Artikel
Von Holland auf das Dach Europas
Drei Fragen an Ben van Berkel
7. September 2001 - Christoph Wieser
Als einer der innovativsten Architekten in Holland hat Ben van Berkel jüngst mit seinem Amsterdamer UN-Studio zwei internationale Wettbewerbe in Genua und Hartford gewonnen. Nun präsentierte er zusammen mit Projektdesigner Olaf Gipser in Zuoz ein Erweiterungsprojekt für das Hotel Castell. Mit Ben van Berkel sprach Christoph Wieser.
Vor elf Jahren sagten Sie in einem Vortrag: «Meine Verbindung zur holländischen Architektur ist nicht besonders stark, obwohl ich von ihr beeinflusst bin.» Wie sehen Sie das heute?
Damals dachte ich an den Einfluss von Spätmodernisten wie Jacob Bakema, der mich auch heute noch interessiert. Langsam beginne ich jedoch meine eigene Denkweise zu entwickeln. Den Anstoss dazu gab meine Lehrtätigkeit 1994 an der Columbia University in New York, wo ich Jeffrey Kipnis, Sanford Kwinter und Greg Lynn kennen lernte. Wir überlegten uns, wie die neuen Technologien für die Architektur gewinnbringend eingesetzt werden könnten. Ebenso versuchten wir die Rolle der Geometrie neu zu überdenken. Denn wir wollten vom damals vorherrschenden linguistischen Ansatz der Dekonstruktivisten wegkommen. Als ich später an der AA in London unterrichtete, wurde der Austausch mit Alejandro Zaera-Polo von Foreign Office wichtig. Diese unterschiedlichen Einflüsse führten dazu, dass meine Arbeit einen angloeuropäischen Charakter angenommen hat.
Ein Vergleich der neusten Projekte mit früheren Bauten macht die Hinwendung zu einer beinahe «flüssigen» Formensprache deutlich. Welche Rolle spielen dabei die neuen Softwareprogramme?
In letzter Zeit ist ihr Einfluss kleiner geworden. Als wir 1992 bei der Projektierung der Erasmus-Brücke in Rotterdam mit einem dreidimensionalen Programm zu experimentieren begannen, studierten wir die neuen Möglichkeiten ganz genau. Interessanter als die Programme ist die Art und Weise, wie man unterschiedliche Informationen verknüpfen kann. Die Visualisierung der Informationen generiert noch keine Form. Sie dient lediglich zur Darstellung der gegenseitigen Abhängigkeiten, die den Formfindungsprozess beeinflussen. Ob das zu einer «box» oder einem «blob» führt, ist egal: Das Denken in stilistischen Referenzen ist nicht mehr wichtig. Deshalb spreche ich lieber von flüssiger Information als von flüssiger Architektur.
In Zuoz planen Sie die Erweiterung des Hotels Castell mit Wellnessbereich, Konferenzräumen und einem Apartmenthaus. Welchen Einfluss hat die alpine Landschaft auf Ihren Entwurf?
Sie hat einen grossen Einfluss. Mich interessiert vor allem auch der Verlauf der Höhenkurven. Das Apartmenthaus nimmt diese mit seiner mäandrierenden Form auf. Der Baukörper soll aber nicht selber zur Landschaft werden, sondern er interpretiert auf eigenständige Art ein typisches Element der Umgebung. Was mich an diesem Ort ebenfalls fasziniert, ist die Möglichkeit, mit schiefen Ebenen zu arbeiten, die gerichtet sind und dadurch unterschiedliche Wertigkeiten annehmen.
Vor elf Jahren sagten Sie in einem Vortrag: «Meine Verbindung zur holländischen Architektur ist nicht besonders stark, obwohl ich von ihr beeinflusst bin.» Wie sehen Sie das heute?
Damals dachte ich an den Einfluss von Spätmodernisten wie Jacob Bakema, der mich auch heute noch interessiert. Langsam beginne ich jedoch meine eigene Denkweise zu entwickeln. Den Anstoss dazu gab meine Lehrtätigkeit 1994 an der Columbia University in New York, wo ich Jeffrey Kipnis, Sanford Kwinter und Greg Lynn kennen lernte. Wir überlegten uns, wie die neuen Technologien für die Architektur gewinnbringend eingesetzt werden könnten. Ebenso versuchten wir die Rolle der Geometrie neu zu überdenken. Denn wir wollten vom damals vorherrschenden linguistischen Ansatz der Dekonstruktivisten wegkommen. Als ich später an der AA in London unterrichtete, wurde der Austausch mit Alejandro Zaera-Polo von Foreign Office wichtig. Diese unterschiedlichen Einflüsse führten dazu, dass meine Arbeit einen angloeuropäischen Charakter angenommen hat.
Ein Vergleich der neusten Projekte mit früheren Bauten macht die Hinwendung zu einer beinahe «flüssigen» Formensprache deutlich. Welche Rolle spielen dabei die neuen Softwareprogramme?
In letzter Zeit ist ihr Einfluss kleiner geworden. Als wir 1992 bei der Projektierung der Erasmus-Brücke in Rotterdam mit einem dreidimensionalen Programm zu experimentieren begannen, studierten wir die neuen Möglichkeiten ganz genau. Interessanter als die Programme ist die Art und Weise, wie man unterschiedliche Informationen verknüpfen kann. Die Visualisierung der Informationen generiert noch keine Form. Sie dient lediglich zur Darstellung der gegenseitigen Abhängigkeiten, die den Formfindungsprozess beeinflussen. Ob das zu einer «box» oder einem «blob» führt, ist egal: Das Denken in stilistischen Referenzen ist nicht mehr wichtig. Deshalb spreche ich lieber von flüssiger Information als von flüssiger Architektur.
In Zuoz planen Sie die Erweiterung des Hotels Castell mit Wellnessbereich, Konferenzräumen und einem Apartmenthaus. Welchen Einfluss hat die alpine Landschaft auf Ihren Entwurf?
Sie hat einen grossen Einfluss. Mich interessiert vor allem auch der Verlauf der Höhenkurven. Das Apartmenthaus nimmt diese mit seiner mäandrierenden Form auf. Der Baukörper soll aber nicht selber zur Landschaft werden, sondern er interpretiert auf eigenständige Art ein typisches Element der Umgebung. Was mich an diesem Ort ebenfalls fasziniert, ist die Möglichkeit, mit schiefen Ebenen zu arbeiten, die gerichtet sind und dadurch unterschiedliche Wertigkeiten annehmen.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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