Artikel
Gestaltung in der Krise
Neue Wege für Architekten und Designer?
11. Oktober 2003 - Oliver Herwig
Das Leiden am Design kennt viele Formen. Gestalter klagen über den inflationären Gebrauch des Begriffs Design. Studenten stöhnen über orientierungslose Ausbildungsgänge. Und Arbeitgeber sehen beim Nachwuchs noch immer «zu viel Bauhaus und zu wenig vitale Konzepte», zumindest in der jüngsten Studie des Art Director Club Deutschland. Am meisten aber leiden die Verbraucher. Kein Wunder, dass sie Design am liebsten mit zwei Worten umschreiben: ausgefallen und bunt, wie jüngst Ralph Bruder herausfand. Der Gründungspräsident der «design school zollverein» möchte auf dem Areal der Zeche Zollverein Grafik-, Medien- und Industriedesignern eine private Alternative bieten, an der Schnittstelle zwischen Management und Produktentwicklung. Nicht, dass dabei der Design-Manager entstünde, der die Kunst beherrscht, zugleich Kreativprozesse zu steuern und über die Kosten der Gestaltung zu klagen. Bruder will mit seinem Studiengang für Postgraduierte zwei Welten zusammenbringen, die an entgegengesetzten Enden der Produktion stehen. Manager sollen nicht nur Zahlen studieren, sondern auch die Arbeitsweise von Kreativen verstehen, Gestalter aber betriebswirtschaftlich denken lernen. Angesichts hoher Arbeitslosenraten klingt die Idee verlockend.
Um eine Neupositionierung der Kreativen ging es vor wenigen Tagen auch in Ulm - 50 Jahre nach Gründung der Hochschule für Gestaltung (HfG) und 35 Jahre nach ihrem Ende. «Design und Architektur - von der Ausbildung zum Beruf?» lautete der Untertitel der diesjährigen Tagung des Internationalen Forums für Gestaltung. Das Fragezeichen war kein Zufall. Mit Patentlösungen konnte Ulm nicht aufwarten. Dafür wurde immer neu gefragt, was Design sei: Emotionale Formgebung? Leiden und Leidenschaft einer kleinen Gruppe von Starentwerfern? Oder gar eine Krankheit? Die Kampfansage an den staatlichen Lehrbetrieb kam in Ulm freilich nicht gut an. Zu viel Industrienähe argwöhnten Professoren, die sich selbst immer häufiger gezwungen sehen, Forschung über Drittmittel zu finanzieren. Fachhochschulen werben mit Praxisnähe und guten Verbindungen zur Wirtschaft. Dazu kommt der sich verschärfende Kampf um Studenten, international und fachübergreifend. Hier London, da Zürich, Athen oder Barcelona. Antworten auf die einmal ausgemachte Ausbildungsmisere gab es kaum. Die Ulmer Tagung lehrte dennoch einiges: Die gestalterischen Berufe haben sich - zumindest in Deutschland - so weit auseinander entwickelt, dass Architekten und Designer nur mit Mühe zu einer gemeinsamen Sprache finden. So glich die Ulmer Debatte über weite Strecken einer TV-Diskussion, in der jeder Reformvorschlag als Angriff auf Besitzstände erkannt und reflexartig abwehrt wird. Als Gegenmodell dazu bietet sich noch immer die HfG Ulm an: klein und elitär. Doch das liegt weit zurück.
Um eine Neupositionierung der Kreativen ging es vor wenigen Tagen auch in Ulm - 50 Jahre nach Gründung der Hochschule für Gestaltung (HfG) und 35 Jahre nach ihrem Ende. «Design und Architektur - von der Ausbildung zum Beruf?» lautete der Untertitel der diesjährigen Tagung des Internationalen Forums für Gestaltung. Das Fragezeichen war kein Zufall. Mit Patentlösungen konnte Ulm nicht aufwarten. Dafür wurde immer neu gefragt, was Design sei: Emotionale Formgebung? Leiden und Leidenschaft einer kleinen Gruppe von Starentwerfern? Oder gar eine Krankheit? Die Kampfansage an den staatlichen Lehrbetrieb kam in Ulm freilich nicht gut an. Zu viel Industrienähe argwöhnten Professoren, die sich selbst immer häufiger gezwungen sehen, Forschung über Drittmittel zu finanzieren. Fachhochschulen werben mit Praxisnähe und guten Verbindungen zur Wirtschaft. Dazu kommt der sich verschärfende Kampf um Studenten, international und fachübergreifend. Hier London, da Zürich, Athen oder Barcelona. Antworten auf die einmal ausgemachte Ausbildungsmisere gab es kaum. Die Ulmer Tagung lehrte dennoch einiges: Die gestalterischen Berufe haben sich - zumindest in Deutschland - so weit auseinander entwickelt, dass Architekten und Designer nur mit Mühe zu einer gemeinsamen Sprache finden. So glich die Ulmer Debatte über weite Strecken einer TV-Diskussion, in der jeder Reformvorschlag als Angriff auf Besitzstände erkannt und reflexartig abwehrt wird. Als Gegenmodell dazu bietet sich noch immer die HfG Ulm an: klein und elitär. Doch das liegt weit zurück.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroom