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Elegante Erfindungen
Eindrücke von der Internationalen Möbelmesse Köln 2002
1. Februar 2002 - Irene Meier
Ist am Salone, der grossen italienischen Möbelschau im April, das Rahmenprogramm mit seinen Cocktails in noblen Showrooms oder in heruntergekommenen Lagerhallen - je nach Stil des einladenden Labels - fast genauso wichtig wie der Besuch der Messe selber, passt sich nun auch Köln diesem Trend vermehrt an. Das umfangreiche Rahmenprogramm «Passagen» umfasste Mitte Januar nicht weniger als 113 Termine. Da Mailand zudem mit seinem «Salone Salite» seit einigen Jahren dem Nachwuchs eine Plattform bietet, wo er seine Werke, die meist noch keinen Produzenten haben, vorstellen kann, hat nun auch die Kölner Messeleitung eingesehen, dass sie im weitläufigen Messegelände Jungdesignern und Schulen Gelegenheit geben kann, ihre Werke zu zeigen. Das lockert das Nebeneinander der Stände auf und bringt frischen Wind in die Hallen.
So führte zum ersten Mal eine «Red Route» den Besucher zu diesen verschiedenen Spezialthemen: etwa zu den «Wohnvisionen», wo Schüler verschiedener deutscher Designhochschulen ihre Vorstellungen künftigen Wohnens zeigten, oder zum «Spin of . . . », wo man auf Prototypen von 20 Newcomern der internationalen Designszene traf. Der Schweizer Beat Karrer präsentierte hier seinen «Take away» genannten Arbeitsplatz zum Mitnehmen, der in einem praktischen Koffer Platz findet, während Barbara Ambrosz aus Wien mit einem ungewöhnlichen Sitz- und Liegemöbel aufwartete, das aus einer weichen gepolsterten Stoffhülle, aus Versteifungsplatten und Verbindungen besteht. Im entfalteten Zustand funktioniert es als Liegefläche, spannt man die Seitenteile zusammen, entsteht ein Sitzraum. Für die Präsentationen solcher junger Ideen ist eine Messe wie Köln der ideale Ort, denn wo sonst treffen sich in so kurzer Zeit so viele Möbelhersteller und Agenten. Dazu war sicher auch der «Future Point» wichtig, der den deutschen Fachhochschulen zum Gedankenaustausch und zur Präsentation diente. Auf der «Red Route» werden aber auch Trends aufgezeigt, die - laut Zukunftsspezialisten - unser Wohnen in den kommenden Jahren beeinflussen werden. Diese prophezeien, dass künftig Licht nicht mehr allein zur Erhellung unserer Räume dienen, sondern diese als wichtiges skulpturales Element prägen werde. Gelegentlich sind die Leuchtkörper auch direkt in die Möbel integriert, wie bei einem Korpus von Interlübke, der je nach Stimmung verschiedenfarbiges Licht ausstrahlt.
Nur mit gelegentlichen Überraschungen warteten hingegen die «normalen» Messestände des 14 Hallen umfassenden Messegeländes auf. Bei den Polstermöbelherstellern fiel sofort auf, dass immer noch die oft wie Matratzen abgesteppten niedrigen, dafür extrem breiten und tiefen Sofas en vogue sind. Wie in den siebziger Jahren können sie aus verschiedenen Einzelteilen zu eigentlichen Wohnlandschaften zusammengestellt werden. Diese sehen zwar schön aus, verstellen einen luftigen Loft nicht mit schwerem Polster, passen aber doch wohl nur in wenige herkömmliche Wohnungen. Besser eignet sich da die runde Kuschelinsel von de Sede, in die man sich am Feierabend niederlassen kann und dank andockbaren Tischen für den Fernseher, das Essen und Trinken usw. auch nicht wieder aufstehen muss. Wenn man dazu ein von der Ex-Miss-Schweiz Patricia Fässler entworfenes Kissen mit Schmetterlingsapplikationen oder Nerzpompons assortiert, ist man bequem für den Abend, wenn man sich auch nicht so elegant fühlt wie auf den flachen Sofas und Liegen der italienischen Firmen.
