Beitrag
Elias Molitschnig ist Mitarbeiter der Kärntner Landesregierung. Hier ist er zuständig für kommunale Bauvorhaben und Baukultur. Er sieht die Stärkung der Ortskerne als einen wichtigen Impuls für die Entwicklung des ländlichen Raumes und unterstützt die Gemeinden dabei, Leerstand zu aktivieren und Ortskerne zu stärken.
Auch die Kärntner Gemeinde Oberdrauburg hat er von der Idee bis zur Umsetzung beratend dabei begleitet, den neuen Veranstaltungssaal nicht auf der grünen Wiese, sondern auf einem bestehenden Supermarkt zu errichten. Das von der Klagenfurter Architektin Eva Rubin entworfene Gebäude wurde zuletzt mit dem Kärntner Holzbaupreis ausgezeichnet.
Im Gespräch erzählt Elias Molitschnig, welche Rolle er bei solchen Projekten übernimmt und warum er einen Lehrgang für Baukultur, Raumplanung und Ortsentwicklung in Kärnten ins Leben gerufen hat.
Auch die Gemeinde Oberdrauburg hat sich ein Jahr lang intensiv mit ihrem Ortskern beschäftigt. Und eine der Maßnahmen war, einen Veranstaltungssaal zu bauen. Es gab erst die Überlegungen, diesen am Ortsrand zu errichten. Doch dann entstand die Idee, das Drauforum auf das Dach des bestehenden Supermarkts zu setzen.
Wir haben dabei eine beratende und begleitende Rolle übernommen, stark koordinierend mit den anderen Fachdienststellen. Wir konnten die Gemeinde auch davon überzeugen, einen Architekturwettbewerb durchzuführen. Dieser brachte ein beeindruckendes Ergebnis hervor: eine Architektur, die auf der einen Seite reduziert und zurückgenommen und zugleich irrsinnig komplex ist. Das Projekt hat unglaubliche architektonische Qualitäten.
Man kann ja über Nachverdichtung und Innenentwicklung reden und jeder wird einem dann kopfnickend beipflichten. Aber es gibt sehr selten Projekte, die das so positiv verkörpern. Für viele in der Bevölkerung ist Nachverdichtung negativ besetzt, weil das auch heißt: mehr bauliche Masse, noch mehr Versiegelung, weniger Licht. Wenn man dann so ein Projekt wie das in Oberdrauburg zeigt, dann fragen sich alle, warum man das nicht von vornherein so gemacht hat. Und das macht es so genial.
Ein wichtiger Punkt meiner Arbeit ist, die Gemeinden zu überzeugen, diesen Weg zu gehen und für diese Prozesse Geld aufzustellen – mit ihnen so lange zu diskutieren, bis allen klar ist, warum das so gut ist. Ich bin dann so lange dabei, bis das (Planungs-)Team steht, bis ein gewisses Vertrauensverhältnis herrscht und die Finanzierungen geklärt sind.
Vor zwei Jahren haben wir den Lehrgang für Baukultur, Raumplanung und Ortsentwicklung in Kärnten ins Leben gerufen. Wir haben gemerkt, dass es einen Bedarf an Weiterbildung gibt. Man möchte sich Wissen aneignen, um entscheiden zu können, ob man eine Fläche umwidmet oder ob man dies und das baut. Dieser Lehrgang richtet sich an Menschen aus der Politik, Verwaltung und Planung. Diese drei Personengruppen müssen gut miteinander arbeiten können, damit ein so tolles Projekt dabei herauskommt wie in Oberdrauburg. Durch den Lehrgang gelangen immer mehr Menschen zu viel Wissen über Baukultur und Raumplanung und es entsteht ein starkes Netzwerk. In den letzten zwei Jahren haben in Summe schon 65 Leute daran teilgenommen. Das ist bei 132 Gemeinden schon eine wichtige kritische Masse. Derzeit findet das Konzept bereits in mehreren Bundesländern Nachahmer – das war auch unser Ziel!
Elias Molitschnig ist Architekt und Mitarbeiter der Kärntner Landesregierung. Hier ist er zuständig für kommunale Bauvorhaben und Baukultur. 2022 hat er den Lehrgang Baukultur, Raumplanung und Ortsentwicklung in Kärnten ins Leben gerufen. Das Angebot richtet sich an Personen aus der Politik, Verwaltung und Planung und trifft auf reges Interesse auch in anderen Bundesländern.