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nextroom fragt: Hemma Fasch
Hemma Fasch und Jakob Fuchs gründeten ihr Büro 1994, als Partner gehört Fred Hofbauer seit sieben Jahren dazu. Aufgefallen sind fasch&fuchs.architekten nicht nur in letzter Zeit mit Schulbauten, die neuen Konzepten folgen. Hemma Fasch im Interview mit Martina Pfeifer Steiner.
12. Dezember 2017
In welchen Bürostrukturen arbeiten Sie?
Jakob und ich arbeiten schon sehr lange zusammen. Bevor wir das eigene Büro gründeten waren wir beide Assistenten bei Helmut Richter an der TU Wien. Fred Hofbauer ist seit Beginn projektbezogen dabei und mittlerweile Partner. Unser Büro folgt auch räumlich einer total offenen Struktur, d.h. wir arbeiten gemeinsam mit dem Team in einem Großraumbüro. Es gibt jedoch zwei Räume für ungestörte Besprechungen, die etwas separiert sind. In der Zeit um Weihnachten finden dort die Mitarbeitergespräche statt: wie fühlen sie sich im Team, im Büroalltag, gibt es Probleme oder Erkenntnisse und Verbesserungsvorschläge? Wir versuchen schon ein möglichst hohes Maß an Mitarbeiterreflexionen zu erhalten. Es geht hier nicht um die Projekte, dazu sind die regelmäßigen „Mittwochs“-Besprechungen mit allen Projektteams da. Unser Büro ist seit ein paar Jahren relativ dicht mit Arbeit beschickt, da ist es wichtig, dass niemand unter die Räder kommt.
Konzeption und Entwicklung der Projekte liegen tendenziell bei Jakob und mir, jedenfalls werden alle Projekte bis zum Ende von uns mitbegleitet. Die Rollen von uns Dreien kristallisieren sich zwar heraus, doch sie verändern sich auch. Jeder hat Schwerpunkte, die er in den unterschiedlichen Phasen der Projekte einbringen kann.
Wir sind jetzt knapp zwanzig Leute, das ist gerade richtig. Wenn das Büro größer wäre, könnten wir nicht mehr so nahe an den Projekten sein. Zudem ist das nicht unsere Philosophie, da hätten wir selber keinen Spaß mehr daran. Ich möchte mich in jedem Projekt wiederfinden.
Was inspiriert Sie?
Wir haben in Wikipedia nachgelesen und „Eingebung, etwa einen unerwarteten Einfall oder einen Ausgangspunkt künstlerischer Kreativität“ gefunden. Das ist nicht unseres. Eine Konzeptfindung für ein Gebäude geht nicht über eine Einhauchung oder einen unerwarteten Einfall, sondern ist das Resultat einer intensiven und genauen Beschäftigung mit allen Randbedingungen und der bestmöglichen Lösung aller damit verbunden Aufgabenstellungen. Der Satz „form follows funktion“ ist für uns nach wie vor gültig, wenn dies weit genug ausgelegt wird. Wir versuchen immer eine Antwort für ein Projekt mit all seinen Parametern wie Nutzern, städtebaulicher Kontext, Einbettung in die Landschaft, zu finden. Nicht ein Entwurf, der von „oben drüber“ gestülpt wird, sondern ein Erarbeiten von unten heraus ist wichtig. Uns interessiert die gesellschaftliche Aufgabe bei jedem Projekt und wie man einen neuen Ansatz für Raumkonzepte finden kann, ob für Krankenhäuser oder Schulen. Wir wollen mit den Nutzern einen Weg gehen, auch wenn es immer nur ganz, ganz kleine neue Schritte sind. Gerade bei Schulen haben wir derzeit eine glückliche Situation, denn schon vom Ministerium, ÖISS, etc. aus gibt es die Intention, neue pädagogische Räume zu schaffen, da stehen die Türen offen.
Es ist uns auch wichtig viel anzuschauen, uns durch gebaute „starke“ Konzepte zu bewegen. Wir reisen gerne. Irgendetwas bleibt immer hängen, wenn man sich mit den großen Vorbildern beschäftigt oder die Biennale besucht. Welchen Einfluss das dann auf die Arbeit hat, ist wohl nicht messbar.
Was begrenzt die Verwirklichung Ihrer Visionen?
Ich will nun nicht mit Normen etc. anfangen, diese sind einfach Tatsache, jede Woche könnte man sich mit einer neuen auseinandersetzen. Aber darum geht es überhaupt nicht. Visionen können davon nicht begrenzt werden. In der Umsetzung wird es jedoch manchmal schwierig, wenn man beispielsweise an Bauherren gerät, die schon viele schlechte Erfahrungen gemacht haben und diesen negativen Riesenrucksack mitbringen. Das Bewusstsein wäre so wichtig, dass jedes Projekt ein Prototyp ist, eine gemeinsame Herausforderung für alle Beteiligten.
