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Gartenrückschau
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Planung und Umsetzung von privaten Gärten anhand konkreter Beispiele

1. März 2001 - Karin Standler
Gedeihen soll er, praktisch sein und ja nicht viel Arbeit machen: Kundenwünsche für das kleine Glück im Grünen. Gartenbeispiele in Oberösterreich, Niederösterreich, Wien und im Burgenland geplant und gebaut vom Landschaftsplanerinnenduo im Jahr 2000.

Ich möchte gerne einen Garten, in dem meine Kinder spielen können, mit einer runden Sandkiste. Ansonsten sollen im Garten viel Rasen oder eher Wiese sein, ein geschwungener Weg, denn geschwungene Wege gefallen mir. Als Wegmaterialien stelle ich mir alte Ziegel vor“. Das sind bereits konkrete Angaben auf unsere in Gesprächen meist erstgestellte Frage, „Was machen Sie in Ihrem zukünftigen Garten?“. Wir investieren viel Zeit in KundInnengespräche, denn meistens reduzieren KundInnen ihre Gärten von selber, indem sie Wünsche formulieren, die mit den Voraussetzungen in ihrem Garten nicht viel zu tun haben. Das macht die Besichtigung der neu zu planenden Gärten immer spannend. KundInnen beschreiben für ihren zu gestaltenden Garten oft Bilder, die dem romantischen Garten à la englischen Landschaftsgarten gleichen und vergessen dabei die eingeschränkte Größe ihres eigenen Grundstückes. „Ich will nur nicht viel Arbeit!“ sagen sie, schlagen jedoch die pflegeaufwendigsten Gärten vor.

Was KundInnen wollen und was sie bekommen

Im konkreten Fall weicht die Planung von den ursprünglichen Wünschen des Kunden ab, wie wir anhand der Pläne gegenüberstellen. In mehrmaligen Besprechungen kristallisieren sich die tatsächlichen Ansprüche heraus. Eigentlich ist der Garten zu dunkel, sein Unkrautwuchs nicht mehr zu bändigen. Um den Garten aufzuhellen, planen wir eine große, helle Fläche in Form einer weiß bis hellgrauen wassergebundenen Schotterdecke. Ein geschwungener Weg durch grünes Dickicht in einem kleinen Garten erscheint nicht sinnvoll. Wir entwickeln nutzungsgerechte Alternativen und können nun mehrere Spielmöglichkeiten für Kinder unterbringen: Klettergriffe an einer bestehenden Mauer; eine Sprunggrube mit Rundkies, die zugleich Fallschutz an der neu errichteten Klettermauer ist; einen Fallschutz, der gleichzeitig Schotterkörper für die Versickerung von Oberflächenwasser ist; eine Wasserrinne mit Steinen gefüllt zum Waten und Dammbauen; Liege- und Sitzpritsche aus Lärchenholz mit Pflanzeneinfassungen. Das Dickicht wurde gerodet; beim Garteneingang entsteht ein niedriges Staudenbeet, das den Blick in den Garten freigibt. Die Nutzer und Nutzerinnen verfügen so über mehr Aufenthaltsfläche. Jetzt wird der Garten inmitten von Wien von Kindern zum Zelten genutzt, Erwachsene veranstalten Grillfeste. Die Holzpritsche ist Sprungschanze für Kinder sowie Sonnenliege für Erwachsene und im Winter blicken die KundInnen mit Freude auf die hellen Flächen vom Haus, die einst eine „dunkle, grüne Hölle“ waren.

Werden vor Baubeginn möglichst alle offenen Fragen geklärt, erhalten Kunde wie Planerinnen am Ende einen erlebnisreichen Garten. Die anfangs nicht präsenten Ansprüche fallen den GartenbesitzerInnen durch gezieltes Fragen mehr und mehr ein. Wir arbeiten gemeinsam an einer Perspektive für den Garten. Durch Aufgreifen von Ideen, die wir weiterentwickeln und zu originellen Lösungen vereinen, entsteht ein bewusst lustvoller Prozess mit dem Kunden. Ein Ausstecken der Flächen und Höhen im Garten unterstützt das Vorstellungsvermögen der AuftraggeberInnen. Meist sind zwei Vorentwürfe als Entscheidungsgrundlage für die Ausführungsplanung notwendig. Ihnen geht ein räumliches Konzept voraus. Kostenermittlungsgrundlagen und Leistungsbeschreibungen gehen mit anschließender Entwurfs- und Detailplanung einher.

