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Barbara Poberschnigg – Reduktion
28. Juli 2020 - Martina Pfeifer Steiner
"Mein Leben, vor allem auch beruflich, basiert immer wieder auf Reduktion. Das bedeutet: Reflektieren und Zurückschauen auf das was sich angesammelt hat, materiell wie ideell, und sich immer wieder befreien – von Dingen, von Umständen, sich Raum schaffen. Auch unser Entwurfsprozess basiert im Wesentlichen auf Reduktion. Es gibt die Ideen, dann das Sprudeln beim Brainstorming im Team, alles wird umgerührt. Mit dem Hinterfragen kommt Neues dazu und ersetzt vieles, das verworfen wird. Die Reduktion auf das Wesentliche ermöglichte auch mein Lieblingsprojekt ‚HERberge für Menschen auf der Flucht’ zu verwirklichen, das eigentlich der Grundstein für STUDIO LOIS war. In gewinnorientierter Konstellation wäre es schwierig, sich auf solche Prozesse einzulassen. Mit einem total geringen Budget hatten wir die Freiheit so viel wie möglich daraus zu machen. Der Schlüssel war Kommunikation. Bauen mit dem, was anderen ‚übrig‘ ist. Wir verwendeten Baustoffe die als ‚second class‘ gelten, Auslaufmodelle, aus Sonderproduktionen stammten. Wir haben durch die ganze Welt telefoniert, vieles günstiger, teilweise gratis bekommen. Bei der Einrichtung starteten wir mit einem Nullbudget eine beispiellose Aktion: Gebrauchtmöbel und ein Selbstbausystem, vom heimischen Tischler zugeschnitten, von 200 Freiwilligen quer durch alle sozialen Schichten und Altersklassen an einem Wochenende zusammengebaut, ermöglichten die wohnliche Adaptierung der Zimmer für 130 Leute.
Braucht man das? Kann es auch anders sein? Durch Nachdenken und Reden sind alle Knoten zu lösen. Wie bei unserem letzten, sehr komplexen Bildungsbau der Schulen Kettenbrücke. Mit dem ‚Ausmisten‘ von überholten Vorstellungen und mit Raumstrukturen, die offen und flexibel sind, bewegte sich auch in den Köpfen aller Beteiligten einiges."
Barbara Poberschnigg, geb. 1969, STUDIO LOIS, Innsbruck. Reduktion und ständiges Hinterfragen waren beim Projekt ‚HERberge für Menschen auf der Flucht’ die Voraussetzungen, um mit dem knappen Budget ein Maximum an Wohnqualität zu ermöglichen.
Braucht man das? Kann es auch anders sein? Durch Nachdenken und Reden sind alle Knoten zu lösen. Wie bei unserem letzten, sehr komplexen Bildungsbau der Schulen Kettenbrücke. Mit dem ‚Ausmisten‘ von überholten Vorstellungen und mit Raumstrukturen, die offen und flexibel sind, bewegte sich auch in den Köpfen aller Beteiligten einiges."
Barbara Poberschnigg, geb. 1969, STUDIO LOIS, Innsbruck. Reduktion und ständiges Hinterfragen waren beim Projekt ‚HERberge für Menschen auf der Flucht’ die Voraussetzungen, um mit dem knappen Budget ein Maximum an Wohnqualität zu ermöglichen.
Reduktion – Option – Wandel, das sind die Impulswörter der zweiten Staffel bei »nextroom fragt«. Wie reagieren die auf nextroom vertretenen Architekturschaffenden darauf? Martina Pfeifer Steiner holt die Statements ein.
Bauwerke