Award

Internationaler Hochhaus Preis 2006
ArchitekturpreisFrankfurt / Main (D)
Jury: David Leventhal, Peter P. Schweger, Werner Sobek, Johannes Haug, Hans-Bernhard Nordhoff
Preisverleihung: 20. Juni 2006

Die international besetzte Jury, die am 15. Mai 2006 in Frankfurt tagte, hatte Einreichungen von Architekturbüros aus 11 Ländern in vier Kontinenten zu bewerten. Die Bewerbungen spiegeln einen Querschnitt jüngster Hochhausbauten von weltweit renommierten Architekten. Die Entscheidung trafen unter Vorsitz von Prof. Dr. Ing. Werner Sobek (Ingenieur/Stuttgart) die Juroren Dipl.-Ing. Johannes Haug (Geschäftsführer Deka Immobilien Investment), David M. Leventhal (Architekt/KPF London und Preisträger von 2004), Dr. Hans-Bernhard Nordhoff (Kulturdezernent der Stadt Frankfurt) und Prof. Dipl.-Ing. Peter P. Schweger (Architekt/Hamburg).

Insgesamt 19 Arbeiten legte der Vorprüfer dem Preisgericht zur Begutachtung vor. Eingereicht wurden realisierte Projekte aus Australien, China, Deutschland, Lettland, den Niederlanden, Österreich, Schweden, Singapur, Spanien, Südkorea und Taiwan. Unter den Büros sind einige, die zu den weltweit führenden im Bereich des Hochhausbaus zählen. Neben Bauwerken dieser international renommierten Architektengemeinschaften beteiligten sich auch weniger bekannte Architektenteams mit ungewöhnlichen Projekten. Obwohl mehrere amerikanische Architekten vertreten waren, befand sich in dem Wettbewerb kein in den USA verwirklichtes Hochhausprojekt. Deutsche Architekten haben sich mit vier Bauwerken in Dortmund, Köln, München und Guangzhou/China beworben. Dem derzeitigen Trend im Hochhausbau folgend, stellten Gebäude in Asien und/oder aus asiatischen Büros ein Drittel der Bewerbungen.

Der Internationale Hochhaus Preis wird gemeinsam an Planer und Bauherren verliehen. Der Planer erhält die finanzielle Auszeichnung. Der „Torre Agbar“ erhielt den Zuschlag, „da er auf mehreren Ebenen einen herausragenden Beitrag zur aktuellen Hochhausdebatte bietet“, so die Jury. Er sei „das Symbol für die Entwicklung eines neuen Stadtviertels in Barcelona“ und markiere „die pulsierende Dynamik einer städtebaulichen Revitalisierung.“ Die innovative Hülle des prämierten Gebäudes umschließt insgesamt 35 Stockwerke und 47.500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Mit dem Farbenwechsel von Wasser spielen auf 16.000 Quadratmetern Betonhülle aufgebrachte Aluminiumplatten in 25 verschiedenen Farben, die den Turm von kräftigen Rottönen über Blau bis zur weißen Kuppel aus Glas und Stahl je nach Tageszeit im Licht changieren lassen. Vor 4.400 quadratischen Fenstern in der Betonhülle bilden 60.000 Lamellen aus Glas eine weitere Außenhaut und sorgen nicht nur für optimale Transparenz im Innern des Bauwerks, sondern wirken auch als thermische Schutzschicht.

Die Jury sprach vier Anerkennungen aus, alle für Wohnhochhäuser. Ausgezeichnet wurden der 190 Meter hohe Turning Torso in Malmö von Santiago Calatrava (Valencia und Zürich), der 106 Meter hohe Wohnturm Wienerberg von DELUGAN MEISSL (Wien), das 152 Meter hohe Montevideo in Rotterdam von mecanoo architecten b.v. (Delft) und das 100 Meter hohe Mischnutzungsprojekt Jian Wai SOHO in Peking von den japanischen Architekten Riken Yamamoto & Field Shop (Yokohama).

Preis

Projekt: Torre Agbar, Barcelona (Spanien)
Architekt: Ateliers Jean Nouvel, Paris (Frankreich)
Bauherr: Layetana Inmuebles S.L.(Spanien)

Der „Torre Agbar“ erhält den Internationalen Hochhaus Preis 2006, da er auf mehreren Ebenen einen herausragenden Beitrag zur aktuellen Hochhausdebatte bietet. Er ist das Symbol für die Entwicklung eines neuen Stadtviertels in Barcelona. Seine expressive Gestalt, eine Form, die scheinbar aus dem Erdboden aufsteigt, markiert die pulsierende Dynamik einer städtebaulichen Revitalisierung. Die architektonische Form ist auf eine elementare Geste reduziert, gleichzeitig aber geometrisch komplex. Eine mehrschichtige Gebäudehülle führt zu seiner vielfältigen und spannungsreichen Erscheinung.