Das Problem an der Wurzel packen

Oft wenden sich KundInnen an uns, weil sie am unbändigen Unkrautwuchs, an zuviel Schatten, an Pflanzen, die einfach nicht gedeihen wollen, am Endpunkt ihrer Möglichkeiten anlangen. „Wir haben alles ausprobiert“, sagen sie. Dabei kommt Ausprobieren meist nur einem Behübschen gleich. Das Problem ist nicht nur der Schatten oder das Unkraut! Grund für einen gelungenen Garten ist ein schlüssiges Raumkonzept, abgestimmt auf die Anforderungen der NutzerInnen. Weist ein Garten eine gelungene Raumaufteilung auf, bringt er auf Dauer Befriedigung. Wie in einem Haus die Räume nach bestimmten Prinzipien situiert werden, schaffen und gestalten wir auch im Garten Räume: Eingangssituationen, Erschließung, Aufenthaltsbereiche. Blickbeziehungen, Lage und spezifische Situation des Grundstückes und seiner Umgebung werden beim Raumkonzept berücksichtigt. Der gekonnte Umgang mit Einsicht macht die Thujenhecke von vornherein vermeidbar. Die Ausrichtung der Räume orientiert sich nicht nur nach der Sonne; sie erfolgt nach dem besten Kompromiss zwischen Ansprüchen, Wünschen und optimalen Nutzungen. Hierbei wird nach direkten Verbindungen gesucht: vom Gartenausgang zum Komposthaufen, vom Küchenausgang zum Kräuterbeet, von der Terrasse zur Rasenspielfläche, von der Straße zum Hauseingang ...

Der Garten muss viel können!

Für einen kleinen Reihenhausgarten hätte eine eigene Sandkiste zuviel Platz weggenommen. Zudem wächst das Kind bald aus dem Alter des Sandspielens heraus. Statt der Sandkiste legen wir einen Sandstreifen mit vereinzelten langsam wachsenden Gräsern an. In den ersten Jahren lassen die Gräser genug Platz zum Sandspielen. Sind sie erst mal ausgewachsen, ist das Kind längst aus seinem Sandspielalter heraus. Der helle Sand, der dem natürlichen Böschungsverlauf im Garten folgt, weitet das Grundstück optisch auf. Unsere Planungen beschränken sich auf bestimmte Gestaltungselemente, die Multifunktionalität für Nutzungen zulassen. Wir gehen auf die wechselnden Bedürfnisse ein, kombinieren und verbinden Materialien mit Pflanzen, Pflanzen mit Spielgeräten. Für einen Gastgarten eines Haubenlokals im Burgenland entstand eine etwas andere Kinderspielmöglichkeit. Auf Wunsch der Gastleute sollen die Kinder nicht sofort ihren Spielplatz im herkömmlichen Sinne erkennen. Im abgelegenen Gartenteil planten und bauten wir ein Weidentunnel, der sich subtil in das Bepflanzungskonzept einfügt.

Im Nahbereich des Sitz- und Essbereichs wird eine Bacchus-Statue aus dem Fundus des Hausbesitzers liegend in den Rasen verfrachtet. Die abgefallenen Füße der Figur stehen in einem unbemerkten Teil des Gartens. Aufgeweckte Kinderspürnasen finden die Füße erst auf den zweiten Blick. In diesem Gastgarten verbindet sich Rustikales mit Neuem. Die neue Raumkonzeption trennt Küchen-, Sitz- und Gartenbereich, die zuvor für Gäste schwer erkennbar war. Immer wieder kam es vor, dass sich der Küchenchef in seiner Arbeit gestört fühlte, weil Gäste plötzlich in der Küche standen und ihren nach einem WC- Schild suchenden Blick über seine Pfannen streifen ließen.

Ein Garten für die Wechselfälle des Lebens

Gärten müssen die wechselnden Bedürfnisse befriedigen können. Alltagsgerechte Gärten entsprechen jeder Jahreszeit und ermöglichen vielseitige Nutzungen. Befriedigt der Garten einen Grundinstinkt des Menschen, wird er nicht nach gewisser Zeit verlottern: GartennutzerInnen jeder Altersphase brauchen die Chance, immer wieder etwas Neues im eigenen Garten zu entdecken und auszuprobieren. Eine Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebensphasen in der Planung macht die Gärten altersgerecht. So bietet ein Garten in Wien 14 eine ausgedehnte Sandfläche zwischen Wasserbecken und Sitzbereich, die von Kindern mit drei Jahren zum Sandkuchenbacken genutzt werden kann, von Zehnjährigen als Sprunggrube, von Zwanzigjährigen als Rückzugsort im Bambushain oder von Älteren als Liegestrand.

Nach Buchs Bambus, nach Bambus Lavendel ...