Mitunter gibt es auch das Phänomen, dass sich der Bauherr gar nicht mehr zu seiner eigentlichen Rolle deklarieren möchte, weil externe Strukturen aufgebaut wurden. Da hat man plötzlich mit Controllern zu tun, die das Projekt nicht ganzheitlich betrachten können und nur noch auf Ergebnisse schauen, die in der Exel-Liste verwertbar sind, und zum Schluss kommt dann ein Exel-Gebäude raus? Wir sollten keine visionsresistente Umgebung haben, wir brauchen eine begeisterungsfähige Bauherrschaft! Ein Gebäude wird in der Regel nur so gut, wie es der Bauherr zulässt. Wir hatten bisher viel Glück mit unseren AuftraggeberInnen.
Welches Ihrer Projekte möchten Sie hervorheben?
Gar keines – alle sind uns total wichtig! Jedes Projekt, das jetzt gerade bearbeitet wird, hat für sich eine Besonderheit und höchste Betreuungsintensität. Wir werden ja in der Regel nicht direkt beauftragt, unsere Projekte resultieren aus gewonnenen Wettbewerben. Damit sind wir in der Lage etwas zu entwickeln, was wir für richtig halten. Wenn sich das mit den Vorstellungen der Bauherrschaft trifft, ist schon mal eine gute Basis vorhanden. Dadurch gibt es einen gewissen Schutz für das Spezielle im Projekt, und – ich glaube schon sagen zu können – unsere Wettbewerbsprojekte unterscheiden sich von den umgesetzten in der Regel nur marginal.
Worüber sollten ArchitektInnen reden, einen Diskurs anzetteln?
Da gibt es so Vieles! Eines der wichtigsten Themen ist für uns momentan, dass wir nicht nur untereinander reden sollten, sondern dass der Architekturdiskurs öffentlich stattfinden müsste. Die Printmedien in Österreich, beispielsweise, schreiben viel über Musik, Kunst aber wenig über Architektur. Selbst im Kultursender Ö1 gibt es keine regelmäßigen Sendungen mehr, wie z. B. früher „Der Baukasten“ von Liesbeth Wächter-Böhm. Wenn man sich durch die Stadt bewegt, ist man von Architektur und Städtebau umgeben! Darüber sollte mehr öffentlich gesprochen werden. Wir sollten das auch viel intensiver mit der Politik diskutieren, möglicherweise würde das zu einem Bewusstsein führen, dass Baukultur maßgeblich zur Identität eines Landes beiträgt.
Und nachgeschaltet: Wie traurig schaut derzeit im generellen der Wohnbau aus! Das ist ein systemisches Problem, das man unbedingt kritisch öffentlich diskutieren muss. Wohnungen sind nicht Orte der Verwahrung, sondern Orte der individuellen Entfaltung in einer Gemeinschaft.
Jakob und ich arbeiten schon sehr lange zusammen. Bevor wir das eigene Büro gründeten waren wir beide Assistenten bei Helmut Richter an der TU Wien. Fred Hofbauer ist seit Beginn projektbezogen dabei und mittlerweile Partner. Unser Büro folgt auch räumlich einer total offenen Struktur, d.h. wir arbeiten gemeinsam mit dem Team in einem Großraumbüro. Es gibt jedoch zwei Räume für ungestörte Besprechungen, die etwas separiert sind. In der Zeit um Weihnachten finden dort die Mitarbeitergespräche statt: wie fühlen sie sich im Team, im Büroalltag, gibt es Probleme oder Erkenntnisse und Verbesserungsvorschläge? Wir versuchen schon ein möglichst hohes Maß an Mitarbeiterreflexionen zu erhalten. Es geht hier nicht um die Projekte, dazu sind die regelmäßigen „Mittwochs“-Besprechungen mit allen Projektteams da. Unser Büro ist seit ein paar Jahren relativ dicht mit Arbeit beschickt, da ist es wichtig, dass niemand unter die Räder kommt.
Konzeption und Entwicklung der Projekte liegen tendenziell bei Jakob und mir, jedenfalls werden alle Projekte bis zum Ende von uns mitbegleitet. Die Rollen von uns Dreien kristallisieren sich zwar heraus, doch sie verändern sich auch. Jeder hat Schwerpunkte, die er in den unterschiedlichen Phasen der Projekte einbringen kann.
Wir sind jetzt knapp zwanzig Leute, das ist gerade richtig. Wenn das Büro größer wäre, könnten wir nicht mehr so nahe an den Projekten sein. Zudem ist das nicht unsere Philosophie, da hätten wir selber keinen Spaß mehr daran. Ich möchte mich in jedem Projekt wiederfinden.
Was inspiriert Sie?