Im Gegensatz zu üblichen Hochhäusern mit ihren gläsernen Vorhangfassaden reagiert die Gebäudehülle des Torre Agbar auf das heiße, spanische Klima. Der Schaft des Gebäudes besteht aus einer Betonaußenwand, die scheinbar regellos von einzelnen Fensteröffnungen durchbrochen wird. Auf diese Weise bietet die massive Betonwand nicht nur Stabilität für den Turm, sondern gleichzeitig einen Hitzeschutz. Eine weitere, außen liegende Schicht aus beweglichen Glaslamellen bildet eine thermische Pufferzone für die dahinter liegende, massive Betonhülle. So wird durch einfache, intelligente Maßnahmen ohne hohen technischen Aufwand energiebewusstes Bauen demonstriert.

Im Inneren des Gebäudes entstehen durch die außermittige Anordnung des Kerns große zusammenhängende Räume, die eine Atmosphäre von Offenheit und Gemeinschaftsgefühl erzeugen.

Bei Nacht erstrahlt die Gebäudehülle in farbigem Licht. Die flimmernden Schatten der verschiedenen Schichten schaffen eine Aura mit der Anmutung einer farbigen Wolke, die das Gebäude in ein „sfumato“ hüllt, einen Nebel aus Licht, der dieses magische Bauwerk gleichzeitig geheimnisvoll und aufregend erscheinen lässt.

Anerkennungen

Projekt: Turning Torso, Malmö (Schweden)
Architekt: Santiago Calatrava, Valencia (Spanien) und Zürich (Schweiz)
Bauherr: HSB, Malmö (Schweden)

Das Projekt “Turning Torso” erhält eine Anerkennung für seine hohe skulpturale Qualität. Der Turm weist mit seiner bis ins Detail durchgestalteten zeichenhaften Erscheinung einen Weg zu einem neuen Formenreichtum im Hochhausbau, der ohne das vordergründige Dekorelement auskommt. Eleganz, Konsequenz und Perfektion zeichnen dieses Gebäude in besonderer Weise aus. Dabei tritt der skulpturale Effekt gegenüber anderen Aspekten des Hochhausbaus, wie dem Städtebau, den räumlichen Qualitäten, der Ökologie oder der konstruktiven Sinnfälligkeit in den Vordergrund.

Projekt: Wienerberg Hochhaus, Wien (Österreich)
Architekten: DELUGAN MEISSL Associated Architects, Wien (Österreich)
Bauherr: Mischek, Wien (Österreich)

Das Projekt „Wienerberg Hochhaus“ erhält eine Anerkennung als ein bemerkenswertes Beispiel für ein qualitätvolles Wohnhochhaus im Bereich des sozialen Wohnungsbaus. Der Bau zeichnet sich durch gute Proportionen, ein elegantes Erscheinungsbild und durchdachte Details aus. Die Differenzierung der Fassaden mit französischen Fenstern und großzügigen Loggien ermöglicht gut belichtete Wohnungen mit Außenbezug. Unter städtebaulich und programmatisch schwierigen Bedingungen ist mit preiswerten Materialien eine ästhetisch ansprechende Gestaltung gelungen.

Projekt: Montevideo, Rotterdam (Niederlande)
Architekten: mecanoo architecten b.v., Delft (Niederlande)
Bauherr: ING Real Estate, Den Haag (Niederlande)

Das Projekt erhält eine Anerkennung, da es neben seinen Nutzungsqualitäten einen wichtigen Beitrag zur Revitalisierung eines ehemaligen Industriegeländes leistet. An einer städtebaulich exponierten Stelle, der Spitze einer ehemaligen Hafenmole, haben die Architekten ein typologisch interessantes Wohnhochhaus aus drei Baukörpern unterschiedlicher Höhe errichtet. Gleich einer „vertikalen Stadt“ sind bei dem „Turm“ - dem höchsten der Baukörper - unterschiedliche Volumina aufeinander gestapelt. Entstanden sind über fünfzig unterschiedliche Wohnungstypen und attraktive räumliche Situationen.

Projekt: Jian Wai SOHO, Peking (China)
Architekt: Riken Yamamoto & Field Shop, Yokohama (Japan)
Bauherr: Soho China Ltd., Peking (China)

Das Projekt „Jian Wai SOHO“ erhält eine Anerkennung für seine innovative Typologie, die über den üblichen Pekinger Block hinausgeht. Anstelle eines Hochhaus-Solitärs wird mit fünfzehn Einzelbauten bis zu 100 Meter Höhe ein ganzer Stadtteil mit hoher Dichte gebildet. Die Fassaden sind zurückhaltend und homogen gestaltet. Tiefe Grundrisse mit einer großen typologischen Varianz erlauben vielfältige Wohnungs-, Büro- oder auch Mischnutzungen. Eine dreigeschossige Sockelzone verbindet sich mit den durch Lichthöfe und „versunkene Gärten“ belichteten Untergeschossen, die den ruhenden Verkehr aufnehmen, zu einem ausgeprägten öffentlichen Raum, der durch die versetzt angeordneten und gestaffelten Hochbauten gut gegliedert ist.

