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nextroom fragt: Harald Hatschenberger
Design ist für destilat ein Prozess ohne Anfang und Ende, ein Feld von großer Neugier, ein Depot von Ideen. Die Essenz dieses Prozesses ist das Produkt. Konzentriert, reduziert – destilliert. Das Design Studio für Innenarchitektur und Möbeldesign bewegt sich in diesem kreativen Umfeld irgendwo zwischen Altem und dem Neuen. Harald Hatschenberger im Interview mit Martina Pfeifer Steiner.
20. Februar 2018
In welchen Bürostrukturen arbeiten Sie?
Die Besonderheit bei destilat Design Studio ist die Aufgabenteilung. Ich bin für den kreativen Part hauptverantwortlich, Thomas Neuber ist Betriebswirt und regelt das Geschäftliche, also Organisation und vor allem Marketing, und Henning Weimer kommt aus der Design- bzw. Möbelbranche und ist der Experte, wenn es um Handelsware und Akquisition geht. Diese Aufgabenteilung ist für uns optimal, weil jeder am besten im eigenen Fachbereich und mit seinen speziellen Talenten arbeitet. Unsere mittlerweile unentbehrlichen Mitarbeiterinnen Sophie Kessler und Magdalena Haas komplettieren das Team.
Wir starteten vor über zehn Jahren als Möbeldesigner und „departure“, die Förderung für Unternehmen der Wiener Kreativwirtschaft, lockte uns von Linz nach Wien. Damit gründeten wir destilat und verwirklichten „Grandma“, „Grandpa“ und „Aunty“, ein minimalistisches, wandelbares Beistellmöbel, ursprünglich Teil meiner Diplomarbeit. Es blieb jedoch bei Kleinserien und so haben wir uns zunehmend der Innenarchitektur gewidmet. Wir machen eigentlich alles was den dreidimensionalen Raum betrifft. Das beginnt bei Privatwohnungen, auch Hochbauprojekte und reicht bis zu Konzepten für Shops und Corporate Architecture. Der Auftrag der Niederösterreichischen Versicherung alle vierzig Kundenbüros und das Foyer der Zentrale in St. Pölten zu gestalten, kam beispielsweise über Empfehlung der Werbeagentur, die für die Kampagne der NÖ-Versicherung verantwortlich war. Ansonsten finden uns die KundInnen außer über Mundpropaganda vor allem durch unseren Internetauftritt. Wir sind ja ein sehr kleines Büro und haben doch große Öffentlichkeitswirkung, weil Marketing bei uns sehr professionell abläuft.
Was inspiriert Sie?
Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, kann grundsätzlich durch jeden Informationssplitter inspiriert werden. Konkret sind es für mich schon die Reisen und ich habe Glück, dass meine Frau ebenso tickt. Sie ist Fotografin und wir suchen uns entsprechende Ziele. Da empfinden wir extreme Natur, wie den Winter in Grönland oder die Wüste in Namibia genauso faszinierend wie Megacities in Asien, zum Beispiel Tokio. Heutzutage sind wir derartig vernetzt, nahezu jede beliebige Information ist sofort abrufbar, aber der Aspekt des unmittelbaren Erlebens fehlt dabei eben doch.
Was begrenzt die Verwirklichung Ihrer Visionen?
In unserer Arbeit sind ja sehr viele Parameter vorgegeben, weil wir meist eine bestehende Struktur oder Architektur vorfinden. Die Briefings sind oft äußerst ausführlich und der Handlungsspielraum eingeschränkt. Doch wir betrachten die engen Rahmenbedingungen als Herausforderungen, die durchaus die Qualität der Projekte hervorbringen, das ist sehr spannend. Gelegentlich gibt es schon Aufträge, bei denen wir - abgesehen von statischen Gegebenheiten - vollkommen freie Hand haben. Das ist natürlich auch einmal eine schöne Abwechslung.
Welches Ihrer Projekte möchten Sie hervorheben?
