Spiluttini (www.spiluttini.com). Diese Website, eigentlich vor allem für den professionellen Nutzer des reichen Spiluttinischen Fundus gedacht, liefert so viele photographische An- und Einsichten zur zeitgenössischen Baukunst Österreichs, daß sich ein Besuch für jeden Architekturfreund lohnt. Selbst dann, wenn er eines der bei spiluttini.com zu findenden Gebäude schon in jedem Winkel zu kennen meint - hier wird er noch eine ungeahnte Facette entdecken können.
Damit haben wir übrigens das Reich der Finsternis schon hinter uns gelassen: Juerg Meister zieht auf den von ihm verantworteten Homepages helle Hintergründe und als Schmuckfarben belebendes Hellrot und Orange dem Trauerrand-Flair vor.
In tiefstem Rot schließlich empfängt uns das „Architekturnetz Österreich“ (www.aaf.or.at/ aaf): Hier sind nicht nur sämtliche oben erwähnte Architekturvermittler aufgelistet und - soweit möglich - verlinkt. Hier stößt man auch (unter dem Stichwort „Termine“) auf die österreichweit vollständigste Liste aller einschlägigen Vermittlungsaktivitäten, selbst auf die jener Institutionen, die den Sprung ins Netz bisher noch nicht geschafft haben.
B leibt noch der Hinweis auf zwei virtuelle Architekturausstellungen, deren Besuch dringend zu empfehlen ist. Da wäre zunächst das Salzburger Projekt „L@nd-Umgang“: Unter www.seminarorganisation. com/landumgang werden Beispiele zeitgenössischer Architektur auf dem Land jenseits der Klischees älplerischen Bauens vorgestellt: vom Bauernhof über das Parkhaus bis zum Kindergarten - allesamt dem aktuellen Baugeschehen in Salzburg entnommen.
Der Photograph Gerald Zugmann wiederum lädt unter www. zugmann.com zu einer virtuellen Reise durch sein Projekt „architecture in the box“. Warum auch er schwarze Hintergründe bevorzugt, erklärt sich leicht: Vor nichts anderem kämen seine k l a s s i s c h - s trengen Schwarzweiß- Kompositionen so eindringlich zur Geltung. Warum der gebürtige Wiener sich und seine Arbeit freilich ausschließlich englisch präsentiert - who knows?
Egal ob man es für Understatement hält oder für den Ausdruck angemessener Architekten-Trauer angesichts tagtäglich erlittener Unbill: Faktum ist, daß der Pompfüneberer-Gestus, mit dem nicht selten heimische Baukunst virtuell vorgetragen wird, selbst die Homepage der Wiener städtischen Bestattung (übrigens: www. wienerstadtwerke.at/bestattung)
wie die eines Vergnügungsparks erscheinen läßt.
Nehmen wir als Beispiel den Internet-Auftritt des „Architektur Zentrums Wien“: Wer sich unter www.azw.at auf die Suche nach hauptstädtischen Architekturaktivitäten begibt, findet sich unversehens vor einem schwarzen Bildschirm, den einzig - und unübersehbar - das Logo des Architekturzentrums erhellt. Ach ja, fast hätte man es übersehen, da sind noch rechts und links unten, in mattem Orange, die Buchstaben D und E. Kenner werden - mit Recht - vermuten, daß sich dahinter die Verbindung zu einer d eutschen und einer e nglischen Homepage-Version verbirgt, und sie werden je nach Gusto D oder E anklicken; für weniger Internet-Versierte ist hier Endstation - so sie nicht bereit sind, eine gute Minute vor Logo samt schwarzem Bildschirm auszuharren: Dann nämlich wird man auch ohne Mausklick ins Allerheiligste vorgelassen.
Wer sich solchermaßen auf die eine oder andere Art als würdig genug erwiesen hat, wird dafür reich belohnt: mit einer übersichtlichen und stets aktuell gehaltenen Auflistung aller Veranstaltungen des „Architektur Zentrums Wien“ von Ausstellungen über die „Mittwochs“-Diskussionsrunden bis hin zu den „Sonntags“-Führungen, vor allem aber mit der umfassendsten Sammlung von Architektur-Links, also Verbindungen zu anderen Architektur-Websites, die der heimische Cyberspace kennt. Alles streng vor schwarzem Hintergrund, versteht sich. Schließlich ist Architektur eine ernste Angelegenheit. Oder so.