Das Deutsche Architektur Museum (DAM) in Frankfurt, das die Einrichtung des Preises angeregt hat und für dessen Organisation verantwortlich zeichnet, eröffnet am 18. November 2006 eine große Hochhaus-Ausstellung unter dem Titel „High Society“. Sie wird einen Querschnitt des weltweiten, aktuellen Planungsgeschehens im Hochhausbau zeigen. Das prämierte Gebäude und die von der Jury ausgesprochenen Anerkennungen werden dabei im Mittelpunkt stehen. Im Rahmen der zwischen der Stadt Frankfurt und der DekaBank zunächst bis 2008 vereinbarten Kooperation wird der Internationale Hochhaus Preis alle zwei Jahre für ein vollendetes Bauwerk von mindestens 100 Metern Höhe ausgelobt, das durch eine besondere Ästhetik, zukunftsweisende Gestaltung, städtebauliche Einbindung sowie innovative Technik und Wirtschaftlichkeit hervorsticht.

„Mit dem Internationalen Hochhaus Preis werden wichtige Anregungen zur Stadtentwicklung der Gegenwart und Zukunft ermöglicht. Keine andere europäische Stadt verfügt über eine solche Verdichtung von Hochhäusern wie Frankfurt am Main, keine andere bietet ein vergleichbares städtebauliches Profil. Mit jeder neuerlichen Preisverleihung wird die Debatte um künftige Hochhausstandorte fortgesetzt und qualitativ erneuert. Diese Debatte lebendig zu halten, sieht die Stadt Frankfurt als wichtige Aufgabe“, unterstrich Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth das Engagement. „Dieser Preis steht Frankfurt gut zu Gesicht. Und er ist ein eindrucksvolles Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation zwischen öffentlicher Hand und Wirtschaft. Mit der zweiten Vergabe des Internationalen Hochhaus Preises wollen wir wiederum Architekten, Bauherren und Investoren ermutigen, Hochhäuser zukunftsgerecht zu gestalten und dabei in Entwurf und Funktion neue Wege zu gehen. Wir freuen uns, dass es parallel zur Preisvergabe im November eine umfassende Ausstellung im Deutschen Architektur Museum über Hochhäuser geben wird“, erläuterte Fritz Oelrich, Mitglied des Vorstands der DekaBank. Der DekaBank-Konzern, zentraler Fondsdienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe in Deutschland, verwaltet als Marktführer für Offene Immobilien-Publikumsfonds ein Vermögen von rund 19 Milliarden Euro, das sich auf rund 490 Objekte in 20 Ländern verteilt. In Frankfurt am Main ist die Bank mit ihrer Konzernzentrale, dem Trianon sowie dem „Skyper“, dem jüngsten Frankfurter Hochhaus, prägender Bestandteil der Skyline der Stadt. Die Kultur- und Wissenschaftsförderung der DekaBank ist darauf ausgerichtet, nachhaltige Zeichen für unternehmerisches Verantwortungsbewusstsein, insbesondere am Unternehmenssitz in Frankfurt, zu setzen. Mit namhaften Institutionen in Kunst, Architektur, Musik, Literatur und Wissenschaft werden langfristige Partnerschaften eingegangen. Die Sparkassen-Finanzgruppe investierte 2005 rund 121 Millionen Euro in Kunst und Kultur und ist damit der größte nichtstaatliche Kulturförderer in Deutschland. Dieser Fördertradition des Verbunds fühlt sich die DekaBank verpflichtet.

Ihre Ansprechpartner

Deutsches Architektur Museum
Christina Gräwe
Tel. 069 21 23 16 65 / E-Mail christina.graewe (at) stadt-frankfurt.de

DekaBank Deutsche Girozentrale
Silke Schuster-Müller, Kultur- und Wissenschaftsförderung
Tel. 069 71 47 34 14 / E-Mail silke.schuster-mueller (at) dekabank.de
Valerie Klemm, Presse und Medien
Tel. 069 71 47 15 56 / E-Mail valerie.klemm (at) dekabank.de

  • Preisträger   
    • Foto: Roland Halbe / ARTUR IMAGES
      Preisträger
      Torre Agbar
      2005, von Jean Nouvel, b720 Arquitectos, Barcelona (E)
      Foto: Roland Halbe / ARTUR IMAGES
  • Anerkennungen