Beim Restaurant zweier junger Haubenköche in Linz forderte das äußerst enge Budgetkorsett ein sorgsames Abwägen jeder Maßnahme unter der Prämisse „Weniger ist Mehr“. Mit gezielten Interventionen im denkmalgeschützten Ambiente konnten wir ein Maximum herausholen. Die zentrale Herausforderung beim Rossbarth war die räumliche Qualität der heruntergekommenen Substanz wiederherzustellen. Abgehängte Decken wurden entfernt, um die Gewölbe sichtbar zu machen, die Oberflächen wie Wände und Boden behutsam restauriert und soweit wie möglich erhalten. Das Konzept funktioniert sehr gut. Auch die Leuchten entsprechen beispielsweise dem Low-Budget-Prinzip. Wir kauften die komplette Charge alter Lampenschirm-Drahtgestelle im Geschäft um die Ecke auf und machten mit wenig Aufwand etwas Neues daraus.
Worüber sollten ArchitektInnen reden, einen Diskurs anzetteln?
Das „Weniger ist Mehr“ beschäftigt mich permanent. Wir haben mitunter Kunden, die sich einiges leisten können und wollen. Da stellt sich wirklich die Frage: Ist es Luxus möglichst viele Dinge zu haben? Oder wäre es wertvoller, Raum für andere Entfaltungsmöglichkeiten frei zu lassen. Ganze Schrankräume sind voller Zeug, das mitunter nur belastet. Diese Diskussion könnte wohl ein neues Bewusstsein schaffen und ist auch gesellschaftlich relevant.
Die Renovierung einer klassischen Wiener Altbauwohnung haben wir unlängst unter die Prämisse der Nachhaltigkeit gestellt und dafür den Großteil der Möbel über „Second Hand“- Kanäle besorgt. Ein wenig Zeit brauchte es zwar, bis wir diese Objekte mit ihrem speziellen Charakter gefunden hatten, und wir wollten das auch nicht zu verkrampft sehen. Ein neues Sofa und die Küche in unserem Design durften dabei sein. Aber Fragestellungen wie – Was brauche ich wirklich? – und – Muss es immer neu produziert sein? – sollten uns mehr beschäftigen.
Die Besonderheit bei destilat Design Studio ist die Aufgabenteilung. Ich bin für den kreativen Part hauptverantwortlich, Thomas Neuber ist Betriebswirt und regelt das Geschäftliche, also Organisation und vor allem Marketing, und Henning Weimer kommt aus der Design- bzw. Möbelbranche und ist der Experte, wenn es um Handelsware und Akquisition geht. Diese Aufgabenteilung ist für uns optimal, weil jeder am besten im eigenen Fachbereich und mit seinen speziellen Talenten arbeitet. Unsere mittlerweile unentbehrlichen Mitarbeiterinnen Sophie Kessler und Magdalena Haas komplettieren das Team.
Wir starteten vor über zehn Jahren als Möbeldesigner und „departure“, die Förderung für Unternehmen der Wiener Kreativwirtschaft, lockte uns von Linz nach Wien. Damit gründeten wir destilat und verwirklichten „Grandma“, „Grandpa“ und „Aunty“, ein minimalistisches, wandelbares Beistellmöbel, ursprünglich Teil meiner Diplomarbeit. Es blieb jedoch bei Kleinserien und so haben wir uns zunehmend der Innenarchitektur gewidmet. Wir machen eigentlich alles was den dreidimensionalen Raum betrifft. Das beginnt bei Privatwohnungen, auch Hochbauprojekte und reicht bis zu Konzepten für Shops und Corporate Architecture. Der Auftrag der Niederösterreichischen Versicherung alle vierzig Kundenbüros und das Foyer der Zentrale in St. Pölten zu gestalten, kam beispielsweise über Empfehlung der Werbeagentur, die für die Kampagne der NÖ-Versicherung verantwortlich war. Ansonsten finden uns die KundInnen außer über Mundpropaganda vor allem durch unseren Internetauftritt. Wir sind ja ein sehr kleines Büro und haben doch große Öffentlichkeitswirkung, weil Marketing bei uns sehr professionell abläuft.