Daneben sah man häufig breite, dünn gepolsterte Sessel auf filigranen Metallkufen, die den weiterhin sehr augenfälligen Trend zu den siebziger Jahren aufnehmen und verfeinern. Entgegen den Prognosen sind Möbelstücke, die bewusst einen extremen Minimalismus pflegen, wieder im Vormarsch. Da sind zum Beispiel die neuen Beistelltische aus rot lackiertem Blech des Münchner Designers Konstantin Grcic für ClassiCon, eine Firma, die sich auf die Reedition der Klassiker von Eileen Gray spezialisiert hat. «Chaos» nennt Grcic seine verschiedenartig geformten, schwenkbaren Tischchen, die man nach Belieben kombinieren und gebrauchen kann. Mobilität und Mehrfachfunktionalität sind bei fast allen Firmen ein Thema. Bei vielen sehen die Relaxsessel, Auszugtische usw. denn auch nach krampfhafter Tüftelei aus. Einigen ist es aber gelungen, Möbel herzustellen, die viel können und doch noch schön aussehen. Zum Beispiel die Liege «MaRe» von Christophe Marchand für Team by Wellis, deren Mechanik so elegant eingebaut ist, dass niemand an einen Spitalsessel denkt. Und die Schweizer Firma Wogg hat ihrem im letzten Jahr mit Erfolg gezeigten Bett von Atelier Oï neu auch noch einen praktischen Unterbau gegeben. Unter dem Bett kann nun ein Schubladensystem eingeschoben werden, das fast einen Schrank ersetzen kann.
Wie Wogg trat auch Röthlisberger traditionsgemäss im Rahmen des «Forum 8» auf. Diese Firma zeigte einen Regalschrank mit neuartigem Gleitmechanismus, der auf einem Magnet basiert. Dadurch lässt sich die kreisförmige Drehtür rundum drehen, und die Öffnungen erlauben verschiedene optische Wirkungen und Einsatzmöglichkeiten. Konsequent erweiterte die auf Aluminium spezialisierte Firma Lehni ihr Sortiment mit einem Tisch und einer Bank von Andreas Christen. Aluminium ist immer noch ein Trendmaterial, das man pur oder in Kombination mit anderen Materialien antrifft. Eine weitere interessante Konstruktion zeigte die kleine deutsche Firma Nils Holger Moormann: Der Designer Axel Kufus hat ein Regal entwickelt, bei dem sich die Seitenteile in vier unterschiedlichen Höhen in die Fachböden einsetzen lassen. «Egal» hat er es genannt, denn wie immer man auch die einzelnen Teile kombiniert, es wird stets ein brauchbares Möbel daraus.
So führte zum ersten Mal eine «Red Route» den Besucher zu diesen verschiedenen Spezialthemen: etwa zu den «Wohnvisionen», wo Schüler verschiedener deutscher Designhochschulen ihre Vorstellungen künftigen Wohnens zeigten, oder zum «Spin of . . . », wo man auf Prototypen von 20 Newcomern der internationalen Designszene traf. Der Schweizer Beat Karrer präsentierte hier seinen «Take away» genannten Arbeitsplatz zum Mitnehmen, der in einem praktischen Koffer Platz findet, während Barbara Ambrosz aus Wien mit einem ungewöhnlichen Sitz- und Liegemöbel aufwartete, das aus einer weichen gepolsterten Stoffhülle, aus Versteifungsplatten und Verbindungen besteht. Im entfalteten Zustand funktioniert es als Liegefläche, spannt man die Seitenteile zusammen, entsteht ein Sitzraum. Für die Präsentationen solcher junger Ideen ist eine Messe wie Köln der ideale Ort, denn wo sonst treffen sich in so kurzer Zeit so viele Möbelhersteller und Agenten. Dazu war sicher auch der «Future Point» wichtig, der den deutschen Fachhochschulen zum Gedankenaustausch und zur Präsentation diente. Auf der «Red Route» werden aber auch Trends aufgezeigt, die - laut Zukunftsspezialisten - unser Wohnen in den kommenden Jahren beeinflussen werden. Diese prophezeien, dass künftig Licht nicht mehr allein zur Erhellung unserer Räume dienen, sondern diese als wichtiges skulpturales Element prägen werde. Gelegentlich sind die Leuchtkörper auch direkt in die Möbel integriert, wie bei einem Korpus von Interlübke, der je nach Stimmung verschiedenfarbiges Licht ausstrahlt.
