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Konstruktives aus dem Osten
Junge österreichische Architektur in Wien
31. Januar 2002 - Gert Walden
Die Architektur des Landes begleiten, sichten und in den europäischen Kontext einfügen, diese Aufgabe stellt sich Kurator Otto Kapfinger erneut mit dem zweiten Teil der Ausstellung «Emerging Architecture - kommende Architektur» im Architektur-Zentrum Wien. Solche Ausstellungen sind natürlich von der Person des Auswählenden stark geprägt, doch in der gegenwärtigen Schau geht die Bilanz einer «Curator's Choice» auf. Der Ausstellungsmacher versucht nämlich nicht, Tendenzen, Stile und damit seine eigene Person zu propagieren. Kapfinger ist vielmehr dem Unterschiedlichen und Verbindenden von architektonischen Haltungen auf der Spur - mit wissenschaftlicher Präzision, die auf nur ein Ziel ausgerichtet ist: die Perspektiven einer möglichen Entwicklung österreichischer Architektur. Dieses Konzept mag angesichts des heutigen Architekturkonsums altmodisch wirken, seine Nachhaltigkeit zeichnet sich aber jetzt schon ab.
Die Ausstellung «Emerging Architecture 2» ist eine Leistungsschau von zehn Teams und gleichzeitig eine Standortbestimmung der jüngeren österreichischen Baukunst, die zu betrachten sich lohnt. Die Zeiten der grossen Gesten und der selbstverliebten dreidimensionalen Bilder scheinen vorbei zu sein. Die jüngere Generation reflektiert zwar durchaus das Zeichenhafte der Architektur, geht aber in ihrer Auslotung der baukünstlerischen Möglichkeiten sehr viel weiter. Mit unterschiedlicher Wertigkeit kommt wieder das Strukturelle, das Fliessende und Flexible der Architektur zur Geltung. Diese Betonung eines aus Konstruktion und membranhafter Hülle gewonnenen Raumes wird mit grosser Konsequenz vorangetrieben, sie äussert auch den Einfluss der Denkarbeit eines Helmut Richter oder von Coop Himmelblau in den frühen Jahren. Die Jungen haben aber genügend Potenzial, um ihre eigenen Positionen zu formulieren. Die Experimente mit der orthogonalen Konstruktion werden von den Büros Cukrowicz & Nachbaur, Gangoly, Marterer & Moosmann und Gutmorgeth vorangetrieben. Die Expansionen des Raumes hingegen interessieren Tschapeller, Holodeck, Mitterberger, Fasch & Fuchs, Flöckner & Schnöll und Gerner & Gerner. Sie stellen die technischen Vorgaben in Frage und forcieren damit die sinnliche Wahrnehmung. Das alles ist spannend, weil die im positiven Sinn traditionellen Wege der österreichischen Architektur verlassen werden. Gleichzeitig lassen sich auf das Werk und den Ort ausgerichtete Problemlösungen erkennen. Es wäre allerdings verfehlt anzunehmen, die Ausstellung reflektiere den vorherrschenden Trend in der Architektur Österreichs. «Emerging Architecture 2» thematisiert den Aspekt des Konstruktiven in unterschiedlichem Licht vor dem Hintergrund der Komplexität der Baukunst dieses Landes.
[ Bis 15. April im Architektur-Zentrum Wien. Otto Kapfinger: Emerging Architecture - kommende Architektur, Band 2. Springer-Verlag, Wien 2002. 255 S., EUR 39.90 (Emerging Architecture, Band 1. Springer-Verlag, Wien 2000. 255 S., EUR 43.-). ]
Die Ausstellung «Emerging Architecture 2» ist eine Leistungsschau von zehn Teams und gleichzeitig eine Standortbestimmung der jüngeren österreichischen Baukunst, die zu betrachten sich lohnt. Die Zeiten der grossen Gesten und der selbstverliebten dreidimensionalen Bilder scheinen vorbei zu sein. Die jüngere Generation reflektiert zwar durchaus das Zeichenhafte der Architektur, geht aber in ihrer Auslotung der baukünstlerischen Möglichkeiten sehr viel weiter. Mit unterschiedlicher Wertigkeit kommt wieder das Strukturelle, das Fliessende und Flexible der Architektur zur Geltung. Diese Betonung eines aus Konstruktion und membranhafter Hülle gewonnenen Raumes wird mit grosser Konsequenz vorangetrieben, sie äussert auch den Einfluss der Denkarbeit eines Helmut Richter oder von Coop Himmelblau in den frühen Jahren. Die Jungen haben aber genügend Potenzial, um ihre eigenen Positionen zu formulieren. Die Experimente mit der orthogonalen Konstruktion werden von den Büros Cukrowicz & Nachbaur, Gangoly, Marterer & Moosmann und Gutmorgeth vorangetrieben. Die Expansionen des Raumes hingegen interessieren Tschapeller, Holodeck, Mitterberger, Fasch & Fuchs, Flöckner & Schnöll und Gerner & Gerner. Sie stellen die technischen Vorgaben in Frage und forcieren damit die sinnliche Wahrnehmung. Das alles ist spannend, weil die im positiven Sinn traditionellen Wege der österreichischen Architektur verlassen werden. Gleichzeitig lassen sich auf das Werk und den Ort ausgerichtete Problemlösungen erkennen. Es wäre allerdings verfehlt anzunehmen, die Ausstellung reflektiere den vorherrschenden Trend in der Architektur Österreichs. «Emerging Architecture 2» thematisiert den Aspekt des Konstruktiven in unterschiedlichem Licht vor dem Hintergrund der Komplexität der Baukunst dieses Landes.
[ Bis 15. April im Architektur-Zentrum Wien. Otto Kapfinger: Emerging Architecture - kommende Architektur, Band 2. Springer-Verlag, Wien 2002. 255 S., EUR 39.90 (Emerging Architecture, Band 1. Springer-Verlag, Wien 2000. 255 S., EUR 43.-). ]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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