Wir haben in Wikipedia nachgelesen und „Eingebung, etwa einen unerwarteten Einfall oder einen Ausgangspunkt künstlerischer Kreativität“ gefunden. Das ist nicht unseres. Eine Konzeptfindung für ein Gebäude geht nicht über eine Einhauchung oder einen unerwarteten Einfall, sondern ist das Resultat einer intensiven und genauen Beschäftigung mit allen Randbedingungen und der bestmöglichen Lösung aller damit verbunden Aufgabenstellungen. Der Satz „form follows funktion“ ist für uns nach wie vor gültig, wenn dies weit genug ausgelegt wird. Wir versuchen immer eine Antwort für ein Projekt mit all seinen Parametern wie Nutzern, städtebaulicher Kontext, Einbettung in die Landschaft, zu finden. Nicht ein Entwurf, der von „oben drüber“ gestülpt wird, sondern ein Erarbeiten von unten heraus ist wichtig. Uns interessiert die gesellschaftliche Aufgabe bei jedem Projekt und wie man einen neuen Ansatz für Raumkonzepte finden kann, ob für Krankenhäuser oder Schulen. Wir wollen mit den Nutzern einen Weg gehen, auch wenn es immer nur ganz, ganz kleine neue Schritte sind. Gerade bei Schulen haben wir derzeit eine glückliche Situation, denn schon vom Ministerium, ÖISS, etc. aus gibt es die Intention, neue pädagogische Räume zu schaffen, da stehen die Türen offen.
Es ist uns auch wichtig viel anzuschauen, uns durch gebaute „starke“ Konzepte zu bewegen. Wir reisen gerne. Irgendetwas bleibt immer hängen, wenn man sich mit den großen Vorbildern beschäftigt oder die Biennale besucht. Welchen Einfluss das dann auf die Arbeit hat, ist wohl nicht messbar.
Was begrenzt die Verwirklichung Ihrer Visionen?
Ich will nun nicht mit Normen etc. anfangen, diese sind einfach Tatsache, jede Woche könnte man sich mit einer neuen auseinandersetzen. Aber darum geht es überhaupt nicht. Visionen können davon nicht begrenzt werden. In der Umsetzung wird es jedoch manchmal schwierig, wenn man beispielsweise an Bauherren gerät, die schon viele schlechte Erfahrungen gemacht haben und diesen negativen Riesenrucksack mitbringen. Das Bewusstsein wäre so wichtig, dass jedes Projekt ein Prototyp ist, eine gemeinsame Herausforderung für alle Beteiligten.
Mitunter gibt es auch das Phänomen, dass sich der Bauherr gar nicht mehr zu seiner eigentlichen Rolle deklarieren möchte, weil externe Strukturen aufgebaut wurden. Da hat man plötzlich mit Controllern zu tun, die das Projekt nicht ganzheitlich betrachten können und nur noch auf Ergebnisse schauen, die in der Exel-Liste verwertbar sind, und zum Schluss kommt dann ein Exel-Gebäude raus? Wir sollten keine visionsresistente Umgebung haben, wir brauchen eine begeisterungsfähige Bauherrschaft! Ein Gebäude wird in der Regel nur so gut, wie es der Bauherr zulässt. Wir hatten bisher viel Glück mit unseren AuftraggeberInnen.
Welches Ihrer Projekte möchten Sie hervorheben?
Gar keines – alle sind uns total wichtig! Jedes Projekt, das jetzt gerade bearbeitet wird, hat für sich eine Besonderheit und höchste Betreuungsintensität. Wir werden ja in der Regel nicht direkt beauftragt, unsere Projekte resultieren aus gewonnenen Wettbewerben. Damit sind wir in der Lage etwas zu entwickeln, was wir für richtig halten. Wenn sich das mit den Vorstellungen der Bauherrschaft trifft, ist schon mal eine gute Basis vorhanden. Dadurch gibt es einen gewissen Schutz für das Spezielle im Projekt, und – ich glaube schon sagen zu können – unsere Wettbewerbsprojekte unterscheiden sich von den umgesetzten in der Regel nur marginal.
Worüber sollten ArchitektInnen reden, einen Diskurs anzetteln?
Da gibt es so Vieles! Eines der wichtigsten Themen ist für uns momentan, dass wir nicht nur untereinander reden sollten, sondern dass der Architekturdiskurs öffentlich stattfinden müsste. Die Printmedien in Österreich, beispielsweise, schreiben viel über Musik, Kunst aber wenig über Architektur. Selbst im Kultursender Ö1 gibt es keine regelmäßigen Sendungen mehr, wie z. B. früher „Der Baukasten“ von Liesbeth Wächter-Böhm. Wenn man sich durch die Stadt bewegt, ist man von Architektur und Städtebau umgeben! Darüber sollte mehr öffentlich gesprochen werden. Wir sollten das auch viel intensiver mit der Politik diskutieren, möglicherweise würde das zu einem Bewusstsein führen, dass Baukultur maßgeblich zur Identität eines Landes beiträgt.
Und nachgeschaltet: Wie traurig schaut derzeit im generellen der Wohnbau aus! Das ist ein systemisches Problem, das man unbedingt kritisch öffentlich diskutieren muss. Wohnungen sind nicht Orte der Verwahrung, sondern Orte der individuellen Entfaltung in einer Gemeinschaft.
»nextroom fragt« ist ein neues Format für die in der nextroom Architekturdatenbank vertretenen PlanerInnen und Planer, das Raum für eine übergeordnete Eigenpräsentation schafft. Fünf gleichbleibende Fragen laden ein, Einblicke in den Arbeitsalltag und die Bedingungen für Architektur zu geben - ungeachtet ob aus der Sicht junger oder arrivierter, großer oder kleiner Büros.