Nur mit gelegentlichen Überraschungen warteten hingegen die «normalen» Messestände des 14 Hallen umfassenden Messegeländes auf. Bei den Polstermöbelherstellern fiel sofort auf, dass immer noch die oft wie Matratzen abgesteppten niedrigen, dafür extrem breiten und tiefen Sofas en vogue sind. Wie in den siebziger Jahren können sie aus verschiedenen Einzelteilen zu eigentlichen Wohnlandschaften zusammengestellt werden. Diese sehen zwar schön aus, verstellen einen luftigen Loft nicht mit schwerem Polster, passen aber doch wohl nur in wenige herkömmliche Wohnungen. Besser eignet sich da die runde Kuschelinsel von de Sede, in die man sich am Feierabend niederlassen kann und dank andockbaren Tischen für den Fernseher, das Essen und Trinken usw. auch nicht wieder aufstehen muss. Wenn man dazu ein von der Ex-Miss-Schweiz Patricia Fässler entworfenes Kissen mit Schmetterlingsapplikationen oder Nerzpompons assortiert, ist man bequem für den Abend, wenn man sich auch nicht so elegant fühlt wie auf den flachen Sofas und Liegen der italienischen Firmen.
Daneben sah man häufig breite, dünn gepolsterte Sessel auf filigranen Metallkufen, die den weiterhin sehr augenfälligen Trend zu den siebziger Jahren aufnehmen und verfeinern. Entgegen den Prognosen sind Möbelstücke, die bewusst einen extremen Minimalismus pflegen, wieder im Vormarsch. Da sind zum Beispiel die neuen Beistelltische aus rot lackiertem Blech des Münchner Designers Konstantin Grcic für ClassiCon, eine Firma, die sich auf die Reedition der Klassiker von Eileen Gray spezialisiert hat. «Chaos» nennt Grcic seine verschiedenartig geformten, schwenkbaren Tischchen, die man nach Belieben kombinieren und gebrauchen kann. Mobilität und Mehrfachfunktionalität sind bei fast allen Firmen ein Thema. Bei vielen sehen die Relaxsessel, Auszugtische usw. denn auch nach krampfhafter Tüftelei aus. Einigen ist es aber gelungen, Möbel herzustellen, die viel können und doch noch schön aussehen. Zum Beispiel die Liege «MaRe» von Christophe Marchand für Team by Wellis, deren Mechanik so elegant eingebaut ist, dass niemand an einen Spitalsessel denkt. Und die Schweizer Firma Wogg hat ihrem im letzten Jahr mit Erfolg gezeigten Bett von Atelier Oï neu auch noch einen praktischen Unterbau gegeben. Unter dem Bett kann nun ein Schubladensystem eingeschoben werden, das fast einen Schrank ersetzen kann.
Wie Wogg trat auch Röthlisberger traditionsgemäss im Rahmen des «Forum 8» auf. Diese Firma zeigte einen Regalschrank mit neuartigem Gleitmechanismus, der auf einem Magnet basiert. Dadurch lässt sich die kreisförmige Drehtür rundum drehen, und die Öffnungen erlauben verschiedene optische Wirkungen und Einsatzmöglichkeiten. Konsequent erweiterte die auf Aluminium spezialisierte Firma Lehni ihr Sortiment mit einem Tisch und einer Bank von Andreas Christen. Aluminium ist immer noch ein Trendmaterial, das man pur oder in Kombination mit anderen Materialien antrifft. Eine weitere interessante Konstruktion zeigte die kleine deutsche Firma Nils Holger Moormann: Der Designer Axel Kufus hat ein Regal entwickelt, bei dem sich die Seitenteile in vier unterschiedlichen Höhen in die Fachböden einsetzen lassen. «Egal» hat er es genannt, denn wie immer man auch die einzelnen Teile kombiniert, es wird stets ein brauchbares Möbel daraus.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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