Bei unseren KundInnengesprächen stellt sich heraus, dass Pflanzen Modetrends unterworfen sind: Im letzten Jahr war Buchs Nummer eins der gewünschten Pflanzen, gefolgt von Bambus und Lavendel. Nutzung, Standort, Pflege oder Kombination der Pflanzen werden kaum bedacht. Wie achten wir auf die Pflanzenwünsche? Der Pflanzeneinsatz reduziert sich weder auf einen ökologischen noch auf einen ästhetischen Wert. Vielmehr kommt es auf die ausgewogene Kombination von Pflanzenvielfalt, Arten und Quantitäten, gepaart mit den Nutzungsansprüchen an. Dort wo Trends einschränkend wirken, brechen wir sie auf, verbinden Trendiges mit NichtTrendigem und kreieren neue Gartenräume.

Spielen mit Pflanzen

Bei der Pflanzenauswahl spielen wir mit vielseitigem Einsatz von Zierpflanzen als Nutzpflanzen und Nutzpflanzen als Zierpflanzen. Zierpflanzen sind oft vergessene Nutzpflanzen. Sie haben ihrer Vielfalt wegen einen besonderen kulturellen Wert in der Gartengestaltung. Unsere Gärten zeigen in Gestaltung, Spiel und Bepflanzung den Aspekt der multifunktionalen Nutzung. So werden die stachellosen Brombeeren zum Spieltunnel, die Pergolaberankung zur Kürbismarmelade, die Kapuzinerkresse zur Hausapotheke. In einem anderen Garten dienen die Himbeeren als Wandbegrünung in Synthese mit Veitsche und Efeu für Sommer- und Wintergrün. Die Himbeeren rahmen die Sitz- und Liegepritsche zweiseitig ein und ermöglichen ein mundgerechtes Pflücken. Ein Obstbaumspalier als Sichtschutz zum Nachbarn statt einer Hecke lässt genügend offenen Raum in einem kleinen Garten und hat den Vorteil, dass der Kunde eigene Äpfel und Birnen ernten kann. Bis die Obstbäume dicht zugewachsen sind, wird das Spalier mit einer schneller wachsenden Kletterpflanze wie der Lonicera und der etwas langsamer wachsenden immergrünen Klematis beschickt. Der Lavendel als Lieblingspflanze wird als alleinige Pflanze im Beet zum Lavendelhain und wirkt oft mehr als in der beliebten Kombination mit der Rose. Der Pflegeaufwand bleibt geringer.

Farbton angeben und Vielfalt säen

Je nach Farbvorliebe des Kunden und nach bestehenden Farben im und um den Garten wird ein Farbkonzept für den gesamten Garten entworfen. In einem Garten wurden die Farbaspekte auf einen bestehenden großen, roten Japanischen Zierahorn abgestimmt. Je nach Blüte und Laubtrieb setzen wir gegensätzliche Texturen ein. Einen spannenden Schichtenaufbau erzielt der Frauenmantel mit seiner markanten Blattstruktur als Unterpflanzung von Himbeeren.

Laufend forschen wir, wie das Angebot an Pflanzen vielfältiger und verfügbarer werden kann, und versuchen zu erfahren, wer seltene Arten und Sorten vermehrt und vertreibt. Die Vermehrung von Zier- und Nutzpflanzen ist eine Aufgabe, die neben Planen und Bauen unsere Arbeit begleitet. Die eigene Sammlung von Saat- und Pflanzgut ist Arbeitsgegenstand in unserem Angebot „all inclusive“: Pflanzen, die der jeweiligen Verwendung und dem jeweiligen Standort gerecht werden.

Materialauswahl

Bei der Auswahl von Materialien achten wir bei der Planung auf unsere handwerklichen Fertigkeiten. In den Gärten des letzten Jahres bauten wir mit Stahl, Holz, Schilf, Weiden und Schotter. Die technische Detailplanung für statische Ansprüche, Verankerungen oder Schweißverbindungen ermöglichen die genaue Montage durch unseren eigenen Bautrupp. Der Einsatz der Baumaterialien wird nach deren spezifischen Eigenschaften und nach Funktion der Ausstattungselemente vorgegeben. Die Biegeeigenschaft von Weiden zum Beispiel eignet sich zum Bau von Kinderspielgeräten. Bei der Materialwahl achten wir ebenso auf die vorkommenden Materialien der Gegenden, in der die Gärten liegen: Stahl in Linz, Schilf im Burgenland.