Freilich sind die Men und Women, die Architektur partout in Black hüllen zu müssen glauben, nicht nur im angeblich so friedhofsseligen Wien respektive in Ostösterreich zu Hause. Auch die Homepage des „Vorarlberger Architektur Instituts“ (www. v-a-i.at) kommt reichlich düster daher. Rätselndes Antichambrieren freilich bleibt dem Nutzer hier erspart, denn gleich auf der ersten Seite wird in unmißverständlichen weiterführenden Schlagworten auf den gesamten Inhalt der Website hingewiesen. Und der kann sich sehen lassen; der übersichtlichen Sammlung, Archivierung und Ankündigung der Institutsprojekte steht nur das Manko gegenüber, daß die an verschiedenen Stellen angekündigten Links derzeit noch nirgendwohin führen.
„Architektur Zentrum Wien“ und das „Vorarlberger Architektur Institut“ zählen zu jenen der Architekturvermittlung gewidmeten Institutionen, die sich mittlerweile schon in jedem Bundesland zwecks einschlägiger - und tatsächlich dringend erforderlicher - Aufklärungsarbeit etabliert haben. Nicht alle diese „Institute“, „Zentren“ und „Räume“ sind derzeit im Internet präsent, und nicht alle, die es sind, sind es - so scheint's jedenfalls - mit dem nötigen Nachdruck. Da kann es schon vorkommen, daß man beispielsweise auf einer Homepage unter dem Stichwort „Aktuell“ Ende März 2001 nur den Hinweis auf eine Veranstaltung aus dem vergangenen Oktober findet (www. architekturraumburgenland.at); und auch das graphische Chaos aus Rechts- und Linksbündigkeiten, mit dem das Grazer „Haus der Architektur“ den Surfer webmäßig begrüßt, spricht nicht für eine sonderlich intensive Pflege der Internet-Agenden.
Ganz anders eine Website jenseits des Institutionellen: Unter www.nextroom.at, 1996 von Juerg Meister gegründet, ist - wohlgestaltet - ein wahrer Schatz an Informationen zu entdecken: in einer eigenen Architekturdatenbank, die derzeit rund 650 umfangreich dokumentierte Objekte, 300 Texte und mehr als 2000 Photos und Pläne umfaßt, darunter nebst anderem die „Spectrum“-Architekturkritiken der jüngeren Vergangenheit. Allesamt mit einfach zu bedienenden Suchfunktionen abzurufen.
Juerg Meisters „nextroom“ zeichnet auch für die Gestaltung einer weiteren Internet-Preziose der heimischen Architekturszene verantwortlich: der Homepage der Wiener Architekturphotographin Margherita Spiluttini (www.spiluttini.com). Diese Website, eigentlich vor allem für den professionellen Nutzer des reichen Spiluttinischen Fundus gedacht, liefert so viele photographische An- und Einsichten zur zeitgenössischen Baukunst Österreichs, daß sich ein Besuch für jeden Architekturfreund lohnt. Selbst dann, wenn er eines der bei spiluttini.com zu findenden Gebäude schon in jedem Winkel zu kennen meint - hier wird er noch eine ungeahnte Facette entdecken können.
Damit haben wir übrigens das Reich der Finsternis schon hinter uns gelassen: Juerg Meister zieht auf den von ihm verantworteten Homepages helle Hintergründe und als Schmuckfarben belebendes Hellrot und Orange dem Trauerrand-Flair vor.
In tiefstem Rot schließlich empfängt uns das „Architekturnetz Österreich“ (www.aaf.or.at/ aaf): Hier sind nicht nur sämtliche oben erwähnte Architekturvermittler aufgelistet und - soweit möglich - verlinkt. Hier stößt man auch (unter dem Stichwort „Termine“) auf die österreichweit vollständigste Liste aller einschlägigen Vermittlungsaktivitäten, selbst auf die jener Institutionen, die den Sprung ins Netz bisher noch nicht geschafft haben.
B leibt noch der Hinweis auf zwei virtuelle Architekturausstellungen, deren Besuch dringend zu empfehlen ist. Da wäre zunächst das Salzburger Projekt „L@nd-Umgang“: Unter www.seminarorganisation. com/landumgang werden Beispiele zeitgenössischer Architektur auf dem Land jenseits der Klischees älplerischen Bauens vorgestellt: vom Bauernhof über das Parkhaus bis zum Kindergarten - allesamt dem aktuellen Baugeschehen in Salzburg entnommen.
Der Photograph Gerald Zugmann wiederum lädt unter www. zugmann.com zu einer virtuellen Reise durch sein Projekt „architecture in the box“. Warum auch er schwarze Hintergründe bevorzugt, erklärt sich leicht: Vor nichts anderem kämen seine k l a s s i s c h - s trengen Schwarzweiß- Kompositionen so eindringlich zur Geltung. Warum der gebürtige Wiener sich und seine Arbeit freilich ausschließlich englisch präsentiert - who knows?
Für den Beitrag verantwortlich: Spectrum
Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroom