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Venezianischer Kämpfer
Rauher Beton unter zarten Exponaten - der Architekt Carlo Scarpa hob diesen Baustoff in neue Sphären
Obwohl er zahlreiche Gebäude in der Lagunenstadt plante, blieb dem 1906 geborenen Carlo Scarpa die Anerkennung als Architekt in seiner Heimatstadt die längste Zeit versagt.
1. Juli 2000 - Gerd Zehetner
Das Museo di Castelvecchio in Verona war Scarpas erster großer Auftrag und zeigt zugleich seine größten Stärken: die unkonventionelle und doch äußerst harmonische Verbindung zwischen Bestand und Adaption und die Arbeit mit Beton. Die Spuren der Verarbeitung und Schalung dieses Baustoffs sind willkommene Leinwand für ein weiteres wichtiges Element: das Licht.
Der Umbau der ehemaligen Trutzburg mit den gotischen Portalen aus anderen abgerissenen Gebäuden gleicht einer Geschichtsaufnahme, Vergangenheit wird mit Gegenwart in Spannung versetzt. Die sich aus der langen Baugeschichte ergebenden Schichten des Hauses wurden sichtbar gemacht, Fenster, Türen so eingesetzt, dass sie den Altbestand nicht berühren, und für sich selbst eine Skulptur, eine Einheit bilden, ohne den räumlichen Zusammenhang zu verlieren.
Die Kunst des Übergangs, des Abstands, des Verbindens, der Schichtung von Alt und Neu im kleinsten Maßstab lässt die Gebäude Carlo Scarpas zu Pilgerstätten von Studenten aus aller Welt werden. Es sind die Nahtstellen, elegante Fugen, subtil ineinander greifende Flächen, die aus den Materialien Architektur machen, bevorzugt Marmor, Messing, Holz und Beton. Die Schnittmuster, mit denen seine Mutter, eine Schneiderin arbeitete, transformierte er in seiner Architektur zu Plänen für die Schnittstellen verschiedener Materialien.
Der Fotograf Gerald Zugmann beschäftigte sich eingehend mit der Lichtwirkung des rohen Basismaterials des Skulpteurs Scarpa. Seine Bilder des Grabmals des Ehepaars Brion in der Hügellandschaft von San Vito transportieren eine Sprache der Stille, die den Anliegen Scarpas gerecht wird. Dieser selbst bezeichnete diese berührende Installation, die mehr Garten als Gruft ist, als sein wichtigstes Werk.
Der „Zeichenprofessor“, der nie promoviert hatte, wurde von seiner Umgebung lange nicht akzeptiert, als er 1972 die Leitung der Architekturfakultät in Venedig übernahm, gab er lieber am Zeichentisch mit dem Stift in der Hand anstatt im Hörsaal Unterricht, erzählen seine Studenten.
Scarpa schien keinen Unterschied zwischen Städtebau, Hausbau und Möbel zu machen. Der Materialkontext, die Art wie unterschiedliche Oberflächen zusammenfinden, prägt auch Scarpas kleinste Entwurfseinheit, ja selbst ein Möbel wird zur Architektur. Ein Prinzip, das auch sein Schüler, der zwischen Venedig und Wien wirkende Architekt und Designer Paolo Piva fortführt.
Erst am Tag nach seinem Begräbnis wurde Carlo Scarpa der Titel „Architetto h.c.“ verliehen, seine Assistenten mussten Zeit seines Lebens für seine Projekte unterschreiben.
Der Umbau der ehemaligen Trutzburg mit den gotischen Portalen aus anderen abgerissenen Gebäuden gleicht einer Geschichtsaufnahme, Vergangenheit wird mit Gegenwart in Spannung versetzt. Die sich aus der langen Baugeschichte ergebenden Schichten des Hauses wurden sichtbar gemacht, Fenster, Türen so eingesetzt, dass sie den Altbestand nicht berühren, und für sich selbst eine Skulptur, eine Einheit bilden, ohne den räumlichen Zusammenhang zu verlieren.
Die Kunst des Übergangs, des Abstands, des Verbindens, der Schichtung von Alt und Neu im kleinsten Maßstab lässt die Gebäude Carlo Scarpas zu Pilgerstätten von Studenten aus aller Welt werden. Es sind die Nahtstellen, elegante Fugen, subtil ineinander greifende Flächen, die aus den Materialien Architektur machen, bevorzugt Marmor, Messing, Holz und Beton. Die Schnittmuster, mit denen seine Mutter, eine Schneiderin arbeitete, transformierte er in seiner Architektur zu Plänen für die Schnittstellen verschiedener Materialien.
Der Fotograf Gerald Zugmann beschäftigte sich eingehend mit der Lichtwirkung des rohen Basismaterials des Skulpteurs Scarpa. Seine Bilder des Grabmals des Ehepaars Brion in der Hügellandschaft von San Vito transportieren eine Sprache der Stille, die den Anliegen Scarpas gerecht wird. Dieser selbst bezeichnete diese berührende Installation, die mehr Garten als Gruft ist, als sein wichtigstes Werk.
Der „Zeichenprofessor“, der nie promoviert hatte, wurde von seiner Umgebung lange nicht akzeptiert, als er 1972 die Leitung der Architekturfakultät in Venedig übernahm, gab er lieber am Zeichentisch mit dem Stift in der Hand anstatt im Hörsaal Unterricht, erzählen seine Studenten.
Scarpa schien keinen Unterschied zwischen Städtebau, Hausbau und Möbel zu machen. Der Materialkontext, die Art wie unterschiedliche Oberflächen zusammenfinden, prägt auch Scarpas kleinste Entwurfseinheit, ja selbst ein Möbel wird zur Architektur. Ein Prinzip, das auch sein Schüler, der zwischen Venedig und Wien wirkende Architekt und Designer Paolo Piva fortführt.
Erst am Tag nach seinem Begräbnis wurde Carlo Scarpa der Titel „Architetto h.c.“ verliehen, seine Assistenten mussten Zeit seines Lebens für seine Projekte unterschreiben.
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