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Der Zug ist noch nicht abgefahren
Der Standard

Nach dem Startschuss zum Bau des Vienna City Towers der Porr in Wien-Mitte heißt es derzeit für die weitere Entwicklung des Bahnhofsgebietes noch: Bitte warten.

21. Juli 2001 - Ernst Eichinger
Die Überbauung des Bahnhofsgeländes Wien-Mitte erhitzt seit rund zwölf Jahren die Gemüter aller Beteiligten und der Anrainer. Auf leisen Sohlen setzte die Porr vor mehr als einem Monat den ersten Schritt, die Errichtung des Vienna City Towers.

Damit ist der Startschuss für die Entwicklung des gesamten Gebietes Bahnhof Wien-Mitte erfolgt. Das 87 Meter hohe Bürogebäude der Porr, (das in der Nähe angesiedelte Hotel Hilton ist 72 Meter hoch) mit rund 22.000 m² Bürofläche, macht aber nur einen kleinen Teil des Projektvolumens aus.

Der Löwenanteil liegt in den Händen der Arge Wien-Mitte, der BAI, der Immobilientochter der Bank Austria, gemeinsam mit der Internationalen Projektfinanz. Die Porr ist vor rund zwei Jahren aus der Arge Wien-Mitte ausgestiegen. Der Baubeginn für das Bahnhofsprojekt lässt aber auf sich warten. Erst unlängst stellte der Bezirksvorsteher von Wien-Erdberg, Erich Hohenberger, der Projektentwicklungsgesellschaft die Rute ins Fenster. „Wenn bis zum Herbst nichts passiert, ist das Projekt gestorben“, so Hohenberger.

Diesen Termin will die BAI einhalten. Der Planungsbeschluss solle bereits im September vorliegen, heißt es von offizieller Seite der Bank Austria. Es handle sich aber um eine vollkommene Neukonzeption des Gebietes von der Gigastraße bis zur Invalidenstraße und das nehme Zeit in Anspruch.

Derzeit ist die ÖBB noch Eigentümer des betreffenden Bereiches. Die Verträge mit der Bundesbahn stünden aber unmittelbar vor der Finalisierung, meinen mit dem Projekt befasste Experten. Der Bahnhofsbereich verbleibt im Eigentum der ÖBB, die BAI erhält nur das Baurecht. Die Gründe für die drei Hochhäuser werden aber in den Besitz der BAI übergehen.

Das Problem beim Bahnhofsprojekt: Hinter den Fassaden des Bahnhofsgeländes müssen viele Mieter aus ihren bestehenden Verträgen ausgekauft werden. Dabei dürften die unbefristeten Kontrakte einen Knackpunkt in den Verhandlungen darstellen. Wesentlich ist auch die Erstellung eines Konzeptes, um bei den Umbauarbeiten den Bahnbetrieb nicht zu stören, da die Züge bei den Arbeiten an der Statik teilweise umgeleitet werden müssen. Werden alle diese Probleme gelöst, könnte der Baubeginn Ende 2002 erfolgen.

Das Projekt, ohne den Vienna City Tower der Porr, hat ein Investitionsvolumen von über vier Mrd. S. Die Überbauung wird aus einem 85.000 m² großen multifunktionalen Gebäudekomplex bestehen. In den niedrigeren Gebäuden (siehe Grafik) finden Einkaufs-, Gastronomie-und Unterhaltungsbereiche Platz. Die drei Bürotürme, zwischen 80 und 90 Meter hoch, sollen um bis zu 300 S/m² vermietet werden.

Die jüngst erfolgte Vorstellung des Vienna City Towers brachte nun eine seltene Allianz von Grünen und der FPÖ hervor. Gegenstand der Aufregung ist die Bauhöhe. Der Wiener FPÖ-Parteichef Hilmar Kabas spricht von „Hochhausanarchie“, der grüne Planungssprecher Günter Kenesei bezeichnete das Projekt als „architektonische Gräueltat“ und „bedrohlichen Betonklotz“.

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