Gestählte Böschung

Stahl wird vielseitig in unseren Gärten verwendet: als Spalier, Stahlbänder oder auch zur Festigung von Böschungen. In einem Einfamilienhausgarten eignet sich eine speziell ausgeklügelte Stahlkonstruktion für einen platzsparenden Umgang zur Überwindung des Gefälles in Form von Stufen. Die Böschungsstufen sind als Stahlkisten ausgeführt, die mit weißem Schotter befüllt wurden. Die Körnung des Schotters eignet sich zum Liegen und Sonnenbaden neben dem Pool. Stahl als Alternative zur Trockensteinmauer. Der Verlauf der Stahlstufen passt sich an das achteckige Haus an und stellt die fehlende Verbindung zwischen dem rechteckigen Pool und den polygonalen Formen der Terrasse und des Hauses dar. Die reflektierende Eigenschaft von Stahl ist nicht gewünscht. Deshalb setzten wir einen Rostträgerstahl, den Cortenstahl, ein, der durch Anrosten einen bräunlichen Effekt erzielt. Die metallurgische Eigenschaft des Cortenstahls führt zu einer wetterbeständigen Oxydschicht. Das Rosten kratzt nur die äußere Schicht an und verhindert eine weitere Oxydation; das garantiert die Dauerhaftigkeit.

Hölzern

Holz ist das geeignete Baumaterial für dauerhafte, trittsichere, schnelltrocknende Pritschen, Wege, Stege, Terrassenbeläge und Holzdecks. Wir verwenden unbehandeltes Gebirgslärchenholz. Die durchlüftende, schwingungssteife Unterbaukonstruktion auf entsprechenden Fundamentteilen unterstützt die Dauerhaftigkeit der Lärche. Für die Montage schneiden wir am Ort nach Naturmaß mit Kappgehrungssägen die Bretter zu. Kreis- und Stichsägen sowie Zentrierbohrer und Bohrhämmer für Ankerverschraubungen des Unterbaus in Stein und Beton kommen bei Maßanfertigungen zum Einsatz.

Versteinert

Kies und Splitt, gewaschen und ungewaschen, kommen je nach Funktion für Wege, Spielflächen, Wasserrinnen, Wärmespeicher oder Geröllkisten zum Einsatz.
In einem Einfamilienhausgarten im Burgenland entsteht eine Sonnenliege mit inkludierter Geröllheizung, die ebenso Spielplatz für Kinder ist. In den Übergangszeiten wird die Sonnenwärme im Kieskörper gespeichert und hält die Wärme in den Abendstunden. Auf der Suche nach verschiedenen Farbtönen des Steinmaterials lernten wir die Steinbrüche in Österreich und mit ihnen die Unterschiede der Qualitäten kennen. Die erforderliche Festigkeit und Dichte bei Wegen und wassergebundenen Decken bestimmen wir über die Siebkurven für das Mischungsverhältnis verschiedener Körnungen. Beim Bau der Schotterdecken wird für die nötige Trittfestigkeit das Material Schichte für Schichte korngestuft eingebaut, eingeschlämmt, gewalzt und abgezogen.

All inclusive

Nach der Planungsphase wird händisch gearbeitet, gegraben und gepflanzt.
Die Realisierung eines Gartens liegt bei ca. gleichem Stundenaufwand von Planung inklusive Betreuung der KundInnen wie der Ausführung. Nach einer einmonatigen Vorlaufphase und einer Woche Baustellenzeit sind unsere Gärten fertig. Bei guter Planung geht das Anlegen eines Gartens zügig voran und zeigt bald ein Ergebnis. Das ist das Schöne an diesem Beruf. Bleibt die Planung und die Ausführung in einer Hand, ergibt sich mehr Spielraum für die ausgereifte Fertigstellung. Während der Baustellenarbeit lernen wir das Grundstück mit seinen spezifischen Eigenschaften besser kennen und es besteht die Möglichkeit, Details noch im kleinen Rahmen zu verbessern. Zusätzlich wird ein permanenter Erfahrungsaustausch des Bautrupps mit dem Planungsteam erzielt.


Literatur:
HEISTINGER, ANDREA (2000): Die Saat der Bäuerinnen. Saatgutgewinnung und Pflanzenzüchtung von Bäuerinnen in Südtirol. Praktische Widersprüche zur professionellen Züchtung. Diplomarbeit Bodenkultur, Wien.
H.O.M.E (2000): Die 40 Do’s and Dont’s der Gartenprofis. Die häufigsten Gartenfehler und was man dagegen tun kann. Informationen von Standler/Größinger, Wien.
STEINHÄUSER, URTA (1990): Planen für die Wechselfälle des Lebens. Notizbuch 16 der Kasseler Schule. Hg.: Arge Freiraum und Vegetation.

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