Was inspiriert Sie?
Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, kann grundsätzlich durch jeden Informationssplitter inspiriert werden. Konkret sind es für mich schon die Reisen und ich habe Glück, dass meine Frau ebenso tickt. Sie ist Fotografin und wir suchen uns entsprechende Ziele. Da empfinden wir extreme Natur, wie den Winter in Grönland oder die Wüste in Namibia genauso faszinierend wie Megacities in Asien, zum Beispiel Tokio. Heutzutage sind wir derartig vernetzt, nahezu jede beliebige Information ist sofort abrufbar, aber der Aspekt des unmittelbaren Erlebens fehlt dabei eben doch.
Was begrenzt die Verwirklichung Ihrer Visionen?
In unserer Arbeit sind ja sehr viele Parameter vorgegeben, weil wir meist eine bestehende Struktur oder Architektur vorfinden. Die Briefings sind oft äußerst ausführlich und der Handlungsspielraum eingeschränkt. Doch wir betrachten die engen Rahmenbedingungen als Herausforderungen, die durchaus die Qualität der Projekte hervorbringen, das ist sehr spannend. Gelegentlich gibt es schon Aufträge, bei denen wir - abgesehen von statischen Gegebenheiten - vollkommen freie Hand haben. Das ist natürlich auch einmal eine schöne Abwechslung.
Welches Ihrer Projekte möchten Sie hervorheben?
Beim Restaurant zweier junger Haubenköche in Linz forderte das äußerst enge Budgetkorsett ein sorgsames Abwägen jeder Maßnahme unter der Prämisse „Weniger ist Mehr“. Mit gezielten Interventionen im denkmalgeschützten Ambiente konnten wir ein Maximum herausholen. Die zentrale Herausforderung beim Rossbarth war die räumliche Qualität der heruntergekommenen Substanz wiederherzustellen. Abgehängte Decken wurden entfernt, um die Gewölbe sichtbar zu machen, die Oberflächen wie Wände und Boden behutsam restauriert und soweit wie möglich erhalten. Das Konzept funktioniert sehr gut. Auch die Leuchten entsprechen beispielsweise dem Low-Budget-Prinzip. Wir kauften die komplette Charge alter Lampenschirm-Drahtgestelle im Geschäft um die Ecke auf und machten mit wenig Aufwand etwas Neues daraus.
Worüber sollten ArchitektInnen reden, einen Diskurs anzetteln?
Das „Weniger ist Mehr“ beschäftigt mich permanent. Wir haben mitunter Kunden, die sich einiges leisten können und wollen. Da stellt sich wirklich die Frage: Ist es Luxus möglichst viele Dinge zu haben? Oder wäre es wertvoller, Raum für andere Entfaltungsmöglichkeiten frei zu lassen. Ganze Schrankräume sind voller Zeug, das mitunter nur belastet. Diese Diskussion könnte wohl ein neues Bewusstsein schaffen und ist auch gesellschaftlich relevant.
Die Renovierung einer klassischen Wiener Altbauwohnung haben wir unlängst unter die Prämisse der Nachhaltigkeit gestellt und dafür den Großteil der Möbel über „Second Hand“- Kanäle besorgt. Ein wenig Zeit brauchte es zwar, bis wir diese Objekte mit ihrem speziellen Charakter gefunden hatten, und wir wollten das auch nicht zu verkrampft sehen. Ein neues Sofa und die Küche in unserem Design durften dabei sein. Aber Fragestellungen wie – Was brauche ich wirklich? – und – Muss es immer neu produziert sein? – sollten uns mehr beschäftigen.
»nextroom fragt« ist ein neues Format für die in der nextroom Architekturdatenbank vertretenen PlanerInnen und Planer, das Raum für eine übergeordnete Eigenpräsentation schafft. Fünf gleichbleibende Fragen laden ein, Einblicke in den Arbeitsalltag und die Bedingungen für Architektur zu geben - ungeachtet ob aus der Sicht junger oder arrivierter, großer oder kleiner Büros.